Zusammenfassung
In der Methodenausbildung wird großer Wert auf die Kenntnis von Datenanalysever-fahren verwendet. Die Zahlen, die die Grundlage von verschiedenen Berechnungsverfahren bilden, werden dabei als gegeben und den Anforderungen entsprechend angenommen. Wie man aber an die Daten kommt, die man für die Analyse braucht, wird sehr viel seltener und viel weniger ausführlich behandelt. Die Instrumente und die Durchführung der Datenerhebung bestimmen aber viel wesentlicher, welche Analysestrategien und -verfahren angebracht sind, als eine umfassende Kenntnis aller möglichen, höchst differenzierten Analysetechniken. Ein Fehler bei der Datenerhebung kann später nicht mehr durch Analysetricks geheilt werden. Eine Information, die nicht erhoben worden ist, steht für spätere Analysen nicht zur Verfügung. Ähnliches gilt für die Auswahl von Personen, die untersucht werden sollen. Die erhobenen Daten können nur Aussagen über Personen machen, die — zumindestens als Gruppe — auch in die Auswahl, d.h. die Stichprobe gekommen sind. Schätzungen über Größenordnungen von solchen Gruppen aus Stichproben sind nur dann sinnvoll, wenn man davon ausgehen kann, daß die Größenverhältnisse in den Stichproben möglichst wenig verzerrt sind. D.h. auch hier, Fehler, die bei der Auswahl gemacht werden, sind später nicht mehr heilbar. Dies gilt trotz den Heilsversprechen über manche Techniken, wie Gewichtungsstrategien, die — wie bei Münchhausen — helfen sollen, sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf zu ziehen. Eine schlechte Stichprobe bleibt eine schlechte Stichprobe, trotz aller Versuche, sie zum besseren zu transformieren (s.a. Alt & Bien 1994 ).Wissen über die Verfahren der Datengeneration (Stichprobenproblematik, Datenerhebungsinstrumente, Reliabilitäts-, Va- liditäts, Objektivitäts- und Bedeutsamkeitsbeurteilungen) ist daher mindestens so wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger, als Kenntnisse über Analyseverfahren.
Die hier vorgestellten Erfahrungen und Erkenntnisse wären nicht möglich gewesen, wenn uns nicht ZUMA und die verschiedenen Erhebungsinstitute (insbesondere Infratest-Burke) bereitwillig bei der Suche nach Erklärungen für Verzerrungen unterstützt hätten. Der vorliegende Erfahrungsbericht ist als breiter Einstieg in die Problematik gedacht und daher aus Platzgründen ohne vertiefende Auseinandersetzung mit theoretischen und methodischen Konsequenzen, die noch an anderer Stelle in dieser Veröffentlichung aufgegriffen werden.
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Literatur
Technische Literatur
Alt, Christian & Bien, Walter (1994): Gewichtung, ein sinnvolles Verfahren in den Sozialwissenschaften? Fragen, Probleme und Schlußfolgerungen. In: Gabler, S.; Hoff-meyer-Zlotnik, J.H.P.; Krebs, D. (Hrsg.): Gewichtung in der Umfragepraxis. Westdeutscher Verlag, Opladen. S. 124–140
Alt, Christian, Bien, Walter & Krebs, Dagmar (1991): Wie zuverlässig ist die Verwirklichung von Stichproben verfahren? Random route versus Einwohnermeldeamtsstichprobe. ZUMA Nachrichten, 28, S. 65–72
Alt, Christian (1991): Stichprobe und Repräsentativität, in Bertram, H. (Hrsg.) (1991), S. 497–532
Bender, Donald (1993): Von Metadaten zur Wissensbank. Eine theoretische Betrachtung mit einer Anwendung relationaler Datenbanktechnologie zur Vorbereitung wissensbasierter Speicherung von empirischen Informationen der Sozialwissenschaft. Dissertation, Humboldt-Universität zu Berlin
Bender, Donald (1995): Variablennamen und Variablenlabels des DJI-Familiensurvey, Deutsches Jugendinstitut, München, August 1995
Schlemmer, Elisabeth (1990): Prüfbericht zur Erhebung der 3-Generationen-Netze. Deutsches Jugendinstitut, München, Juli 1990
Methodenberichte
Infratest (1989): Methodenbericht zur Haupterhebung 1988, München.
Infratest (1990): Drei-Generationen-Netze. Methodenbericht zur Durchführung der Befragung. München.
Leipziger Institut für empirische Forschung (1991): Methodenbericht zur Datenerhebung 1990/91, Leipzig.
Infratest Burke — Sozialforschung (1995): Familie und Partnerbeziehungen in der Bundesrepublik Deutschland. Methodenbericht zur Haupterhebung 1994, München. Januar 1995
Infratest Burke — Sozialforschung (1995): Wandel und Entwicklung familialer Lebensformen, Familie und Partnerbeziehungen bei 18-bis 30jährigen Personen in Westdeutschland. Methodenbericht. München, Juni 1995.
Reihe Familiensurvey
Bertram, H. (1991) (Hrsg.): Die Familie in Westdeutschland. Opladen: Leske & Bu-drich.
Bertram, H. (1992) (Hrsg.): Die Familie in den neuen Bundesländern. Opladen: Leske & Budrich.
Bien, W. (1994) (Hrsg.): Eigeninteresse oder Solidarität? Opladen: Leske & Budrich.
Bertram, H. (1995) (Hrsg.): Das Individuum und seine Familie. Opladen: Leske & Budrich.
Nauck, B. & H. Bertram (1995) (Hrsg.): Kinder in Deutschland. Opladen: Leske & Budrich.
Bien, W. (1996) (Hrsg.): Familie an der Schwelle zum neuen Jahrtausend. Opladen: Leske & Budrich.
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© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Bien, W., Bender, D., Krebs, D. (1997). DJI-Familiensurvey: Der Zwang, mit unterschiedlichen Stichproben zu leben. In: Gabler, S., Hoffmeyer-Zlotnik, J.H.P. (eds) Stichproben in der Umfragepraxis. ZUMA-Publikationen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86533-5_10
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13061-3
Online ISBN: 978-3-322-86533-5
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