Zusammenfassung
Eine Analyse politischer Reden, in diesem Falle einer Rede Kohls, ist zunächst mit zwei Möglichkeiten konfrontiert. Zum einen liegt eine Qualifizierung der Rede als Manipulativ im Gegensatz zu einem Modell explizit argumentativen Sprechens nahe. So wenn Kohl, was unter die Kategorie “Wertverteilungstaktik” von S.J. Schmidt fallen würde (vgl. Schmidt 1973: 90), nach dem Muster attributiver Polarisierung von Anhängern und Gegnern die SPD mit dem Begriff Agonie (16) assoziiert, demgegenüber aber die CDU mit dem Begriff Pflicht (30), wobei dann weiter festzuhalten wäre, daß hier über Metaphern wie Agonie und Pflicht der politische Bereich naturalisiert (Krankheit) oder traditionalistisch (preußisches Pflichtbewußtsein) angeeignet wird. Die erste Analyserichtung fußt auf der impliziten Vorstellung, daß Politik ein öffentlicher Streit sei, ein Diskurs einer Elite, wobei sich relativ zu bestimmten Zielsetzungen — in ihrer Idealform der des Über-zeugens/Begründens und in ihrer polemischen Deformation der der Manipulation/Ideologisierung — ein Arsenal rhetorischer Muster und Strategien bestimmen läßt.
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© 1985 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Jung, I., Lange, B., Walther, H. (1985). Zur Sprachpolitik der ‘Wende’. Analyse einer Kohl-Rede. In: Januschek, F. (eds) Politische Sprachwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87626-3_9
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