Zusammenfassung
Der Sommer 1983 hat unserer Sprachgemeinschaft ein neues Wort gebracht, neben vielen anderen, den “Busengrapscher”. Die Affäre um den Abgeordneten der Grünen, Hecker, ist noch gut in Erinnerung, der in altväterlich-chauvinistischer Manier Assistentinnen der Fraktion “an die Wäsche gegangen” war. Die betroffenen Frauen hatten dieses Verhalten öffentlich gemacht, und die Medien bemächtigten sich dieses Konfliktes nur allzu gern, sei es, weil gerne über Sexualität geredet wird, sei es, weil es ein Anlaß war, in der Sommerlangeweile für eine Attraktion zu sorgen. Hecker mußte seinen Rücktritt erklären. Er hatte sich eben in einem traditionellen Sinn als Mann verhalten, in einer sozialen Umgebung allerdings, in der solche Verhaltensweisen nach jahrelangen Debatten um das Sein und Sollen im Geschlechterkampf nicht tolerierbar waren. Diese Affäre war auch ein Teil jenes öffentlichen Redens über Sexualität, das hier zur Diskussion steht. Es ist allerdings zu vermuten, daß noch vor wenigen Jahren dieser Konflikt nicht hätte öffentlich ausgetragen werden können. Damals, vor fünf oder sechs Jahren, sind die Diskussionen um die Unterdrückung der Frau vor allem in Alternativ-, genauer: Frauenzeitungen geführt worden, von der bürgerlichen Öffentlichkeit nur am Rande aufgenommen.
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Vogt, R. (1985). Peepshows — Nein danke! Subkulturelle Schreibweisen über Sexualität. In: Januschek, F. (eds) Politische Sprachwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87626-3_8
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