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Wissenschaftliche Politikberatung im Spannungsfeld von Wertwandel und Legitimationskrise

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Arbeitsperspektiven angewandter Sozialwissenschaft

Part of the book series: Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung ((BEISOFO,volume 70))

Zusammenfassung

Das Thema Politikberatung durch Sozialwissenschaft hat in jüngster Zeit wieder neue Aktualität gewonnen. Zum einen mehren sich die Anzeichen für verstärkte Legitimationsdefizite staatlichen Handelns, dessen Träger von der Sozialwissenschaft Erklärungen oder Deutungsmuster dieses Vertrauensentzuges erwarten. Zum zweiten versagen immer häufiger traditionelle Formen und Mechanismen sozialer Konfliktlösung, so daß der Ruf nach “neuen Konsensstrategien” an die Sozialwissenschaft herangetragen wird. Schließlich ist die Welt nicht einfacher, sondern immer komplexer geworden. Die Konsequenzen und Nebenfolgen politischer Entscheidungen sind vom politischen Entscheidungsträger kaum mehr zu übersehen; wissenschaftliche Politikberatung ist gefordert, um Transparenz über die Auswirkungen von politischen Maßnahmen zu erzielen. Gleichzeitig hat sich die Sensibilität der Bevölkerung für “unbeabsichtigte” Nebenwirkungen verstärkt.

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Anmerkungen

  1. vgl.: “Gerade sozialwissenschaftliche Disziplinen nehmen dabei unter den für hochindustrialisierte Gesellschaften kennzeichnenden Wirtschafts- und Legitimationskrisen eine zunehmend wichtigere Rolle für eine Bestandssicherungsstrategie des Systems i.S. einer Frühwarnfunktion ein. Vor allem die Frage der Adäquanz und Akzeptanz von sozial- und wirtschaftspolitischen Interventionsmaßnahmen des Staates läßt sich aufgrund der zunehmenden intersektoralen Problemverflechtung mit dem in der Administration vorhandenen Wissens- und Erfahrungsschatz nicht mehr hinreichend beurteilen. Dies hat zur Folge, daß die Integration von z.B. sozialwissenschaftlichen Informationen in den administrativen Wissens- und Problemlösungskontext für den Staat zur Aufrechterhaltung und Regelung, vor allem des sozialen Systemsbestandes, immer notwendiger wird.” aus W. Bruder: Sozialwissenschaften und Politikberatung. Opladen 1980. S. 19

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  2. vgl. auch: R. Jochimsen: Planung des Staates in der technischen Welt. In: Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Nr. 85. Bonn 1972

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  3. Wissenschaftliche Politikberatung als Legitimationsinstrument anzusehen ist sicherlich etwas überspitzt formuliert. Neben Legitimation wird in der Literatur noch “militärische Überlegenheit”, “ökonomischer und technischer Fortschritt”, “Konsequenzanalyse von politischen Entscheidungen” und “Verbesserung der Umweltqualität” genannt (etwa bei J.J. Salomon: Science Policy Studies and the Development of Science Policy. In: Science, Technology and Society. A Cross-Disciplinary Perspective, hrg. von I. Spiegel-Rösing und D. de Solla Price. London, Beverly Hills 1977). -Im Sinne der ökonomischen Theorie der Politik dienen aber auch diese instrumenteilen Ziele zur Legitimation der eigenen Herrschaft, um durch programmatische Zielerfüllung Anerkennung und Vertrauen in der Bevölkerung zu schaffen.

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  4. “Ich behaupte deshalb, daß die Verwissenschaftlichung gesellschaftlicher Institutionen, d.h. der d-e-institutio-nalisierende Effekte der Ausweitung der Wissenschaft, unzertrennbar verbunden ist mit der Politisierung der Wissenschaft. Die Politisierung der Wissenschaft ist der Sonderfall der de-institutionalisierenden Wirkung der Verwissenschaftlichung auf die Wissenschaft selbst”. Peter Wöingart: Wissenschaft im Konflikt zur Gesellschaft — zur De- Institutionalisierung der Wissenschaft. In: Technikfolgen und Sozialer Wandel. Zur politischen Steuerbarkeit der Technik, hrg. von J. von Kruedener und von K. von Schubert. Köln 1981. S. 210

