Zusammenfassung
Für ein erstes Vorverständnis der AZ werden wir uns nicht in die unüberschaubare Fülle der empirischen Untersuchungen stürzen1, sondern uns an die Systematisierungsversuche einzelner Wissenschaftler halten. Ich verwende hier in erster Linie die beiden sehr informativen und gut verständlichen Arbeiten von Neuberger 1974a und b sowie die von Bruggemann u. a. 1975. Gute Übersichten geben ferner Locke 1969 und 1976. Darüber hinaus gibt es eine Fülle von Arbeiten, die Übersichten primär aus der Perspektive ihres eigenen Ansatzes geben, z.B. Herzberg u. a. 1959, Herzberg 1966, Smith u. a. 1969, Vroom 1964. Exemplarisch, sozusagen zur Regulierung der Optik, ziehe ich eine Untersuchung hinzu, die mindestens in Teilen deutliche Hinweise auf die praktische Relevanz der AZ gibt, die INFAS-Studie.
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Anmerkungen
Locke schätzte 1969 die Zahl der Arbeiten zu „job attitudes“ auf ca. 4000 (Locke 1969, S. 309). Ich kann keinen Beleg dafür liefern, aber es sollte mich nicht wundern, wenn sie sich inzwischen verdoppelt haben.
Ziemlich selten werden auch andere Methoden benutzt, z. B. die,,critical incident“-Methode in der großen Untersuchung von Herzberg (Herzberg u. a. 1959); dort wurden die Versuchspersonen in halbstrukturierten Interviews gebeten, Ereignisse im Zusammenhang mit ihrer Arbeit zu berichten, die für sie positiv oder negativ bedeutsam waren; allerdings ist damit auch die Einsatzmöglichkeit dieses Verfahrens begrenzt, da weder der aktuelle Zufriedenheitsgrad zu ermitteln ist, noch die AZ einer einzelnen Person gemessen werden kann; in diesem Sinne eine Ausnahme bildet auch die große Hawthorne-Study (Roethlisberger/ Dickson 1939), in der mit freien, nichtdirektiven Interviews gearbeitet wurde (s. dazu Neuberger 1974a, S. 119 f., S. 176 f.; 1974b, S. 61 ff.).
Die Autoren selbst nehmen ein „Modell des variablen Zusammenhangs“ (S. 7/8) an, das zunächst hypothetisch ist und primär den Rahmen für den ausgewählten Variablenkatalog abgeben soll.
Das in diesem Sinne wohl bestuntersuchteste Modell ist die Zweifaktorentheorie von Herzberg.
Die Anknüpfungspunkte für Kritiken sind ebenso zahlreich wie beliebig. Da man aber unabhängig vom Ausgangspunkt immer auf die gleichen „Grundübel“ stößt, wollen wir uns auf dieser Kritikebene nicht allzulange aufhalten.
Siehe z. B. als Auswahl die Obersicht bei Bruggemann u. a. 1975, S. 85 ff., die Übersicht über sechs Studien bei Blum/Naylor 1968, S. 345–53, Bunz u. a. 1974, S. 14–46 und 157–62 bzw. Schacht, S. 10–28 und 64–67. Roethlisberger/Dickson 1939, S. 232–235, Stollberg 1968, S. 25, 27, 45 ff.
Meist werden solche Unterscheidungen nicht gemacht, es wird explizit nur in eine Richtung gefragt. Welche Unterschiede dabei herauskommen können, zeigt die INFAS-Studie (Bunz u. a. 1974, Tabelle 1.01–1.05 im Vergleich zu Tabelle 5.08 und 5.10 (5.11); Schacht 1974, Tabelle 1.01–1.05 im Vergleich zu 3.05–3. 07 ).
Stagner 1950, S. 6, zit. nach Neuberger 1974b, S. 85.
Rangreihen, die solche Präferenzen abbilden, ergaben die bei Blum/Naylor 1968 zitierten Studien bis auf die Ausnahme, in der Studenten die Versuchspersonen waren.
Als Beispiel dafür Neuberger 19746, S. 88 ff.
Und wo das doch einmal passiert, hat es abenteuerliche Konsequenzen; vgl. u. S. 19 tt.
Dieses Problem wird uns im folgenden noch in verschiedenen Varianten begegnen.
Z.B. Katzell u. a. 1961, Cureton/Katzell 1962, Friedlander 1965 und 1966, Turner/Lawrence 1965 (zitiert nach Bruggemann u. a. 1975), Huhn 1966, Blood/Hulin 1967, Hulin/ Blood 1968, Hulin 1969, Wild/Kempner 1972, Susman 1973, sowie Arbeiten, deren Zielrichtung wir heute mit dem Begriff „Psychomilieu“ beschreiben würden, z.B. Pervin 1968, Korman 1971.
