Zusammenfassung
Nach den spektakulären Aktionen und Diskussionen der siebziger und achtziger Jahre um §218, Gewalt gegen Frauen, das Recht auf Erwerb und gleichen Lohn erreicht gegenwärtig vor allem die Frage der Quotierung und Antidiskriminierungspolitik eine hohe emotional und moralisch aufgeladene Aufmerksamkeit, die sowohl von Verzerrungen und Ängsten als auch von massiven Gegenkräften zeugt. So wie in den fünfziger und sechziger Jahren mit dem Alltagsphänomen der Berufstätigkeit verheirateter Frauen oder um die Jahrhundertwende mit den Tarifforderungen der Gewerkschaften nahezu der Untergang des Abendlandes befürchtet wurde, scheint gegenwärtig die Diskussion um die berufliche und gesellschaftliche Gleichstellung der Frau nicht nur tradierte Männlichkeits- und Weiblichkeitsbilder schlechthin zu erschüttern. Vielmehr noch wird der Verlust der Privilegien von Männern gefürchtet, die bislang für unantastbar und selbstverständlich gehalten wurden (vgl. Pinl 1990: 362). ‚Quotierung‘ ist damit zu einem zentralen Schlagwort und Streitobjekt der gesellschaftspolitischen Debatte um die Machtverteilung zwischen den Geschlechtern geworden. Während die Befürworterinnen und Befürworter sich mit dieser Maßnahme ein effektives Instrument versprechen, um die gesellschaftliche Benachteiligung der Frau anzugehen, sehen konservative Gegnerinnen und Gegner in ihm die Aushöhlung und den Verfall des Leistungsprinzips und der Qualifikationsstandards, die bis hin zur These der Diskriminierung des Mannes im tobenden ‚Geschlechterkrieg‘ reicht.
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© 1999 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Ernst, S. (1999). Formal verbindliche Maßnahmen der Quotierung im gesellschaftspolitischen Diskurs und in der personalpolitischen Praxis. In: Geschlechterverhältnisse und Führungspositionen. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 206. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86658-5_19
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13322-5
Online ISBN: 978-3-322-86658-5
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