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  5. vgl. meine Ausführungen zur Rationalisierung und Moralisierung der Wissenschaft in: Die sanfte Revolution. Zukunft ohne Zwang? Essen 1980. S. 171 ff vgl. auch: “Es muß betont werden, das diese Experten eine faktische Beratungs- und/oder eine ‘symbolische’ Legitimierungsfunktion haben”. P. Weingart, Wissenschaft im Konflikt zur Gesellschaft, a.a.O.. S. 216

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  6. Diese Überlegungen zum generellen Austauschverhältnis zwischen Politik und Öffentlichkeit beruhen im wesentlichen auf der Systemtheorie Talcott Parsons. Dort wird auch genauer beschrieben, unter welchen Bedingungen die “Verlierer” bei politischen Entscheidungen den politischen Output akzeptieren, bzw. wann Sie dagegen Widerstand leisten. Vgl. T. Parsons: Zur Theorie sozialer Systeme, hrg. von S. Jensen, Opladen 1976. S. 275 ff, insbesondere S. 287

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  7. Vgl. dazu die Ausführungen von N. Luhmann: “Ich spreche im folgenden von Wissenschaftssystem und von Anwendungssyste men und setze voraus, daß auf beiden Seiten relativ konstante Selektionshorizonteeundd Orientierungs-strukturen bestehen, die den Entscheidungsprozeß steuern. Eine solche Differenzierung hat nur Sinn, wenn die Orientierungsstrukturen divergieren. Die Beziehung von Wissenschaftssystem und Anwendungssystemen ist deshalb nicht angemessen begriffen, wenn man das Ideal in der Minimierung von Differenzen sieht. Man muß sehen, daß Anwendungssysteme — seien es nun Politiksysteme, Wirtschaftsysteme. Militärsysteme, Erziehungssysteme — eigene Funktionen zu erfüllen haben, für die sie ausdifferenziert sind. Das gleiche gilt für das Wissenschaftssystem. Erkenntnis ist demnach keineswegs die einzige Form sinnvoller Selbst-Beschränkung des Handelns und auch nicht die Form, in die alle Selbst-Beschränkungen letztlich transformierbar sind.” N. Luhmann: Theoretische und praktische Probleme der an-wendungsbezogenen Sozialwissenschaft. In: Soziologische Aufklärung 3. Soziales System, Gesellschaft, Organisation. Opladen 1981. S. 321

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  8. Die Erkenntnisse der Wissenssoziologie, daß auch die Produktion von Wahrheit ihre sozialen Determinanten hat und damit kontextabhängig ist, hat häufig zu dem Mißverständnis geführt, daß der Anspruch der Wissenschaft auf Wahrheit obsolet geworden sei und daß sie demzufolge diesen Anspruch mit jedem anderen konkurrierenden Teilsystem teilen müsse. Zum einen kann sich ein Subsystem auf die Produktion von Wahrheit auch dann spezialisieren, wenn Wahrheit relativ ist, zum anderen lassen sich auch innerhalb eines sozialen Kontextes Regeln aufstellen, die eine Unterscheidung noch der Qualität der “Wahrheitsproduktion” zulassen. Weiter unten wird zusätzlich die These vertreten, daß Kontextabhängigkeit von Wahrheit weiter zu fassen ist als die Bandbreite eines interessenspezifischen Gültigkeitsrahmens, es also möglich ist, mit wissenschaftlicher Vorgehensweise über Intressenkonflikte hinweg Konsens zu erzielen. vgl. dazu: M. Mulkay: Wissen und Nutzen. Implikationen für die Wissenssoziologie. In: Wissenssoziologie. Sonderheft 22/1980 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, hrg. von N. Stehr und V. Meja. Opladen 1980. S. 52–72

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  9. ebenfalls dazu: W. Stark: Wissenssoziologie als Selbstkritik ebenda. S. 303–316 vgl. zu den Möglichkeiten der Qualitätsprüfung von Wissenschaft bei Relativität der Wahrheit: K. Fischer: Das Erklärungspotential der Wissenschaftssoziologie. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Heft 1, 1982. S. 54–68, insbesondere S. 54f

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  10. Vgl.: “From the policy-making perspective the issue presents itself as a dilemma. On the one hand assessment processes take place that pose a potential threat to political legitimacy in general and have to be channelled by policy makers. On the other hand, interference with the science system entails several dangers — that of violating one of the fundamental values of democratic political orders, the freedom of inquiry, teaching and speech, and arising from that of disruption to the science system through political controls implied in the social assessment of research the effects of which are by no means clear.” E. Mendelsohn, P. Weingart: The Social Assessment of Science: Issues and Perspectives. In: The Social Assessment of Science, hrg. von E. Mendelsohn, D. Nelkin and P. Weingart. 13. Report Wissenschaftsforschung. Bielefeld 1982