Siehe vor allem das Sammelreferat von Hulin/Blood 1968.
In der Untersuchung von Hulin 1966 werden folgende Variablen genannt: percentage of nonwhite, percentage of owner occupied housing, median income, percentage earning over S 10.000, percent sound housing, per capita retail sales, median rural income per family, percentage of unemployed workers“, S. 189. Allerdings differenzierten die „community”-Variablen nicht in allen Bereichen; die Zufriedenheit mit den Vorgesetzten und den Kollegen blieben von ihnen unbeeinflußt (Hulin 1966, S. 191).
In der Tendenz ähnliche Ergebnisse berichten u. a. Katzell u. a. 1961, Cureton/Katzell 1962, Wild/Kempner 1972.
S. Hulin 1969, S. 280: „The economic characteristics of the communites (cost of living, standard of living etc.) do not have a direct effect an the pay satisfaction of the workers in the community. Rather, it is assumed, are mediated through intervening psychological variables (frames of reference, adaption levels) to produce their impact of pay satisfaction.“
So Hulin 1969, S. 280 im Vergleich zu S. 289.
Der amerikanische Entfremdungsbegriff hat mit dem Marxschen nicht viel gemeinsam. Bewirken bei Marx die Produktionsverhältnisse eine „Verdinglichung“ (s. u. S. 147 ff.) der Beziehungen des Arbeiters zur Arbeit, zum Produkt, zu sich selbst und zum Mitmenschen (MEW-Ergänzungsband I, S. 510 ff.), wird in der amerikanischen Soziologie (Merton, Seaman) „Entfremdung” als eine Entfremdung von Mittelstandsnormen verstanden. Als Überblick siehe z.B. Fischer 1970, sowie Israel 1972, Oppholzer 1974.
Was nicht heißt, daß sie völlig „normlos“ - im Original „anomic” (Hulin/Blood 1968, S. 48) - und entwurzelt wären; sie bilden durchaus ihre eigenen, eben anders strukturierten „Subkultur“normen aus.
Hulin/Blood 1968, S. 48, Übersetzung WHM.
Vgl. Hulin 1969, S. 290; Hulin/Blood 1968, S. 191.
Vgl. dazu die Diskussion um die „Leistungsgesellschaft“; Seibel (1973) stellt die These auf (und belegt sie auch), daß diese der Mittelschicht zuzuschreibenden, mit der protestantischen Ethik zumindest korrelierten Leistungsorientierungen in Umbruchsituationen (Industrialisierung, „Wirtschaftswunder” nach dem Krieg) die ökonomische Entwicklung beschleunigen, daß aber die industrialisierte Gesellschaft ihre Potenz gerade daher erhält, daß der Durchschnitt, das Mittelmaß, die „Masse“ in der Produktion „angewendet” werden können, und nicht nur die Leistungsorientierten.
Die,hypothetischen Konstrukte’ sind definitionsgemäß nicht zu beobachten: Sie können Fähigkeiten, Motive, Bedürfnisse, Gefühle, Erfahrungen, Assoziation etc. sein. Der Wert einer solchen Konstruktion bemißt sich danach, in welchem Ausmaß sie dazu beiträgt, überprüfbar richtige Vorhersagen zu machen“ (Neuberger 1974a, S. 15 ).
Es gibt eine Reihe von Motivationskonzepten, wobei es sich hier immer um Konzepte der Arbeitsmotivation handelt. Neuberger (1974a) unterscheidet z.B. bedürfnisorientierte homöostatische Konzepte, anreiztheoretische Konzepte, kognitive Konzepte und humanistische Theorien. Mit einer speziellen anreiztheoretischen Konzeption (die übrigens von Bruggemann u. a. zu den kognitiven gerechnet wird) werden wir uns noch ausführlicher beschäftigen.
Ein vierter Bereich, die „affektive Qualifikation“,-kommt in jüngster Zeit hinzu, auch wenn dieser Bereich z.T. unter anderem Namen firmiert und z.T. „unbeabsichtigt” untersucht wird (s. dazu Neef/Morsch in Vahrenkamp 1973, S. 155, Groskurth/Tietze 1977, S. 101, Bruggemann u. a. 1975, S. 132ff.). Wie die „prozeßunabhängigen Qualifikationen“ (s. Kern/Schumann 1970, S. 68) und die „sozialen Qualifikationen” (Bamme u. a. 1976, S. 17 ff.), ist dieser Bereich weder direkt dem Verhalten zuzuzählen noch ausschließlich direkt der Qualifikation. Mit ihm ist mehr die Bereitschaft als die Fähigkeit gemeint, sich auch unter entfremdeten Bedingungen für die Produktion verantwortlich zu fühlen und.„Leistung“ zu erbringen.
