Skip to main content

Gegenwärtige Positionen im Neokorporativismus

  • Chapter
Stand und Klasse

Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 184))

  • 61 Accesses

Zusammenfassung

Um die Ideologiegeschichte korporativer Staatsmodelle abzurunden, bedarf es eines kurzen Ausblicks auf gegenwärtige Positionen in der neuerlich akzentuierten Neokorporativismus-Diskussion, die der sozialwissenschaftlichen Bedeutung von organisierten Interessen im modernen Interventionsstaat nachzugehen versucht. Es kann allerdings hierbei nicht darum gehen, die verschlungenen Pfade dieser Diskussion aufzuzeigen, nicht einmal kann es Aufgabe dieses Kapitels sein, die unterschiedlichen, oft kontroversen Ansichten zu diesem Thema nachzustellen, denn damit wäre der Rahmen und Umfang dieser Arbeit bei weitem gesprengt, vielmehr soll hier lediglich die Rezeptionsgeschichte neokorporativen Denkens abschließend skizziert werden. Dieses erscheint besonders deshalb notwendig -es sei noch einmal daran erinnert-, da eine materialistische Ideologiekritik von konservativen Vorstellungen über korporativ strukturierte Gesellschaften bislang allenfalls in fragmentarischer Form, nicht aber in vergleichbar epocheübergreifender Darstellung vorliegt. Wir haben uns also nun vor Augen zu führen, wann in der Geschichte der jungen Bundesrepublik korporative Staatsideen wieder verstärkt rezipiert wurden und worin ihr wesentlicher Unterschied zu älteren Korporatiworstellungen gelegen hat. Die vorangestellte Forschungsfrage, ob die von Habermas vollzogene Wendung zur sprachanalytischen Kommunikationstheorie vereinbar ist mit dem hier dargestellten Konzept einer konservativen Rechtfertigungsideologie, soll diese Arbeit dann beschließen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. In seinem Aufsatz “Von der “Revolution von rechts” zum technokratischen Konservatismus. Anmerkungen zu Hans Freyers Auseinandersetzung mit der kapitalistischen Industriegesellschaft” beschrieb Richard Saage wesentliche Argumentationslinien der Freyerschen Zivilisationskritik (Saage 1983: 214f).

    Google Scholar 

  2. Dazu Robert Lederer: “Die Technokratiethese stiftet die Idee einer alternativlosen nichtpluralistischen Welt, sie trennt die Erkenntnis vom Interesse” (Lederer 1979: 23). Eine fundierte Kritik dieser technokratischen Ideologie hatte bekanntlich Habermas geliefert (Habermas 1968).

    Google Scholar 

  3. Zur weiterführenden Kritik seien erwähnt Dieter Ciaessens Studie über die soziologische Anthropologie (Ciaessens 1968) sowie Friedrich Jonas Darstellung der Institutionenlehre Arnold Gehlens (Jonas 1966).

    Google Scholar 

  4. So etwa Arnold Gehlen in “Sozialpsychologische Probleme in der industriellen Gesellschaft”, wo von den “tiefen vitalen, aber auch geistigen Bedürfhisse(n) der Menschen nach Dauer, Gemeinsamkeit und Sicherheit” die Rede ist (Gehlen 1949: 43; hierzu Greiffenhagen 1986: 316f).

    Google Scholar 

  5. “So wird eine negative, ontologisierte Anthropologie durch die biologistisch-organizistisch aufgezäumte Apothese des technokratischen Großsystems ergänzt und beides bemüht, “die Arbeit der Geschichte ... gesellschaftlich stillzulegen”, Transformationen bewirkende geschichtliche Konflikte folgenlos zu regulieren, die Herrschaft des Systems und seiner Institutionen erneut zu inthronisieren in einem Moment, wo die Minimisierung von Herrschaft historisch möglich wird.” (Grebing 1971: 407).

    Google Scholar 

  6. “Der Egoismus liegt im Wesen der Gruppe. Wer den Pluralismus als die allein erträgliche Staats- und Gesellschaftsordnung unserer Zeit bejaht, der muß die Existenz-und Wirkungsberechtigung der Verbände anerkennen und kann ihnen ihr Recht auf ein “aufgeklärtes” Eigeninteresse nicht absprechen.” (Eschenburg 1955b: 5).

    Google Scholar 

  7. Eschenburgs Abhandlung “Herrschaft der Verbände?” ist voll von einzelnen Beispielen, die den verwerflichen Einfluß von parteilichen Rücksichtnahmen aufzeigen sollen.

    Google Scholar 

  8. Aus diesem Problem hervorgehend sollte Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre unter dem Eindruck einer wachsenden politischen Krisensituation eine soziologische Krisentheorie des Spätkapitalismus formuliert werden. Wichtige Positionen dazu finden sich bei Jürgen Habermas in seinem Buch “Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus” sowie in Claus Offes Aufsatz “Strukturprobleme des kapitalistischen Staates” (Habermas 1973; Offe 1972). Über diese für die politische Soziologie sehr aufschlußreiche Debatte existiert eine umfangreiche Sekundärliteratur (beispielhaft hierzu: Ebbighausen 1981: 119f; Esser 1975: 39f; Jürgens 1975: II 391f).

    Google Scholar 

  9. “Erst das gesamte Spektrum organisierter Interessen ergibt also ein Ganzes, das der Repräsentation fähig ist, und die Öffentlichkeit ist Adressat dieser Repräsentation.” (Kaiser 1956: 357).

