Zusammenfassung
Die Ausarbeitung begründeter Ziele (Zwecke,Interessen) und Handlungsregelnl) ist (nach konstruktivistischem Wissenschaftsverständnis2)Aufyabe einer „Theorder Verbraucherpolitik in praktischer Absicht“.3) Eine solche Ausarbeitung, „deren Ziel es ist, eine bessere gesellschaftliche Praxis über begründete Vorschläge in Gang zu setzen“,4) setzt eine genaue Kenntnis der Wirkungszusammenhänge voraus, in denen Verbraucherinteressen stehen — seien sie bezweckt oder unbezweckt — und „in Form einer historischen Analyse die Genese solcher Zusammenhänge“.5)Diese kritische Analyse der Wirkungszusammenhänge und ihrer historischen Bedingungen ist auf normative „Ausarbeitungen angewiesen,we sich anderenfalls nicht einmal die, eine Analyse notwendig leitenden Beurteilungsgesichtspunkte methodisch reflektiert zur Verfügung stellen ließer und die Tatsachen, die eine Analyse feststellt“, von Tatsachen anderer Art nicht mehr hinsichtlich ihrer spezifischen Abhängigkeit von praktischen Orientierungen unterschieden wären.6)
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Fußnoten
Vgl. die einführenden Bemerkungen von Mittelstraß zu: Methodologische Probleme einer normativ-kritischen Gesellschaftstheorie, hrsg. v.J.Mittelstraß, Frankfurt a.M., 1975; vgl. auch Mittelstraß,J., Das praktische Fundament der Wissenschaft und die Aufgabe der Philosophie, Konstanz 1972 und Lorenzen,P. und Inhetveen,R., Die Einheit der Wissenschaften, in: Kambartel,F. und Mittelstraß,J.(Hrsg.), Zum normativen Fundament der Wissensc aft, Frankfurt a.M., 1973
Vgl. den überblick in Lorenzen,P., Konstruktive Wissenschaftstheorie, Frankfurt a.M., 1974; Janich,P., Kambartel,F.,Mittelstraß,J., Wissenschaftstheorie als Wissenschaftskritik, Frankfurt a.M. 1974; Lorenzen, P. und Schwemmer,O., Konstruktive Logik,Ethik und Wissenschaftstheorie, Mannheim, 1975. Eine Konkretisierung dieses Programms auf ökonomische Probleme findet sich u.a.in:Kambartel,F., Bemerkungen zum normativen Fundament der Ökonomie,in:Mittelstraß,J.(Hrsg.),a.a.O.;Steinmann,H.et al., Betriebswirtschaftslehre und Praxis,in:Ulrich,H.(Hrsg.),Zum Praxisbezug der Betriebswirtschaftslehre aus wissenschaftstheoretischer Sicht,Bern und Stuttgart 1976;vgl. auch die Beiträge von Gerum,Kambartel,Lorenzen,Steinmann und Braun,in:Steinmann,H.(Hrsg.) Betriebswirtschaftslehre als normative Handlungswissenschaft, Wiesbaden, 1978.
Vgl. dazu u.a. den Beitrag von Rock in diesem Band; Braun,w. und Wimmer,F., überlegungen zur Kritik und Reform des Interessenkonflikts zwischen Kapital,Arbeit und Konsum, in: Biervert,B.,Fischer-Winkelmann, W.F., Rock,R.,(Hrsg.), Verbraucherpolitik in der Marktwirtschaft, Reinbek b.Hamburg, 1978
Mittelstraß,J., a.a.O.S.10
Ebenda
Ebenda
Zur praktischen Basis wissenschaftlicher Argumentation vgl. auch Schwemmer,O., Appell und Argumentation, in: Kambartel,F.(Hrsg.), Praktische Philosophie und konstruktive Wissenschaftstheorie, Frankfurt a.M., 1974 und die Beiträge in: Lorenz,K.(Hrsg.), Argumentation versus Positionen (im Erscheinen)
Wittgenstein, L., Philosophische Untersuchungen, Frankfurt a.M., 1971, S.267. Wittgenstein vergleicht diesen Zustand mit der Situation in der Mathematik, in der die Grundlagendiskussion einen ersten Abschluß erst durch die Arbeiten Lorenzens fand. Vgl.Lorenzen,P., Differential und Integral, Frankfurt a.M., 1965; ders., Metamathematik, Mannheim 1962. Den Versuch einer Lösung der Grundlagenprobleme in den Sozialwissenschaften und der Mathematik auf der Grundlage derselben normativen Basis unternimmt Thiel,Ch., in: Grundlagenkrise und Grundlagenstreit, Meisenheim a.Glan 1972
Zum schrittweisen Aufbau einer Terminologie und zum methodischen Status von Definitionen, vgl. Kamlah,W. und Lorenzen,P., Logische Propädeutik, Mannheim 1967
