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Einleitung: Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit

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Steuerung von Privatisierung
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Zusammenfassung

Am Abend des 01. April 1991 wurde der Treuhandpräsident Detlev Karsten Rohwedder in seinem Haus in Düsseldorf ermordet. Dieser Mord, der erst im Herbst des Jahres 2001 Wolfgang Grams als Mitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF) eindeutig zugeordnet werden konnte, löste in einer breiten Öffentlichkeit einen Schock und große Bestürzung aus. Er passierte zu einem Zeitpunkt, als die Kritik an der Treuhandanstalt und die zuweilen persönlichen Angriffe gegen Rohwedder immer heftiger wurden. Seit dem Jahreswechsel 1990/91 hatten die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die damit verbundene Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland in schwindelerregendem Tempo zugenommen. In diesen Schwierigkeiten war die Treuhandanstalt für die einen — hauptsächlich ostdeutschen Kritiker — die gefühllose und erbarmungslose Plattmacherin der ostdeutschen Betriebe, für die anderen — hauptsächlich westdeutschen Kritiker — ging alles noch viel zu langsam. Der Mord, mit dem die RAF sich glaubte als, Rächer der entrechteten ostdeutschen ‚arbeitermassen ’profilieren zu können, machte — zumindest symbolisch — das ungeheure Konfliktpotential deutlich, das durch die rapide und schockartige Transformation in Ostdeutschland entstanden war. Dieses Konfliktpotential speiste sich aus der Enttäuschung, die dem Rausch der Wende und der nationalen Vereinigung folgte, verursacht durch die kollektive Angst des sozialen Abstiegs aufgrund drohender Arbeitslosigkeit. Dieses Konfliktpotential barg erhebliche politische Risiken für die Bundesregierung und drohte, gleich zu Beginn des neuen Gemeinwesens die politischen Institutionen in Ostdeutschland zu delegitimieren. Diese Vermutung ist sicherlich nicht unbegründet, wenn man sich einmal die Reaktion in Westdeutschland vorstellt, die eine solche Transformation mit einem derartigen Verlust an industrieller Produktion und Arbeitsplätzen in einer vergleichbar kurzen Zeitspanne verursacht hätte. Die legitimatorischen Risiken wurden zudem dadurch erhöht, daß es bei den ostdeutschen Bürgern, bedingt durch die politische Sozialisation, aber auch durch die Versprechungen der Regierung Kohl enorme Erwartungen an die staatlichen Institutionen gab und bis heute gibt. Daher war die weitere Ausgestaltung und Implementation der wirtschaftlichen Transformation Ostdeutschlands von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der wirtschaftlichen und sozialen Probleme und die Kontrolle der politischen Risiken.

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© 2002 Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden

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Raab, J. (2002). Einleitung: Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit. In: Steuerung von Privatisierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87340-8_1

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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  • Online ISBN: 978-3-322-87340-8

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