Zusammenfassung
Feministische Frauenforschung, die sich in Deutschland im Zuge der zweiten Frauenbewegung in den 70er Jahren etablierte, richtete sich gegen den Androzentrismus vermeintlich geschlechtsneutraler Wissenschaften. Ein zentrales Anliegen galt dem Nachweis, daß Beziehungen zwischen den Geschlechtern und die Situation von Frauen Ausdruck und Folge eines Herrschaftsverhältnisses sind. Untersuchungen von Entstehungszusammenhängen und Entwicklungslinien hierarchisch strukturierter Beziehungen zwischen Männern und Frauen vollzogen sich in den folgenden Jahrzehnten unter unterschiedlichen Perspektiven auf das Geschlechterverhältnis.2
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Literatur
Unterschiedliche Standortbestimmungen finden unter anderem auch Ausdruck in unterschiedlichen Bezeichnungen der Arbeitsbereiche von Sozialwissenschaften, die das Geschlechterverhältnis untersuchen: z.B. Frauenforschung, feministische Wissenschaft, Geschlechterforschung oder women studies, gender studies (vgl. z.B. Angerer/Dorer 1994). Die Änderung von Frauenforschung in Geschlechterforschung wird in der Regel, aber nicht einhellig als Perspektivenwechsel betrachtet; Ute Gerhard sieht darin z.B. „nicht so sehr eine Verschiebung der Schwerpunktsetzung als den Versuch, Mißverständnisse oder eine politische Standortbestimmung zu vermeiden (…).“ (Gerhard 1995:200; Herv. U.S.).
Wie unter anderem auch im folgenden deutlich wird, kann (und soll) „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ nicht eindeutig bestimmt werden. Die beiden Begriffe bezeichnen Darstellungsformen und Merkmale von Frauen und Männern. Was jedoch als „weiblich“ oder „männlich“ zu verstehen ist bzw. welche Eigenschaften als solche bezeichnet werden, unterliegen politischen und theoretischen Wertungen (vgl. z.B. Knapp 1993). Der Begriff kann sich seiner stereotypen Aufladung nicht entledigen. Seine Verwendung läuft Gefahr, selbst zur Vorurteilsbildung beizutragen (ebd.). Dennoch wird im folgenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf Anführungsstriche verzichtet.
Als Argument für Förderung von Frauen im Berufsleben wurden in der Folge z.B. Vorteile fü;r Unternehmen durch Nutzung spezifisch weiblicher Fähigkeiten herausgestrichen (z.B. „kooperativer Führungsstil“) (vgl. z.B. Werner/Bernardoni 1987a:82ff).
Vgl. bes. Beck-Gernsheim/Ostner 1979.
Folgende Uneindeutigkeiten sind im Hinblick auf Möglichkeiten der Geschlechterbestimmung auszumachen: Chromosomengeschlecht, Keimdrüsengeschlecht, morphologisches Geschlecht, Hormongeschlecht und Besonderheiten im Gehirn (vgl. Hagemann-White 1984:33ff).
Als Charakteristika von Geschlechtszugehörigkeit, die bereits jedes Kind kennenlernt (psychologische und kognitive Leistung), listet Carol Hagemann-White auf: Eindimensionalität (alle Menschen sind entweder weiblich oder männlich); bestimmte äußerliche Merkmale, aber auch Namen und Funktionen zeigen Geschlechtszugehörigkeit an; der Unterschied ist an Genitalien (im wesentlichen: Penis haben oder nicht) festzumachen und Geschlechtszugehörigkeit ist unveränderbar (Hagemann-White 1984:82f).
Hirschauer entwickelte seine Überlegungen auf der Grundlage von Gesprächen mit Transsexuellen und ihren Interaktionspartnern über Erfahrungen nach der Geschlechtsumwandlung (ebd.: 102).
Zur Definition von Poststrukturalismus und Postmoderne vgl. Engelmann 1990.
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Schulz, U. (2000). Das Geschlechterverhältnis aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Wissenschaftspositionen. In: Journalistinnen im Schulterschluss?. Studien zur Kommunikationswissenschaft, vol 45. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86888-6_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86888-6_2
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