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  11. J. Habermas: Technik und Wissenschaft als ‘Ideologie’. 9. Auflage. Frankfurt 1978 (Original 1968)

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  12. Bei der Interpretation der drei Politik-Beratungsmodelle wurde auch auf die kurze Darstellung und Kritik bei W. Andritzky, U. Wahl-Terlinden: Mitwirkung von Bürgeriniativen an der Umweltpolitik. Forschungsbericht 77 des Umweltbundesamtes. Berlin 1978. S. 44–46, zurückgegriffen.

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  13. Die Möglichkeiten einer korrektiven und integrativen Funktion von Wissenschaft, insbesondere ihre Fähigkeit, als unparteiisches Entscheidungsgremium zwischen den divergierenden Interessen der einzelnen Gruppen zu wirken, indem sie Forderungen an den Tatsachenzusammenhängen mißt, ist die zentrale Aussage der Argumentation von F.H. Tenbruck: Regulative Funktionen der Wissenschaft in der pluralistischen Gesellschaft. In: Die Rolle der Wissenschaft in der modernen Gesellschaft, hrg. von H. Scholz. Berlin 1969. S. 61–85

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  14. Hierbei geht es weniger um die Frage nach der Relativität menschlichen Wissens, als um die Perzeption der Wissenschaft durch die Öffentlichkeit. In dem Maße, wie Wissenschaft ihre Dispute vor der Öffentlichkeit austrägt, wird ein Bild von Pluralität faktischen Wissens vermittelt. Peter Weingart schreibt dazu: “Wenn jedoch die Expertenmeinungen gerade eben im Hinblick auf Fragen des Risikos und der Vorteile der Forschung voneinander abweichen, hat die Öffentlichkeit keine Authorität mehr, an die sie sich wendet kann. Sie wird vielmehr in eine Auseinandersetzung hineingezogen, die innerhalb der Wissenschaft entsteht und bei der ‘eine Gruppe von Wissenschaftlern die Öffentlichkeit einer anderen geworden ist’ und an die Laienöffentlichkeit um Unterstützung appelliert.” (P. Weingart: Wissenschaft im Konflikt zur Gesellschaft, a.a.O. S. 215) vgl. auch H. und M. Hartmann: Vom Elend der Experten: Zwischen Akademisierung und Deprofessionalisierung. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Heft 2, 34 Jhrg. 1982. S. 193–223

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  15. Schon im Jahre 1968 wurde der Ruf nach Wissenschafts-Gerichtshöfe laut (z.B. A. Kontrowitz: Proposal for an Institution for Scientific Judgment. In: Science, Heft 156, 1968. S. 763f). So verständlich der Wunsch nach einer wissenschaftlichen Schlichtungsstelle sein mag, insbesondere wenn sich Expertentum durch die Pluralität von Wahrheit selbst als absurdum führt, so fragwürdig wäre eine Verwirklichung dieses Vorschlages: Experimentelle Nachprüfung von empirischen Ergebnissen ist wahrscheinlich aus finanziellen und organisatorischen Gründen kaum möglich, unterschiedliche Interpretationen von Fakten sind der wissenschaftlichen Kritik zwar zugänglich, sie sind aber kaum mehr in ein endgültiges Urteil faßbar, theoretische Modellannahmen zur Projektion künftigen Verhaltens oder zur Vorhersage von Ereignissen sind außer durch Abwarten kaum zu falsifizieren: es verbleibt im Grunde nur die Möglichkeit der Prüfung nach formalen Fehlern (Rechenfehler, falsche logische Ableitungen, falsche Zitate). Diese Beschränkung auf die Formalebene würde wahrscheinlich den Ritualisierungsprozeß der Wissenschaft noch verstärken.

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  16. vgl. dazu: A. Mazur: Science Courts. In: Minerva, Heft XVI (Spring) 1977. S. 1–15.