Von dieser terminologisch relativ undifferenzierten Basis ausgehend werden dann (theoretisch-empirische) Oberlegungen darüber angestellt, wie die unzureichende Berücksichtigung von Konsumenteninteressen im marktwirtschaftlichen System überwunden werden kann. Diese Zielsetzung, Verstärkung der Verbrauchersituation, ist allerdings widersprüchlich, wenn die Theorienbildung die Prinzipien marktwirtschaftlicher Ordnung voraussetzt; ist dort doch der Konsum Ziel und Motor wirtschaftlichen Handelns. Eine Theorie und Politik, mit der den Interessen der Konsumenten Geltung verschafft werden soll, konstatiert implizit, daß in der marktwirtschaftlichen Ordnung eben nicht quasi entwicklungsautomatisch die behauptete Zielsetzung erreicht wird. Vgl. dazu auch die Kritik in: Biervert,B., Fischer-Winkelmann,W.F., Rock,R., Grundlagen der Verbraucherpolitik, Reinbek b.Hamburg, 1977,S.46 ff.
Vgl. dazu Scherhorn,G., Der Wettbewerb in der Erfahrungswissenschaft.Ein Beitrag zur allgemeinen Theorie des Marktes in: Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts-und Gesellschaftspolitik,14(1969)
Vgl.dazu u.a. Holzkamp,K., Kritische Psychologie, Frankfurt a.M., 1972; Apel,K.O., Die Kommunikationsgemeinschaft als transzendentale Voraussetzung der Sozialwissenschaften, in: ders., Transformation der Philosophie, Bd.II. Frankfurt a.M., 1973; Sève, L., Marxismus und Theorie der Persönlichkeit, Frankfurt a.M., 1973
Holzkamp-Osterkamp analysiert die systematischen und gesellschaftlichen Bedingungen unter denen Handeln auftritt, in: Grundlagen der psychologischen Motivationsforschung, Frankfurt a.M., 1975
Die Wirkungen verinnerlichten Handelns(Quasi-Verhalten) lassen sich nur so lange prognostizieren, als die Rahmenbedingungen die Regelmäßigkeit des Tuns sicherstellen. Behauptungen über Verhaltensweisen lassen sich also nur aus einer Deutung der Rahmenbedingungen gewinnen, die Verhalten „erzwingen“. Mit Aussagen über Verhaltensweisen lassen sich diese gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht begründen, da sie unter den Bedingungen ihren eigenen Begründung stehen.Vgl. dazu Braun,W., Reduktionismus,versus Funktionalismus, in:Reber,G.(Hrsg.)., Personal-und Sozialorientierung der Betriebswirtschaftslehre, Stuttgart, 1977 und die dort kommentierte Diskussion über die Zusammenhänge zwischen individuellem und gesellschaftlichem Handeln. Die gesellschaftlichen „Zwänge“ müssen also erst einmal begründet werden, ehe man Behauptungen über Verhaltensweisen überprüfen will.
Anreiz-Beitrags-Theorien, oder Austauschtheorien erweisen sich so als psychologisches Pendant der auf Tauschintegration basierenden sozialen Verhältnisse in der Marktgesellschaft. Die Behauptung, daß sie kulturinvariante Geltung beanspruchen können, korrespondiert mit der Behauptung Adam Smith’s, daß unter martkwirtschaftlichen Bedingungen sich die „Natur“ menschlichen Handelns verwirklicht. Val. dazu auch Hartfiel, Wirtschaftliche und soziale Rationalität,Stuttgart 1968e Wolff,R.P., Das Elend des Liberalismus,Frankfurt a.M., 1969
Vgl. dazu die gesellschaftstheoretische Begründung des Prinzips der Wertmaximierung in dieser Arbeit unten S. i75; vgl. auch MacPherson C,:B,Die Theorie des Besitzindividualismus, Frankfurt a.M., 1973
Vgl. aus psychoanalytischer Sicht auch Lorenzer,A.,Die Wahrheit der psychoanalytischen Methode, Frankfurt a.M., 1974 und die grundsätzlichen Oberlegungen in:Habermas,J., Zur Logik der Sozialwissenschaften, Frankfurt a.M., 1970
Zur Methode vgl.Schwemmer,0., Philosophie der Praxis, Frankfurt a.M., 1971, der eine Rekonstruktion der praktischen Philosophie Kants versucht und Blasche,S., Bedürfnis und Vernunft,Diss.Erlangen 1974, der die Hegelsche Dialektik als Konkretisierung der Kantschen Ethik versteht.
