Zusammenfassung
Welche praktischen (politischen) Implikationen lassen sich aus all dem ableiten? Dieser Frage will ich mich im folgenden zuwenden, auch wenn ihre Beantwortung — dies sei vorweg zugestanden -sicher nur tentativ erfolgen kann.
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Anmerkungen
Unter der Überschrift “Bürgereinkommen” sind in den letzten Jahren sogar Tranfers erörtert worden, die eine von individueller Leistung und Bedürftigkeit unabhängige Basisversorgung implizieren, eine Strategie, die Modernisierung und Rationalisierung erleichtern könnte, und zwar unter Bedingungen, bei denen Arbeit ohnehin kein zureichender Mechanismus mehr wäre, ein hinreichendes Einkommen flächendeckend sicherzustellen (vgl. auch den nächsten Abschnitt 6.1.1., der im Hinblick auf das Problem der Arbeitslosigkeit von ähnlichen Überlegungen bestimmt ist).
Zum Teil können sich jene freilich auf bestimmte Problemlagen berufen, die mit dem Wachstum des Wohlfahrtsstaates einhergegangen sind (vgl. DETTLING 1983, MIEGEL 1983).
Das vor allem von den Gewerkschaften vertretene Gegenargument bezieht sich auf den damit zwangsläufig verbundenen Ausfall inländischer Nachfrage (Kaufkraft).
Ob dieser Effekt freilich nicht auf Dauer das, was erreicht werden soll, gefährdet, ist mehr als fraglich: Hohe Löhne sind, wenn man so will, das entscheidende Stimulans für Modernisierung, eine Beweislast, die Fortschritt erzeugt.
Ein markantes Beispiel hierfür sind die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen im Mai 1985, deren diesbezüglicher Effekt im Hinblick auf Bemühungen in der Arbeitsmarktpolitik unverkennbar ist.
Für eine solche Strategie scheint es jedenfalls leichter zu sein, Konsens zu schaffen, wie v.KLIPSTEIN/STRÜMPEL (1984a) bei der Auslotung der “Akzeptanzbedingungen einkommenssolidarischer Beschäftigungspolitik” herausgefunden haben.
Mit einer wachsenden Zahl von Teilnehmern im Erwerbsprozeß -so muß bedacht werden — steigt auch die Zahl der Doppelverdiener, für die das “Haushaltseinkommen” ohnehin den entscheidenden “Wohlfahrtsindikator” darstellt. Wenn in einem Haushalt mehrere Mitglieder erwerbstätig sind, läßt sich Lohnzurückhaltung eher einfordern als im Falle eines Alleinverdieners (vgl. auch HEGNER 1983a).
Noch einen Schritt weiter geht eine an DURKHEIM orientierte Soziologie, die sogar die Funktionalität dieser Krisen für die Gesellschaft betont (vgl. HONDRICH 1983c und 1984).
Dennoch muß betont werden, daß Arbeitslosigkeit mindestens für bestimmte Gruppen (kinderreiche Familien) mit einer Verarmungstendenz einhergeht, auch wenn generell die Funktionstüchtigkeit der sozialen Auffangvorrichtungen zu betonen ist (vgl. HAUSER et al. 1984).
Daß es sich dabei um ein unzeitgemäßes “Korsett” handelt, kennzeichnet — abgesehen vom Einzelhandel und den zuständigen Gewerkschaften — die Stellungnahmen einer wachsenden Zahl von Beobachtern (vgl. Bericht der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG vom 25.4.1984, S. 13).
Vgl. zur subjektiven Seite der generativen Abwärtsbewegung auch GRUNER & JAHR 1979, LOY 1981, OPPITZ 1982.
So sind Maßnahmen des Familienlastenausgleichs auch politisch begründ- und legitimierbar, ein Umstand, der von DRESCHER/ FACH (1985) weitgehend übersehen wird, die alles staatliche Handeln im Bereich der Familienpolitik allein auf die Nettoreproduk-tionsquote bezogen wähnen, wie MEULEMANN (1985) zu Recht kritisiert hat.
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Vollmer, R. (1986). Die möglichen sozialen Folgen - Kollektivierung und Individualisierung als Strategien zur Bewältigung sozialer Probleme. In: Die Entmythologisierung der Berufsarbeit. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 82. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88527-2_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88527-2_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Online ISBN: 978-3-322-88527-2
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