Zusammenfassung
Die Frage nach der Effizienz von Normungsprozessen setzt bereits ein Effizienzkriterium voraus. Ein solches Kriterium läßt sich nach dem hier verwendeten Ansatz einer transaktionskostentheoretischen Erklärung von Normungsprozessen zunächst einfach formulieren: Wenn die durch eine neu geschaffenen Normen insgesamt eingesparten Entscheidungsressourcen die Menge von Entscheidungsressourcen übertreffen, die durch den Prozeß der Etablierung dieser Norm insgesamt verbraucht wurden, so kann dieser Normungsprozeß in bezug auf die Ressourcenallokation effizient genannt werden. In bezug auf eine Pareto-optimale Allokation allerdings muß gelten, daß niemand durch die neue Norm schlechter gestellt wird. Von einem Pareto-effizienten Normungsprozeß kann also dann gesprochen werden, wenn (1) die eingesparten Entscheidungsressourcen die eingesetzten mindestens kompensieren und (2) niemand durch die neue Norm schlechter gestellt wird.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literaturverzeichnis
Ebenso hat z.B. ein Anbieter in seinem heimischen Markt Wettbewerbsvorteile gegenüber ausländischen Anbietern allein aufgrund der Sprachkenntnis-, Innovatoren einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Mittbewerbern durch ihre temporär bessere Kenntnis eines neuen Produktes oder Produktionsprozesses (auch ohne Patentgesetzgebung). Es erschiene jedoch unsinnig, eine Vereinheitlichung aller Verkehrssprachen oder die Verhinderung von Innovationen zu fordern, um solche ‘Wettbewerbsverzerrungen’ zu verhindern.
Dem könnte allerdings entgegengehalten werden, daß die investierten Ressourcen (durch Entsenden von Mitarbeitern) einen Anreiz zur Übernahme der entwickelten Technologien darstellen. Im Umkehrschluß folgt daraus jedoch zunächst nur, daß die Unternehmen einen Anreiz zur Entsendung von Experten haben müssen. Da es sich bei dieser neuen Organisationsform im wesentlichen um die gepoolte Technolgieentwicklung handelt, kann die Teilnahme allein dadurch motiviert sein, über diesen Prozeß gut informiert sein zu wollen und gleichzeitig entsprechendes Humankapital aufbauen zu können. Wie von den Autoren dieses Vorschlages für das Beispiel von ETSI dargestellt, bestehen enge Verbindungen zu anderen Forschungsprogrammen der EG (EU) (z.B. ESPRIT und RACE), wodurch ein solches Motiv sehr wahrscheinlich erscheint.
Allerdings ist hier die deutsche Übersetzung des Begriffes’ standard’ problematisch. Cowan verwendet den Begriff’ standard’ eher im Sinne von ‘technology’ (“In this sense, standards bear strong similarities, though with some differences, to technologies”, ebenda, S.280). Daraus wird auch verständlich, wieso der inhaltlichen Bedeutung von Normen/Standards eine so große Bedeutung zugemessen wird, da sie als Basis-oder Prototechnologien gelten, die als solche die Technikentwicklung zu einem sehr frühen Zeitpunkt festlegen. Im Sinne der Techniksteuerung erscheint es dann sinnvoll, bereits an diesem frühen Entwicklungsstadium anzusetzen (vgl. die Beiträge in Kubicek und Seeger 1993).
Es handelt sich hier also um ein ‘Ungleichgewichtskonzept’, d.h. der Normalfall ist das Ungleichgewicht, das Ursache für Veränderungsprozesse ist, dabei auf ein Abbau des Ungleichgewichtes zielt, ohne jedoch in einen Gleichgewichtszustand zu münden.
Dies ist der Grund dafür, weshalb Modelle, die auf der Wahlentscheidung zwischen verschiedenen Normen bzw. Technologien beruhen, immer zu dem Ergebnis kommen müssen, daß keine neuen Normen entstehen können. Dabei ist es gleichgültig, ob die Wahlentscheidung auf Märkten oder auf Quasi-Märkten (d.h. vor Auswahlkommissionen) stattfindet. In jedem Fall kann nur unter existierenden Vorschlägen ausgewählt werden.
Man beachte, daß es sich hier nicht um eine Wahlentscheidung handelt. Vielmehr muß der Nachfrager die Spezifikationen für die Produkte selbst festlegen. Er wählt also nicht unter vorgegeben Möglichkeiten aus, sondern muß diese Möglichkeiten erst hervorbringen.
D.h. es gibt einen Akteur, der auch dann eine bestimmte Norm adaptiert, wenn sie sonst von keinem anderen Akteur adaptiert wird.
Mit diesem Begriff ist der oben genannte Sachverhalt gemeint, daß nämlich die Initiierung oder Teilnahme von bzw. an Normungsprozessen nicht durch den Wunsch der Neutralisierung externer Effekte bestimmt ist. Nur diese Art der Motivation wird durch die hier entwickelte Theorie erklärt. Jedes andere Interesse ist deshalb in bezug auf die Theorie ‘extern’.
Rights and permissions
Copyright information
© 1995 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Reimers, K. (1995). Ansatzpunkte für die Beeinflussung von Normungsprozessen. In: Normungsprozesse. Neue betriebswirtschaftliche Forschung. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86567-0_13
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86567-0_13
Publisher Name: Gabler Verlag
Print ISBN: 978-3-409-13188-9
Online ISBN: 978-3-322-86567-0
eBook Packages: Springer Book Archive