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  17. oder D. Nelkin: Thoughts on the Proposed Science Court. In: Harvard Newsletter on Science, Technology and Human Values. Heft 18, Januar 1977. S. 20–32,

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  18. vgl. H. und M. Hartmann: Vom Elend der Experten, a.a.O. S. 214

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  19. vgl. F.H. Tenbruck: Regulative Funktionen der Wissenschaft a.a.O. S. 75 ff

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  20. “Thus the breakdown of the more general credibility and trust proceeds apace. Given the character of technology more as an open-ended way than a single discrete entity, there is an inevitable and quite rational use of ‘social intuition’ and political judgement of credibility and trustworthiness by the public at large upon decision making processes and institutions, not specific technologies” B. Wynne: Technology, Risk and Participation. In: Society, Technology- and Risk Assessment, hrg. von J. Conrad. London, New York u.a. 1980, S. 196 vgl. auch meine Ausführungen in: Wahrnehmung und Akzeptanz technischer Risiken, Bd. I, Jül-Spez-97. Jülich 1981. S. 1.–6

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  21. vgl. allgemein dazu: N. Luhmann: Legitimation durch Verfahren. Neuwied, Berlin 1969

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  22. vgl. speziell zum vorliegenden Thema, insbesondere zur Verlagerung der Debatte auf Gerichtsentscheidungen und die sich daraus ergebenden Folgen: M. Pollack: Staat oder Markt, über die Perspektiven tech-nologie-politischer Kontrolle. In: Technik und Gesellschaft, Jahrbuch 1, hrg. von G. Bechmann u.a. Frankfurt (Main), New York 1982. S. 117–126

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  23. “For the appropriate assessment of the growing technological-societal protest which can be observed in most western industrialized countries, but not only there, it is important to recognize two developing countercurrent modes of reaction to the introduction of new technologies: apathy and protest. These are critical for the success of technological rationalization under the perspectives of system integration and social integration in like manner. In between lies the conscious dropping out of society which varies between retreat to religious or encounter groups and rural communes and other facets of the alternative movement.” J. Conrad: Changing Life-Styles: Econionic Stagnation, Postmaterialistic Values, and the Role of the Energy Debate. Contribution to the Third International Conference on Energy Use Management. Berlin. Oktober 1981, Topical Area “Economics and Changing Life-styles”. Manuskript. Berlin 1981. S. 18

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  24. vgl. H. Paschen, G. Bechmann, B. Wingert: Funktion und Leistungsfähigkeit des Technology Assessment (TA) im Rahmen der Technologiepolitik. In: Technikfolgen und Sozialer Wandel, hrg. von J. von Krüdener und K. von Schubert. Köln 1981. S. 78/79

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  25. Besonders gut dokumentiert ist die Situation von Wissenschaft und Politik in der Kernenergiedebatte. Dabei zeigen sich sehr ähnliche De-Legitimations- und De-professionalisierungs-tendenzen in fast allen westlichen Ländern. vgl. für USA: S.L. Del Sesto: Science, Politics and Controversy Civilian Nuclear Power in the United States 1946–1974. Boulder (Colorado) 1979. S. 164 ff und S. 218 ff

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  26. für östereich: H. Nowotny: Kernenergie: Gefahr oder Notwendigkeit. Anatomie eines Konfliktes. Frankfurt (Main) 1979

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  27. für Frankreich: A. Touraine u.a.: Die antinukleare Prophétie. Zukunfts-entwürfe einer sozialen Bewegung. Frankfurt (Main), New York 1982

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  28. für die Bundesrepublik Deutschland: H. Kitschelt: Kernenergiepoliktik. Arena eines gesellschaftlichen Konflikts. Frankfurt (Main), New York 1980

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  29. oder O. Renn: Risikowahrnehmung der Kernenergie. Frankfurt (Main), New York 1983

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  30. Vergleichende Untersuchungen: Countroversy — Politics of Technical Decisions, hrg. von D. Nelkin. Beverly Hills, London 1979

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  31. vgl. dazu: P.W. House, J. McLeod: Large-Scale Models for Policy Evaluation. New York, London u.a. 1977. S. 13–15

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  32. Eine ähnliche Typologie findet sich bei S.A. Lakoff: Scientists, Technology and Political Power. In: Science, Technology and Society, hrg. von I. Spiegel Rösing und D. de Solla Price. London, Berverly Hills 1977. S. 374 ff. Lakoff unterscheidet drei Modelle: advocats of support (374–376), advisers (S. 376/377) und adversaries (S. 377–375). Obwohl auch diese Politikberatungsmodelle als “intentional” verstanden werden, findet eine Mischung von strukturellen und intentionalen Elementen statt. So erscheint es mir nicht sinnvoll, advocats and adversaries zu unterscheiden, da beide sich bewußt als Vertreter einer Interessengruppe verstehen. Auch der Begriff des “Advisors” ist mehrdeutig: aus diesem Grund haben wir die Klassifikation “Puristen” vorgezogen.

