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Modell Eines Informations- und Kommunikationssystems für die Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft

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Information und Kommunikation

Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 57))

  • 28 Accesses

Zusammenfassung

Das Modell soll eine bildliche Bündelung der Vorstellungen und Anforderungen liefern, die zur Grundlage des Systementwurf s werden kann. Es ist ein heuristisches Gedankenexperiment, kein Bauplan im engeren Sinne.

Analog zu den Dimensionen sind die Teile des Modells Aspekte eines einzigen Zusammenhangs; in jeder Verbildlichung wird ein Aspekt hervorgehoben und die anderen werden jeweils mitgedacht.

In der kognitiven Dimension sieht das Modell einen “Virtuellen Enzyklopädischen Würfel” vor, der nach Komplexitätsniveau, Perspektive und Koordinaten alles Wissen enthält, ordnet, zugänglich macht und systematisch variiert. Dabei stellen problemspezifische “Würfel” Aktivierungen von Teilen eines hypothetischen Gesamtwürfels dar.

In der sozialen Dimension sieht das Modell ein “Heterogenes Problemgemeinschaftsnetz” vor. Hier sind die problembezogenen, funktionalen Akteure der Entscheidung, der Betroffenheit, der Wissenschaft und der Öffentlichkeit in einem kommunikativen Netzwerk mit verschiedenen kommunikativen Rollen verbunden. Die Knoten und Kanten problemspezifischer Netze sind Aktivierungen aus einem hypothetischen Gesamt-Netz, wobei in jedem Netz mehrere logische Ebenen vorhanden sind.

In der zeitlichen Dimension läßt ein “Zeit-Raum” die Rekonstruktion, die Darstellung, die Antizipation und die Veränderung der verschiedenen Entwicklungen im Rahmen des Problems und ihrer Interdependenzen zu.

In der reflexiven Dimension soll über die Modellierung des Modells eine Kontrolle der Modellentwicklung und -realisierung erreicht werden.

In sachlicher und sozialer Reflexivität wendet sich das Modell auf sich selbst in Form einer Kontrollinstanz zurück, die als “Regelnder Kern” zur Selbstregelung des Systems dient.

In zeitlicher Reflexivität lernt und überprüft sich das Modell durch eine “Dialektische Spirale”: Verschiedene Phasen eines möglichen Systembetriebs werden nicht nacheinander durchlaufen, sondern sind immer alle gleichzeitig im Betrieb aktiviert; eine Strukturierung des Ablaufs kommt aber durch wechselnde Schwerpunktsetzung zustande, so daß sich ein iterativer Prozeß ergibt. Bei den Phasen ist vor allem der stetige Wechsel zwischen der “Konfrontation der Standpunkte widerstreitender Akteure” und der “Aufhebung der Widersprüche durch Syntheseprozesse” von Belang: Je mehr Synthese, desto tiefer kann die Konfrontation greifen; je mehr Konfrontation, desto größer die Aufgabe für die Synthese.

Im Zusammenhang der Teile bildet das Modell die Umwelt eines Systementwurfs.

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Anmerkungen Kapitel 8: Modell

  1. CHURCHMAN (1973, S. 152) gibt den “Normalbürger” als “maßgebende Instanz” an.

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  2. Vgl. FIETKAU 1981c; MITROFF 1981; vgl. auch CHURCHMAN 1973: Daten haben nur un bestimmten Mustern Bedeutung und bilden erst dadurch Information.

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  3. KUHN 1978. Später ist der Begriff der “Disziplinären Matrix” an die Stelle des alten Paradigmabegriffes getreten; “Paradigmen” bezeichnen in der nereuerten Version lediglich die anschaulichen Beispiele im Rahmen einer “Disziplinären Matrix” (vgl. ebda.).

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  4. Dieser Vorschlag wurde in ähnlicher Form bereits des öfteren gemacht: So schlägt DEUTSCH (1968) ein “multimodales Indexing” vor; JUNGK (1970, S. 74) konkurrierende pluralistische Datenbanken (vgl. auch PARKER 1975); HALL (1981, S. 107) spricht von “multidimensional scaling” und “multifaceted surface”.

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  5. So schlägt DEUTSCH (1968, S. 56) die Auswertung von Datensammlungen nach verschiedenen Kategoriensystemen vor (das erwähnte “multimodal indexing”). Anthropologische Zusammenhänge z.B. sollen nach Parsons, Weber, Lasswell, Marx und Levi-Strauss bearbeitet werden im Rahmen eines einzigen IKS.

