Von der Zivilisierung der „Schlechten Menschen” Eine Episode in der Akkulturationsgeschichte ostperuanischer Indianer

Zusammenfassung

Ich werde im folgenden die Geschichte einer winzigen Stammesgruppe amazonischer Indianer erzählen, die sich selbst Uni nennen, was Menschen oder Männer bedeutet. Ethnographen des autochthonen Amazonien kennen sie als Cashibo oder „Vampirfledermaus-Leute”.¹ Ihr Stammland ist ein Teil der terra firme, und zwar des „Hochwalds” im äußersten Westen dieses größten Dschungelgebietes der Erde, unmittelbar zu Füßen der östlichen der drei andinen Bergketten in Zentralperu. Ihre in jeder Hinsicht marginale Lage in Amazonien verhinderte erfolgreich, daß sie jemals eine auch nur annähernd signifikante Rolle innerhalb der kolonialen oder neo-kolonialen Integrationsgeschichte Ostperus (oder Gesamt-Amazoniens) in das kapitalistische Weltsystem spielen konnten.² Warum gebe ich mir dann aber überhaupt die Mühe, ihre Geschichte zu erzählen? Nun, mich bewegen drei Gründe:

• 1. Die Uni haben diese Geschichte erlitten;

• 2. ich denke, daß ihre Geschichte ein nicht untypisches Beispiel für einen Unterwerfungsund Integrationsprozeß darstellt, der heute bereits alle tribalen Gruppen Amazoniens erfaßt und unter die Herrschaft ihnen fremder ökonomischer, sozialer und politischer Interessen gebracht hat, und

• 3. ich hoffe, am Beispiel der Uni-Geschichte einen Punkt explizieren zu können, den ich für bedeutsam halte in Bezug auf Ethnohistorie,³ wann immer diese in direktem Zusammenhang steht mit kolonialer Expansion und der Unterwerfung sogenannter „Primitiver” unter sogenannte „höhere Gesellschaftsformen”. Eine historische Überlieferung bzw. Geschichte ist natürlich zuerst einmal nichts weiter als eine Erzählung von Ereignissen. Das aber heißt, sie braucht notwendig einen Blickwinkel, einen Referenzpunkt, von dem aus sie entwickelt wird. Wie ich es sehe, stehen mir drei Blickwinkel offen, von denen aus ich versuchen kann, die Uni-Geschichte zu erzählen.