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  33. Eine Darstellung des Selbstverständnisses und der Folgen für die öffentlichkeit beim Advokatenmodell findet sich sehr deutlich bei H. Nowotny: Kernenergie. Gefahr oder Notwendigkeit, a.a.O. S. 102 ff,S. 146 ff, S. 191 ff und S. 206 ff Die Hinwendung zum Advokaten-Modell wird z.B. gefordert bei: T. Ginsburg: Die Verantwortung des Wissenschaftlers heute. In: Wissenschaft auf Abwegen? Die Zukunft der wissenschaftlichen Vernunft, hrg. von M. Grupp. Fellbach 1980. S. 90–100.

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  34. vgl. auch H. Hülsmann: Atomare Energie und wissenschaftliche Verantwortung — Thema ohne Folgen? In: Kernenergie und Wissenschaftliche Verantwortung, hrg. von H. Hülsmann und R. Tschiedel. Kronberg/Ts 1977. S. 112–120

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  35. Es würde hier zu weit führen, die ganze Palette kritischer Anmerkungen zum “puristischen” Modell der Politikberatung aufzuführen. Für interessierte Leser sei das Buch von O. Ullrich: Technik und Herrschaft. Frankfurt 1977, insbesondere die S. 349–383, die kurze Einführung von R. Tschiedel: Exklusive Wissenschaft (In: Kernenergie und wissenschaftliche Verantwortung, a.a.O. S. 7–10)

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  36. oder das Buch von J.R. Ravetz: Scientific Knowledge and its Social Problems. Oxford 1971 empfohlen.

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  37. vgl. dazu die inzwischen klassischen Ausführungen von K.R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. 2., 5. Auflage. München 1977. S. 267–274.

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  38. Zur Frage der Offenheit der Forschung und ihrer funktionalen Identifikation und Autonomie ist auch die Entgegnung von I. Lakatos und A. Musgrave auf die Theorien von P. Feyerabend von Interesse (I. Lakatos und A. Musgrave: Criticsm and the Growth of Knowledge. Cambridge 1977. S. 91–196)

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  39. vgl. E. Shils: Faith, Utility, and the Legitimacy of Science. In: Science and its Public: The Changing Relationship, hrg. von G. Holton und W. Blampied. Dordrecht (Holland) 1976. S. 14

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  40. Das hier vorgeschlagene Modell baut weitgehend auf den Überlegungen von F.H. Tenbruck (Zur regulativen Funktion der Wissenschaft, a.a.O.), den entscheidungstheoretischen Arbeiten von Detlof von Winterfeld (D. v. Winterfeldt, W. Edwards: Patterns of Conflict about Risky Technologies. Research Paper under grant No. PA-8108638 of the National Science Foundation. University of Southern California, Los Angeles 1983),

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  41. den Ausführungen von 0. Rammstedt über soziale Bewegungen (O. Rammstedt: Soziale Bewegung — Modell und Forschungsperspektiven. In: Bürgerbeteiligung und Bürgerinitiativen, hrg. von H. Matthöfer. Wissenschaftliche Redaktion: O. Rammstedt. Villingen 1977. S. 447–472) und D. Bells Verständnis von Wissenschaft in einer postindustriellen Gesellschaft (Die nachindustrielle Gesellschaft. 2. Auflage. Frankfurt (Main), New York 1976. S. 52–54, S. 219–238 und 277–298). Ebenfalls dürfte die Grundintention des Research Committee on Socio-technics mit diesem Ansatz kompatibel sein, da nach dem Selbstverständnis dieser Gruppe Soziotechnologie weder mechanische Konfliktlösung, noch Konfliktaustragung um seiner selbstwillen favorisiert wird.