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  6. An anderer Stelle waren unter dem Stichwort “Neue Dienstleistungen” auch “Transformationsregeln” verstanden worden: Neue Dienstleistungen sollten nicht neue, technisch oder inhaltlich spezifizierte einzelne Produkte sein, sondern ein A n-s a t z, differenzierten Bedürfnissen differenzierte Befriedigungsstrategien entgegenzusetzen. Verallgemeinern lassen sich dann noch Transformationsregeln von Aussagen in zielgruppen-und problemspezifische Nachrichten (vgl. SEEGER 1979 b).

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  7. Entsprechende Entwicklungen dazu werden in in vielen Bereichen, wie z.B. in Katasterämtern bereits angewendet; vgl. unten Kap.9.2.2. (Baustein Informationstechnik).

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  8. “Rhizom” bezeichnet ursprünglich das Wurzelgeflecht bestimmter Pflanzen und wurde aus der Botanik von den französischen Autoren DELEUZE und Guattari (1977) als allgemeiner Denk-und Handlungsansatz propagiert. Von “Rhizomen” sollten Karten, nicht Kopien gemacht werden; sie sollten studiert, aber nicht festgeschrieben werden. Zur soziologischen Netzwerkanalyse vgl. auch BICK 1981.

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  9. Nichts desto weniger generieren diese individuellen Probleme eine Fülle von Informationsbedürfnissen, deren Befriedigung für den einzelnen zentrale Bedeutung hat. In ihrer Aggregation, beispielsweise im Konsumbereich, werden sie dann aber erst gesellschaftlich relevant und stif ten Organisation

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  10. Bewußt ist kein ausschließlicher Schadensbegrif f in die Definition aufgenommen worden, denn Akteure können gleichzeitig Nutzen und Kosten von einem Problem und seiner Bewältigung haben (vgl. JOERGES 1972).

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  11. Zwischen Koordinaten, Graden der Betroffenheit und Funktionsbereichen bestehen Zusammenhänge, so daß einige denkbare Kombinationen der Ausprägungen zumindest z.Zt. keine Entsprechungen haben. Die vorgelegten Ausprägungen scheinen präzisere Angaben zu ermöglichen, als “direkt/indirekt”, “zentral/peripher” usw. Auch andere Definitionen und Abstufungen von Betroffenen isolieren einen Aspekt oder gar eine Ausprägung: JOERGES (1972, S. 36) begreift Betroffene als zum Nachteil Betroffene, die aber de jure keine Abwehrmöglichkeit haben, also nicht rechtsfähig sind (vgl. auch GRUHN 1980, 5. 106; ANDRITZKY 1977, S. 174, 178).

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  12. Zwischen den einzelnen Stufen erheben sich hier unberücksichtigte kognitive, affektive, soziale, räumliche und zeitliche Barrieren. Zumindest für die letzten Grade (Veränderungseffekt) sind auch noch andere Faktoren als die Betroffenheit im engeren Sinne verantwortlich (z.B. die Gelegenheit zum Handeln). Dies wird hier nicht weiter berücksichtigt (vgl. JOERGES 1972, FIETKAU 1981a).

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  13. Hierunter kann z.B. die Nachwelt als potentiell von einem “biohazard” betroffen gefaßt werden. Sie muß in einem IKS durch einen “Zukunftsadvokaten” vertreten sein (JUNGK 1970, S. 74).

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  14. JOERGES (1972) macht dies daran fest, wie sehr der Grad an Betroffenheit bei Beteiligten variiert.

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  15. Man kann noch einen Auftrageber für Wissenschaft differenzieren, der nicht immer die Entscheiderfunktion inne haben muß. Vielfach ist keiner der Problemkontrahenten an langfristigen Analysen oder Gesamtlösungen interessiert, so daß ein externer Pol notwendig wird (vgl. PASCHEN 1978).

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  16. Vgl. VÖGE 1979, der daraus eine Zielgruppenbestimmung für technisch vermittelte Gruppenkommunikation ableitet.

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  17. Vgl. dazu WERSIG 1980a; 1980b; 1981b.

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  18. Vgl. INFORMATION SYSTEMS 1982. Das Modell sieht mehrere kommunizierende “Experten” vor, die die einzelnen Funktionen in einem Problembewältigungsprozeß mit informationellem Schwerpunkt symbolisieren. In Kritik daran wäre auf eine gewisse Statik und die Sequentialität des Modells hinzuweisen.

