Zusammenfassung
Das facettenreiche Bild der ökonomischen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland zu Beginn der 80er Jahre wird von einem erbitterten Streit der Politiker und Ökonomen um die „richtige“ Wirtschaftspolitik begleitet. Bestenfalls ist man sich über einige empirische Tatbestände einig, wobei deren analytische Bewertung bereits tiefliegende Differenzen offenbart. Übereinstimmung besteht darüber, daß erneut eine Epoche der Nachkriegsentwicklung zu Ende geht und veränderte Rahmenbedingungen und der Funktionswandel der ökonomischen Kernbereiche neue Strategien erfordern. Die Explosion der Rohstoffpreise und die zunehmende Unsicherheit in der Ölversorgung, das steigende Ökologiebewußtsein und die ökonomische Bedeutung des Umweltschutzes sowie die anhaltende Dauerarbeitslosigkeit bei abflachendem zyklischem Wirtschaftswachstum können als Schlaglichter benannt werden. Wir wollen uns hier lediglich mit dem zuletzt genannten Zusammenhang befassen und dabei auch lediglich einen, wenn auch sehr populären (und damit auch kontroversen) Therapievorschlag behandeln. Es geht um die analytischen Voraussetzungen und Möglichkeiten von Beschäftigungswirkungen forcierter Arbeitszeitverkürzungen. Mit dieser Betonung auf die analytische Behandlung des Problems soll angedeutet werden, daß die Herausarbeitung von Funktionszusammenhängen im Vordergrund steht und damit Handlungsspielräume aufgezeigt werden, deren Ausfüllung im Kräftefeld der ökonomisch und politisch Handelnden entschieden wird. Daß in diesem Kräftefeld allerdings ökonomische Sachrationalitäten kapitalistisch organisierter Marktwirtschaften Grenzen steckt, wird wohl kaum ein Ökonom — gleich welcher Provenienz — bestreiten. Das Credo wirtschaftspolitischer Beratung — sei es des offiziösen Sachverständigenrates, der informellen Bremer „Memorandumgruppe“ oder der ungebundenen und gebundenen Forschungsinstitute — macht ja gerade aus, qua wissenschaftlicher Autorität ökonomisch „zwingende“ Logiken anzubieten, die dann natürlich interessengebunden verwendet werden.
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Bolle, M., Dragendorf, R., Isensee, D., Salfer, P. (1980). Forcierte Arbeitszeitverkürzung = mehr Beschäftigung = weniger Arbeitslosigkeit?. In: Grottian, P. (eds) Folgen reduzierten Wachstums für Politikfelder. Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft, vol 11/1980. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88632-3_3
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