Vgl. auch Braun,W. und Wimmer,F., a.a.0.; Wir verzichten hier weitgehend auf genetische Begründungen (vgl. dazu u.a. die Arbeit von Neuendorff,H., Der Begriff des Interesses, Frankfurt a.M., 1973, z.B. die programmatischen Ausführungen Vogts in: Zur Kritik der herrschenden Wirtschaftstheorie, in: ders.(Hrsg.),Seminar: Politische Ökonomie, Frankfurt a.M. 1973 und Sweezy,P.M., Theorie der kapitalistischen Entwicklung, Frankfurt a.M.,1971,vgl.auch die kritische Rekonstruktion einiger Aspekte materialistischer Wissensbildung in:WohlrappH.,Materialistische Erkenntniskritik,in:Mittelstraß,J.(Hrsg.),a.a.0..
Diese generelle Bestimmung der Handlungsaspekte wird in der systematischen Argumentation wiederholt und präzisiert.
In diesem handlungstheoretischen Zusammenhang scheint auch die Behauptung begründbar, daß die Methoden induktiver Statistik nur unter ganz spezifischen Bedingungen anwendbar sind. Die Maximen des Handelns lassen sich dann nur deskriptiv bestimmen. Vgl. auch Lorenzen,P., Autonomie und empirische Sozialforschung, in:Mittelstraß,J.(Hrsg.) a.a.0..
Zum Interessenbegriff vgl. auch Mittelstraß,J., Ober Interessen, in: ders.(Hrsg.), a.a.0.; und Neuendorff a.a.0. Da an anderer Stelle die Einführung und Verwendung der Handlungsbegriffe näher erläutert wurde, verzichten wir hier auf eine terminologisch differenzierte Begründung.Vgl. u.a. Schwemmer,0. Theorie der rationalen Erklärung, München 1976; Wright,G.H.Erklären und Verstehen,Frankfurt a.M.,1974; ders.,Handlung,Norm und Intention,Berlin und New York 1976; Bubner,R., Handlung,Sprache und Vernunft, Frankfurt a.M., 1976
Zum Prinzip der „Transsubjektivität“ vgl. Lorenzen,P. und Schwemmer,O., a.a.O.und Schwemmer,0., Grundlagen einer r—rmativen Ethik, in:Kambartel, F. und Mittelstraß,J.(Hrsg.), a.a.0.
Vol. die Rekonstruktion der Hegelschen Philosophie in:Blasche,S., a.a.0.
Vgl. dazu auch Neuendorff,H., a.a.0. und Wolff,P.W., a.a.0.
Neuendorff,H., a.a.O., S.17
Vgl.Israel,J., Der Begriff der Entfremdung, Reinbek b.Hamburg,1972
Vgl. dazu Riedel,M., Arbeit,Manuskript Erlangen o.J..
Vgl.Kambartel,F., a.a.0.
Vgl. zur „Herrschaftsfreiheit des Dialogs“ u.a. Schwemmer,O., a.a.0. und Kambartel,F., Wie ist praktische Philosophie konstruktiv möglich? in: ders..,Praktische Philosophie, a.a.O.
Vgl. dazu auch Braun,W. und Wimmer,F., a.a.0. und die dort angegebene Literatur
Habermas, J., Arbeit und Interaktion, in: ders.,Technik und Wissenschaft als Ideologie, Frankfurt a. H., 1971. S. 46
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© 1978 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler KG, Wiesbaden
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Braun, W. (1978). Arbeit und Konsum: Terminologische Vorüberlegungen zum Normativen Fundament Einer Theorie der Verbraucherpolitik. In: Biervert, B., Fischer-Winkelmann, W.F., Haarland, HP., Köhler, G., Rock, R. (eds) Plädoyer für eine neue Verbraucherpolitik. Wirtschaftswissenschaft als Sozialwissenschaft, vol 3. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88056-7_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88056-7_8
Publisher Name: Gabler Verlag, Wiesbaden
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