Dies zeichnet die Regionalversion der INFAS-Studie (Schacht 1974) aus: Sie ist die einzige mir bekannte Studie, die explizit den Zusammenhang zwischen AZ und Streik(bereitschaft) mit untersucht.
S. die Übersichten bei Bruggemann u. a. 1975, S. 138 ff., Neuberger 1974b, S. 143 ff. und 154 ff., Vroom 1964, S. 175 ff., sowie dort nicht genannte Untersuchungen, z.B. Hardin 1967, Waters/Waters 1969. Darüber hinaus gibt es Studien von Firmen und Konzernen, die meist nicht in wissenschaftlichen Organen publiziert werden, z.B. Dept. Industrial Psychology Philips Concern 1975: Labour Turnover.
S. dazu ausführlich Neuberger 1974a, S. 143–167.
S. die Zusammenfassung bei Bruggemann u. a. 1975, S. 142–150, Neuberger 1974b, S. 168–194, Nieder 1974, Brayfield/Crockett 1955, Locke 1970, Greene 1972, Schwab/Cummings 1970, Vroom 1964, S. 181 ff., sowie als Auswahl der in den deutschsprachigen Sammlungen nicht zitierten Literatur z. B. Andrews 1967, Locke 1966, Shaw/Blum 1965, Slocum 1970, Friedlander 1966.
When 14 homogeneous occupational groups and one large sample of assorted hourly factory workers were studied, statistically significant low positive relationship between job satisfaction and job performance were found in two of the 15 comparisons. These results, pointing to an absence of relationship, are in line with the findings of the pioneering Kornhauser and Sharp investigation“ (Brayfiled/Crockett 1955, S. 402). (Die genannte Pionierstudie von Kornhauser und Sharp stammt von 1932 ).
Vgl. Neuberger 1974b, S. 171 ff.
Vgl. Bruggemann u. a. 1975, S. 142–145.
Neuberger 1974b, S. 178 ff., hat einige Erklärungsversuche unter diesem Gesichtspunkt zusammengestellt.
Vgl. dazu Bruggemann u. a. 1975, S. 46–52 und 145–150, Neuberger 1974a, S. 71–94, insbesondere S. 84 ff., 1974b, S. 186 ff., sowie Vroom 1964, Mitchel/Biglon 1971.
S. Heckhausen 1974, S. 14 ff.
Um einem Mißverständnis vorzubeugen: Dies ist natürlich keine Ableitung und will auch keine sein. Die Begriffe „Wert“, „Geld”, „Arbeitszeit“ etc. sind in ihrem tatsächlichen gesellschaftlichen Zusammenhang von Marx im „Kapital” abgeleitet worden. Sie werden hier lediglich benutzt, um die materialistische und gesellschaftliche Basis einer Konstruktion sichtbar zu machen, ihre Möglichkeiten und Grenzen.
So belegen in einer Untersuchung von Pritchard und Sanders 1973 an Postbediensteten aus einer Gruppe von 15 „job-outcomes“ die folgenden die ersten sieben Plätze hinsichtlich ihrer Valenz: 1. Getting a payraise, 2. Being promoted, 3. Working better hours, 4. Keeping my job (i. e., not being fired), 5. Feeling a sense of accomplishment for mastering a difficult task, 6. Working with people who really know their jobs, 7. Being able to truly contribute to the operation of the organization (Pritchard/Sanders 1973, S. 57, Tab. 1).
Vgl. dazu Berger 1974, S. 66.
Schacht 1974, S. 108–110; es wäre interessant zu wissen, wie solch eine Befragung nach mehreren Jahren Rezession mit über einer Million Arbeitslosen aussehen würde.
Schacht 1974, S. 114–117; dies ist ein Auszug aus der Ubersicht 4.06, die die Befragten nach insgesamt 72 sich auch überschneidenden Merkmalen aufgliedert und die angibt, wieviel Prozent der Befragten sich für einen Streik aussprechen würden. Die obige Aufzählung erfaßt hier nur die Merkmale mit einer Nennung von 60% und mehr.
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Meyer, WH. (1982). Erste kritische Annäherung: Was bewirkt Arbeitszufriedenheit, und worauf wirkt sie zurück?. In: Arbeitszufriedenheit. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 53. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88641-5_2
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