Zusammenfassung
Die Fähigkeit einer zentralen Notenbank zur relativ eigenständigen Politikformulierung ist, wie der internationale Vergleich der Handlungsmöglichkeiten von Zentralbanken in westlichen Demokratien zeigt (Caesar 1981, LeLoup/Woolley 1985), keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Die Deutsche Bundesbank genießt nicht nur aus formal-rechtlichen Gründen eine größere Handlungsfreiheit als die Notenbanken anderer OECD-Länder, sie hat auch verstanden, ein Maß an institutioneller Kontinuität zu entwickeln, das selbst wieder zur Ressource für die Fähigkeit zur Formulierung eigenständiger geld- und wirtschaftspolitischer Konzeptionen werden konnte. Diese Tatsache provozierte keineswegs automatisch Konflikte mit amtierenden Regierungen und gewählten Volksvertretern, sie schloß diese aber auch nie aus. Das hervorstechendste Merkmal der Politik der Bundesbank ist und bleibt die in erster Linie fachlich begründete Avantgarde-Position in der Geld- und Währungspolitik im nationalen und im internationalen Rahmen. Sie war es, die bereits 1974 eine monetaristisch inspirierte Wende in der Geldpolitik durchsetzte. Ihre Vetoposition bestimmt entscheidend das Tempo der Weiterentwicklung der Europäischen Gemeinschaft zur Wirtschafts- und Währungsunion mit.
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Sturm, R. (1990). Die Politik der Deutschen Bundesbank. In: von Beyme, K., Schmidt, M.G. (eds) Politik in der Bundesrepublik Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87762-8_11
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