Zusammenfassung
Erstens werden für diese Arbeit wesentliche Prinzipien der Ethnomethodologie und Konversationsanalyse diskutiert, durch die ein interaktionsanalytischer Zugang zu sprachlichen Phänomenen gewährleistet werden kann. Zweitens wird ein dynamischer Kontextbegriff erörtert, nach dem Kontextfaktoren — zu denen auch Kultur gehört — nicht als von außen in die Interaktion eingebracht, sondern als in der Interaktion hergestellt angesehen werden. Drittens wird das wissenssoziologische Konzept der kommunikativen Gattung dargestellt, mit dem die globalen gattungsspezifischen Normen und Regeln von Bewerbungsgesprächen erfaßt werden können, an denen sich die Beteiligten gemeinsam orientieren. Auf der Basis dieser theoretischen und methodischen Grundlagen kann dann ein linguistisch orientierter Zugriff auf Kultur geleistet werden, wie er eben formuliert worden ist.
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Literatur
Vgl. dazu die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Konstrukten. Mit letzteren sind wissenschaftliche Kategorien gemeint, die sich auf die ersteren, den Typisierungen der Mitglieder einer Gemeinschaft, gründen (vgl. Schütz 1972 ).
Für eine ausführliche - deutschsprachige - Diskussion der beiden Begriffe bei Garfinkel vgl. Auer (1999).
In den sog. Krisenexperimenten zeigt Garfinkel (1967), daß Alltagsgespräche zusammenbrechen, sobald eine/r der Teilnehmenden die Indexikalität der Äußerungen nicht mehr akzeptiert und versucht, sich durch Nachfragen „vollkommene Klarheit“ zu verschaffen. Vgl. auch Garfinkel (1976).
Zum reflexivem Kontextbegriff vgl. Kap. 3.2.
In jüngster Zeit ist die Forderung, alle für die Analyse relevanten Kategorien aus der Interaktion selbst zu gewinnen, häufig für uneinlösbar erklärt worden (vgl. z.B. Kotthoff 1994).
Zum Begriff der konditionellen Relevanz vgl. Schegloff (1972).
Vgl. z.B. die in der Tradition der korrelativen Soziolinguistik entstandenen Studien (Labov 1972).
Im Unterschied zum Sprechereignis - speech event, vgl. Hymes (1979) - sind Dimensionen des nonverbalen Verhaltens hierbei miteingeschlossen.
Weitere Vorschläge zur Typologisierung von Kontext finden sich u.a. in Blom/Gumperz (1972) sowie Goodwin/Duranti (1992). Letzterer unterscheidet sich nicht wesentlich von der hier aufgeführten.
Für eine Zusammenstellung einschlägiger Arbeiten s. Auer/di Luzio (1992).
Für eine weitere Diskussion arbiträrer und nicht-arbiträrer Bedeutungsinhalte von Kontextualisierungshinweisen vgl. vor allem Auer (1992).
Über die Tradition der Gattungsforschung in anderen wissenschaftlichen Disziplinen sei an dieser Stelle nichts gesagt; stattdessen möchte ich auf Günthner/Knoblauch (1995) verweisen, die einen historischen und systematischen Überblick über das Konzept der Gattung in der Literaturwissenschaft, linguistischen Anthropologie und Ethnographie der Kommunikation geben.
Zur Form und Funktion rekonstruktiver kommunikativer Gattungen vgl. Bergmann/Luckmann (1995).
Vgl. dazu auch Hanks (1987) sowie Briggs/Bauman (1992).
Vgl. dazu z.B. die Funktion des Topos Spaß in Bewerbungsgesprächen (Auer/Birkner/Kern 1997b).
Zur sequenziellen Zwischenstruktur s. auch Auer (1999) sowie Birkner (im Erscheinen).
Zum Klatsch als kommunikativer Gattung vgl. Bergmann (1987).
Zu Rechten und Pflichten von Interviewenden und Interviewten vgl. auch Uhmann (1989).
SchmitdKeim (1995:415) haben darauf hingewiesen, daß das Konzept des recipient design auch für die Untersuchung von Kultur fruchtbar gemacht werden kann. Allerdings beschränken sie ihre Analyse auf Fälle der expliziten Kulturthematisierung.
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Kern, F. (2000). Methode und Theorie. In: Kulturen der Selbstdarstellung. DUV Sprachwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87383-5_4
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