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  42. Ansätze für einen derartigen sozial-integrativen Ansatz finden sich beispielsweise bei A. Podgorecki: Social Impact Assessment versus Sociotechnics. In: Bulletin of the ISA. Research Committee on Sociotechnics, Nr. 5 (Spring) 1983. S. 34–60 Grundsätzlicher Ausgangspunkt für die Möglichkeit integra-tiver Sozialwissenschaft ist die klassische Charakterisierung von Wissenschaft durch R. K. Merton in die vier Grundelemente: Universalismus, Gemeinschaftlichkeit, Uneigennützig-keit und organisierter Skeptizismus. Wenn diese vier Funktionen der Wissenschaft normative Geltung haben sollen, dann kann Wissenschaft nicht interessenspezifisch organisiert sein.

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  43. vgl. R.K. Merton: Social Theory and Social Structure. The Free Press Gleneve (111.) 1957, S. 552–561

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  44. Die folgenden drei Bedingungen der sozial-integrativen Politikberatung stützten sich analytisch auf das Konzept der Reziprozität von Austauschbeziehungen, wie es etwa bei A. W. Gouldner (Reziprozität und Autonomie in der funktionalen Theorie. In: Moderne amerikanische Soziologie, hrg. von H. Hartmann. 2. Auflage. Stuttgart 1973. S. 369–393)

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  45. zum Ausdruck kommt, und normativ auf das Konzept der strukturellen politischen Evolution, bei der antagonistische Interessengegensätze als wenig wahrscheinlich angesehen werden, (vgl. dazu beispielsweise die Ausführungen von W. Steffani: Bürgerinitiativen und Gemeinwohl. In: Bürgerinitiativen und repräsentatives System, hrg. von B. Guggenberger und U. Kempf. Opladen 1978. S. 49–74, insbesondere S. 60 ff).

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  46. “Zum dritten ist die gesellschaftliche Verwirklichung von Zentralentscheidungen letztenendes auf die Mitarbeit gesellschaftlicher Gruppen angewiesen. Routineentscheidunge mögen auf selbständige Mitarbeit der Bürger verzichten können: Innovationsentscheidungen können nur im Maße der politischen Mitarbeit der Bevölkerung fruktifiziert werden.” R. Eckert: Politische Partizipation und Bürgerinitiative In: Partizipation, Aspekte politischer Kultur, hrg. von der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1847. Opladen 1970. S. 40 f.

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  47. Das folgende Kapitel beruht im wesentlichen auf meinem Artikel in den Energiewirtschaftlichen Tagesfragen, Heft 8, 1983, mit dem Titel: Analyse der Sozialverträglichkeit von Energiesystemen als Instrument der wissenschaftlichen Politikberatung. vgl. auch dazu den ausführlichen Stufenplan bei C. Böhret: Grundriß der Planungspraxis. Opladen 1983. S. 30 ff

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  48. Als Referenz für die folgenden Krisensymptome einige kurze Literaturhinweise: J. Raschke: Einleitung. In Bürger und Parteien. Ansichten und Analysen einer schwierigen Beziehung, hrg. von J. Raschke. Opladen 1982. S. 9–31

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  49. oder G. Frederichs: Ursachen und Entwicklungstendenzen der Opposition gegen die Kernenergie. In: Zeitschrift für Umweltpolitik, Heft 3, 1980. S. 691 ff oder G. Guggenberger: Krise der repräsentativen Demokratie? In: Bürgerinitiative und repräsentatives System, a.a.O. S. 18–48

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  50. oder W. Rohrich: Die repräsentative Demokratie. Ideen und Interessen. Opladen 1981. S. 133–144 oder Stichwort Legitimität. In: Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland, hrg. von M. und S. Greiffenhagen sowie R. Prätorius. Studienbücher zur Sozialwissenschaft Nr. 45. Opladen 1981. S. 236–243

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  51. vgl. dazu die Ausführungen von R. Mayntz: Soziologisches Wissen und politisches Handeln: In: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie. Heft 6, 1980. S. 309–320

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  52. Einen interessanten Versuch, in der Frage der Energieversorgungsmodelle aus unterschiedlichen strategischen Ausgangspunkten her zu entwerfen und dann eine Integrationsstrategie zu entwickln, stellt die folgende Arbeit dar: R. Caputo: World in Collissions: Isaa rational policy-possible -for countries in West Europe? Manuscript: California Institute of Technology, Passadena 1983 (eingereicht für Energy Policy).

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  53. Der Schritt der Generierung von Optionen soll nach den Kriterien rationaler Entscheidungsanalyse vorgenommen werden, vgl. dazu etwa: B. Fischhoff u.a.: Approaches to Acceptable Risk: A Critical Guide. US Nuclear Regulatory Commission under NRC Agreement 40.550–75. Oak Ridge 1980. S. 174–192

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  54. vgl. dazu die Dokumentation einer solchen wissenschaftlichen Betreuung durch H. Nowotny: Kernenergie — Gefahr oder Notwendigkeit, a.a.O.

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  55. Diese Methode wurde beispielsweise von dem Social Science Centre in Los Angeles für Energiesysteme angewandt. W.G. Stillwell, D. von Winterfeld, R.S. John: Value Tree Analysis of Energy Supply Alternatives Research Report SSRI 31–2.Social Science Research Centre. Los Angeles. Juni 1981

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  56. vgl. dazu P. Dienel: Wie können die Bürger an Planungsprozessen beteiligt werden? Planwahl und Planungszelle als Beteiligungsverfahren. In: Bürger im Staat, 21. Jg. Heft 3, 1971

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  57. insbesondere: P. Dienel: Die Planungszelle. Opladen 1978

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  58. vgl. N. Luhmann: Soziologische Aufklärung. Ansätze zur Theorie sozialer Systeme. Band 1., 3. Auflage. Opladen 1972. S. 154 ff

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  59. vgl. dazu H. Paschen: Konzepte zur Bewertung von Technologie. In: Technik auf dem Prüfstand, hrg. von E. Münch, O. Renn und T. Roser. Essen 1982. S. 61

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  60. “Without trial there can be no error, but without error there is no learning. Science, its historian say, is more about rejecting then accepting hypotheses. Knowledge growth by criticising the failure of existing theories to explain or predict events in its domain of applicability.” A. Wildavsky: Trial without Error: Anticipation versus Resiliance as Strategies for Risk Reduction. Manuscript. Political Science Department and Survey Research Center. University of California. Berkeley August 1982. S. 1f

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  61. K.M. Meyer-Abich, B. Schefold, C.F. von Weizsäcker: Erster Zwischenbericht zum Forschungprojekt: “Die Sozialverträglichkeit verschiedener Energiesysteme in der industriegesellschaftlichen Entwicklung”. Vorbericht E 17. Essen, Frankfurt, Starnberg 1981. S. 3f

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  62. vgl. ausführlich dazu: R.L. Keeney, O. Renn, D. von Winterfeldt: Structuring Germany’s Energy Objectes. In: Science, voraussichtlich September 1983, in Druck

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  63. vgl. dazu: Projektgruppe Sozialverträglichkeit von Energie-versorgungssystemen: Das Energiehandbuch. Indikatoren zur Beurteilung von Energieversorgungssystemen und Szenarien, hrg. von G. Albrecht und U. Stegelmann. In Vorbereitung. Voraussichtlich Essen 1983/84

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  64. G. Albrecht, U. Kotte: Randomly Selected Citicens as Agents of Energy Planning. Vortrag auf der International Conference on Societal Problems of the Energy Transition. Dubrovnik. Sept. 13–16, 1982. Manuscript P. Dienel und andere: Bürgergutachten “Sozialverträglichkeit von Energieversorgungssystemen”. Forschungstelle und Bürgerbeteiligung Planungsverfahren der Universität Wuppertal. Wuppertal. Juli 1983 vgl. auch die Beiträge von P. Dienel und H. Bongart in diesem Sammelband

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  65. O. Renn u.a.: Konzept Sozialverträglichkeit. Grundlagen eines sozial- integrativen Modells der Politikberatung. Essen, in Druck

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  66. “Die Infragestellung der wissenschaftlichen Autonomie durch die öffentlichkeit, die Neubestimmung der Grenzen der Wissenschaft die darin impliziert sind, sind irreversible Prozesse, die den Anfang des Endes der Epoche der professionalisierten Wissenschaft und ihrer spezifischen Eigenschaften, sowie sie aus der Amateurwissen-schaff hervorgegangen ist, markieren.” P. Weingart: Wissenschaft im Konflikt zur Gesellschaft — zur De-Institutionalisierung der Wissenschaft, a.a.O. S. 220\

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Helmut Klages

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© 1985 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Renn, O. (1985). Wissenschaftliche Politikberatung im Spannungsfeld von Wertwandel und Legitimationskrise. In: Klages, H. (eds) Arbeitsperspektiven angewandter Sozialwissenschaft. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 70. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88681-1_4

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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