Zusammenfassung
Die Penthesilea entstand auf Reisen. Begonnen wurde sie in Königsberg. Von dort hatte sich schon Immanuel Kant in die entferntesten Weltwinkel hinausphantasiert; Kleist trieb es in die weit zurückliegenden Welten der Amazonen und Griechen vor Troja. Im Unterschied zu Kant hatte es ihn aber nur kurzfristig nach Königsberg verschlagen — in Dienst- und Amtsgeschäften der preußischen Administration, die er wohl wenig nur wahrgenommen hat. Nach der Niederlage bei Jena und Auerstedt floh die preußische Verwaltung vor den heranrückenden Truppen Napoleons, Kleist zog ihnen entgegen, wurde bei Berlin als angeblicher Spion verhaftet und für ein halbes Jahr nach Frankreich deportiert. Dort, in der Gefangenschaft, hat er an der Penthesilea gearbeitet. Diesmal war es für Kleist ein ungewolltes, erzwungenes Exil, er sah sich verschleppt in die so verhaßte französische Welt der kapitalistischen Moderne, die ihn zwischen 1801 und 1804, während des ersten langen Exils von Preußen, doch immer wieder angezogen hatte. Aber die Gefängnisse von Fort de Joux und dann Châlons-sur-Marne waren nun — im ersten Halbjahr 1807 — nicht das Paris von 1801 oder 1803/04. Man möchte annehmen, daß die Gefangenschaft seine Phantasie mehr noch beflügelte, nach Troja zu enteilen. Beendet wurde die Penthesilea anschließend in Dresden, dem zweiten, sächsischen Exil.
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Grathoff, D. (2000). Liebe und Gewalt. Überlegungen zu Kleists Penthesilea. In: Kleist: Geschichte, Politik, Sprache. Kulturwissenschaftliche Studien zur deutschen Literatur. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87360-6_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87360-6_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-33247-5
Online ISBN: 978-3-322-87360-6
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