    Google Scholar 

  10. “Volkssouveränität und Gruppenherrschaft sind darum nicht identisch und grundsätzlich auch nicht miteinander vereinbar. Darum gibt es keinen Ersatz der parlamentarischen Demokratie durch einen Ständestaat, auch nicht auf Teilgebieten, es sei denn durch einen Umsturz der Verfassung.” (Kaiser 1956: 360).

    Google Scholar 

  11. Späterhin sollte es noch einige wenige, wenngleich unbedeutsame Versuche in der staatsrechtlichen Literatur geben, der Zweiten Kammer ein eigenständisches Repräsentationsvermögen in Konkurrenz zum bestehenden Parlament zuzuschreiben, so etwa in der Dissertation von Hubert Tebbert “Das Problem der berufsständischen Mitwirkung an der Gesetzgebung” sowie in Rene Marcics Aufsatz “Die Stellung der Zweiten Kammer in den modernen Bundesstaaten” (Tebbert 1957; Marcic 1966: 261f). Zum gleichen Thema auch Harald Dehmers “Das Problem der Errichtung eines Bundeswirtschaftsrates” (Dehmer 1955).

    Google Scholar 

  12. In ihrer Einleitung zum Buch “Verbände und Staat” kennzeichnen die Herausgeber Alemann/Heinze die Entwicklung der bundesrepublikanischen Verbändeforschung durch die drei Phasen “Verfemung, Duldung und schließlich Anerkennung”; eine Entwicklungslinie, die zuvor auch die Parteienforschung durchlaufen habe (Alemann, Heinze 1979: 12).

    Google Scholar 

  13. Vergleiche den Beitrag Ulrich Scheuners erschienen in: “Der Staat und die Verbände” (Scheuner 1957: 10f).

    Google Scholar 

  14. Vom selben Autor ist erschienen “Die Vertretung wirtschaftlicher Interessen in der Demokratie” (Scheuner 1961: 9f).

    Google Scholar 

  15. Vergleiche die Kritik Carl Schmitts am Rechtspositivismus etwa in “Der Hüter der Verfassung” (Schmitt 1931: 60f).

    Google Scholar 

  16. Auf diesen verengten Politikbegriff geht Hans Kastendiek näher ein (Kastendiek 1975:I 71). Kastendiek sprach in diesem Zusammenhang von “Politizismus”. Rolf Ebbighausen hat eindrücklich dargelegt, daß die Kritik an den parteiinternen Bürokratisierungs- und Oligarchisierungstendenzen keineswegs auf die deutsche Politologie beschränkt war; sie war in der Tat kennzeichnend für viele westliche Demokratietheorien (Ebbighausen 1973: 17f).

    Google Scholar 

  17. Wössner berief sich hierbei ausdrücklich auf die katholische Soziallehre Heinrich Peschs (Wössner 1961: 11). Es erscheint in der Tat befremdlich, wie Wössner die Existenz des Menschen als eines “ens sociale”, seine Angewiesenheit auf Gesellschaft, aus dem theologischen Motiv des Sündenfalls und der Erlösung durch Christus ableiten wollte.

    Google Scholar 

  18. Hierzu Wössner: “Erst durch die Unterscheidung der interessenpolitischen Bedeutung des Verbandes im Gegensatz zur gesamtpolitischen Aufgabe der Partei kommt dem Staat wieder jene Bedeutung zu, die er seinem Wesen nach verwirklichen soll: Hüter und Verwirklicher des Gemeinwohles, des Wohles aller Einzelnen und aller gesellschaftlichen Gruppen zu sein.” (Wössner 1961: 85).

    Google Scholar 

  19. Eine Vielzahl ähnlich lautender Stimmen ließe sich zwanglos aufführen, beispielhaft hierzu nur etwa Helmut Lindemanns Bemerkung: “Man sollte sich daher von vornherein nicht der Illusion hingeben, daß Lobbyismus und Interessenpolitik auszurotten seien. Sie sind natürliche und unvermeidliche Begleiterscheinungen der Demokratie in der pluralistischen Gesellschaft.” (Lindemann 1966: 141).

    Google Scholar 

  20. Diesen Paradigmenwechsel hatte schon Rolf G. Heinze durchaus affirmativ beschrieben (Heinze 1981: 12f). Schmitter benannte den neokorporativistischen Ansatz sogar “eine Art paradigmatische Revolution” gegenüber älteren pluralistischen Konzepten (Schmitter 1981: 63).

    Google Scholar 

  21. Roland Czada formulierte “Konjunkturen des Korporatismus”: die durch Schmitters Aufsatz angestoßene Diskussion sei die “dritte Welle der Verbändeforschung... nach dem klassischen Pluralismus der fünfziger und den Neo-Pluralismen der sechziger Jahre” (Czada 1994: 37).

    Google Scholar 

  22. Einen guten Überblick hierüber bietet Czada 1994: 37.

    Google Scholar 

  23. Agnoli hatte diese “Transformation der Demokratie” deutlich im Blick, als er schrieb: “Die Pluralität der Interessen -eine Wirklichkeit- und der damit zusammenhängende — ebenso wirkliche- Pluralismus auf der Distributionsebene wirkt politisch der Polarität entgegen, die nach wie vor an der Basis der Gesellschaft besteht” (Agnoli, Brückner 1967: 23). Agnoli war denn auch der erste, der den Antagonismus von pluralistischem Sozialstaat und weiterhin vorherrschendem Klassenstaat überhaupt thematisiert hatte.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Meyer, T. (1997). Gegenwärtige Positionen im Neokorporativismus. In: Stand und Klasse. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 184. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86882-4_19

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86882-4_19

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-13031-6

  • Online ISBN: 978-3-322-86882-4

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics