Zusammenfassung
Konzerne substituieren nicht nur die Bankenintermediation durch Deckung ihres Finanzbedarfes am Kapitalmarkt, sie übernehmen mit der konzerninternen Kapitalallokation auch Kapitalmarktfunktionen. Die Kapitalallokationsfunktion des Kapitalmarktes wird in dem Maße eingeschränkt, wie die in den Konzernunternehmen erwirtschafteten Finanzierungsmittel zur Reallokation nicht über den Kapitalmarkt fließen, sondern von der Konzernzentrale gesammelt und am Kapitalmarkt vorbei zur Reinvestition im Konzernkreis verteilt werden. Die Internalisierung des Kapitalmarktes durch konzerninterne Kapitalallokation entspricht der Substitution von Markt durch Hierarchie; insofern ist sie der Internalisierung von Zwischenproduktmärkten bei vertikaler Integration365) äquivalent. Das Internalisierungsparadigma der Transaktionskostentheorie ist somit auch auf den Kapitalmarkt übertragbar. Der Bedeutung transaktionsspezifischer Investitionen für die Wahl institutioneller Arrangements im Produktionsbereich entspricht für Williamson das Kriterium der Verifizierbarkeit bei Kapitalmarkttransaktionen: “Where verification is easy, markets work well and additional governance is unneccessary. Where verification is difficult or very difficult, however, additional governance may be indicated.”366) Die Existenz von Finanzintermediären erklärt sich aus der Bereitstellung dieser “additional governance” in Form der Kontrolle der Kapitalnachfrager bzw. derer, die effektiv über das Kapital disponieren (Unternehmenseigner oder Manager). Finanzierungsbeziehungen implizieren ähnliche Verhaltensrisiken wie transaktionsspezifische Investitionen. Auch Kapitalgeber setzten sich der Gefahr einer Expropriation von Quasirenten367) aus: Ihre transaktionsspezifische Investition liegt im bereitgestellten Kapitalbetrag. Ohne effektive Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten bestünde kein Anreiz, bereitgestelltes Kapital den Interessen der Kapitalgeber kongruent zu investieren oder überhaupt wieder zurückzuzahlen. Die Kontrolle der Kapitalnehmer erscheint deshalb als die zentrale Funktion der Finanzintermediation: Risikotransformation nicht als passive Portefeuillebildung, sondern als qualitative Transformation der Finanzierungsbeziehung durch Verhaltenskontrolle.368)
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© 1991 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden
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Löffler, E. (1991). Internalisierung von Kapitalmarktfunktionen. In: Der Konzern als Finanzintermediär. Schriftenreihe für Kreditwirtschaft und Finanzierung, vol 9. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88032-1_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88032-1_5
Publisher Name: Gabler Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-409-14029-4
Online ISBN: 978-3-322-88032-1
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