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  19. Dies sind die Verbindungen, die auch die Aktionssysteme bei PARSONS (1975) miteinander zu einem gemeinsamen Aktionssystem verknüpfen; vgl. auch Kap.12 in VOWE 1983b.

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  20. Wobei in den Argumenten auch eine Zeitebene impliziert ist; diese bildete als zeitlich-räumliche Koordinaten die dritte Dimension des Würfels. Dies ist mit der zeitlichen Dimension nicht gemeint; in der zeitlichen Dimension des Modells wird der Entwicklungsaspekt der Argumente selbst herausgestellt.

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  21. Die zeitliche Dimension des Modells ist auch nicht mit der zeitlichen Reflexivität zu verwechseln: In der zeitlichen Dimension wird der Entwicklungsaspekt von Prozessen in den Vordergrund gerückt, während der Würfel den kognitiven Aspekt und das Netz den sozialen Aspekt dieser Prozesse in ihrem Bild thematisieren. Wie sich nun das Modell selbst entwickelt, welchen Weg die Vermittlungsstruktur selbst einschlägt, in welcher Geschwindigkeit und Richtung, ist Gegenstand der reflexiven Dimension - unter zeitlichem Aspekt. Der Zeit-Raum soll nicht mit den “Koordinaten” des Wissens (Teil der kognitiven Dimension) verwechselt werden. Der Zeit-Raum ist die Übersicht über die Positionen der Akteure in der Zeit; die Koordinaten ordneten lediglich das Wissen nach seinen Raum/Zeit-Bezügen. Selbstverständlich - darum sind es Dimensionen - ergänzen sich zeitliche und kognitive Dimension, so daß der Zeit-Raum auf den in den Koordinaten festgehaltenen Zeitangaben für das Wissen aufbaut, und die Koordinaten die im Zeit-Raum vorgenommene Fortschreibung der Problemsichten in seine Wissensordnung übernehmen.

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  22. Dies ist z.B. der Fall, wenn Unternehmen nicht nur bis zur nächsten Dividendenausschüttung, sondern strategisch planen, und zum zweiten nicht nur betriebliche Kennziffern unter Annahme eines konstanten Umfeldes fortschreiben, sondern das gesellschaftliche und technische Umfeld in die strategische Planung einbeziehen (vgl. ZIEGLER 1980 sowie Kap. 9.2.2. Baustein 5).

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  23. CHURCHMANN (1974, S. 47f) spricht vom “Management-System” als der Komponente eines jeden Systems; KOCHEN (1980d, S. 4, 6) vom “Facilitator”, der “Inqiring communities” beobachtet und eingreift (KOCHEN 1980d, S. 11).

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  24. Vgl. KOCHEN 1980e; er schlägt “software-signals” bei unfairem Verhalten vor oder will dem Sender einer Nachricht vorab mögliche Reaktionen anderer Teilnehmer vorspielen, um den Sender ggfs. zur Überprüfung seines Handelns zu bringen.

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  25. MÜLLER-MERBACH (1979) schlägt ein “assemblage-of-components” statt einem “sequence-of-steps-concept” vor.

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  26. VESTER (1980, S. 5f f) spricht von der “Ost-West-Helix”.

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  27. WASSERMANN (1980, S. 9) schlägt “Actigramme” vor, die in der Programmierungsplanung die einfachen Flußdiagramme ablösen und eine differenzierte Prozeßstrukturierung bieten.

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  28. Eine Phase 0 - politische und inhaltliche Vorbereitung - habe ich vorausgesetzt; Erfahrungen mit Pilotprojekten finden sich in Kap. 9.2.4.; die Frage des politischen Widerstandes ist im Systementwurf diskutiert.

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  29. Auch Habermas sah in seiner Bestimmung des Diskursbegriffes eine Absenz “informativer Prozesse” vor (vgl. Kap.5).

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  30. NOELLE-NEUMANN (1980) hat dies zur Charakterisierung von Problemen verwandt, sie geht dabei davon aus, daß Öffentlichkeit in aktuellen Fragen um so polarisierter ist, je weniger man aus Furcht vor Isolation und Konflikt miteinander darüber spricht.

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  31. Zur Maieutik vgl. KRAUCH 1980, NEGT 1981, S. 25ff, Wersig in RESEARCH 1982

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  32. Vgl. auch die Experimentalanordnungen in MITROFF 1981, S. 49f, 34f; hier tritt die Synthese als dritter Experte auf.

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Vowe, G. (1984). Modell Eines Informations- und Kommunikationssystems für die Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft. In: Information und Kommunikation. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 57. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88134-2_8

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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