Zusammenfassung
Rückblickend ermöglichte die neue Wissenschaft von der Mikrobiologie der Fermentationstechnologie den entscheidenden Durchbruch. Der Prozeß, eine solche Technologie anzuwenden, war komplex und nur ein Teil der generellen Entwicklung der Zymotechnologie. Als eine Reihe hervorragender Mikrobiologen und Bakteriologen die Reichweite ihrer Wissenschaft aufzeigten, hielt die biologische Denkweise immer häufiger Einzug in die Technologie, auch wenn dies zunächst noch zufällig geschah. Zu den frühen Bereichen Hygiene und Alkoholerzeugung sind bis zum Ersten Weltkrieg noch die Herstellung verschiedener Chemikalien wie beispielsweise organische Säuren — Milch-, Zitronen- und Buttersäure —, die Kultivierung von Hefe und die Abfallbeseitigung hinzugekommen. Allmählich wurde die mikrobiologische Industrie eher als eine Alternative zur konventionellen Chemie und nicht nur als eine periphere Variante des Brauereiwesens anerkannt. Mit diesem neuen biologischen Bewußtsein entstand eine neue Bezeichnung, die „Biotechnologie“.
Auf Grund des gleichen Gedankenganges weist der Verfasser alle die Arbeitsvorgänge, bei denen aus den Rohstoffen mit Unterstützung lebender Organismen Konsumartikel erzeugt werden, dem Gebiete der Biotechnologie zu.
(Karl Ereky, 1919)
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Anmerkungen zu Kapitel 2
Karl Ereky, Biotechnologie der Fleisch-, Fett- und Milcherzeugung im landwirtschaftlichen Großbetriehe ( Berlin: Paul Parey, 1919 ), S. 5.
Dieser Unterschied wird recht ausfuhrlich in dem klassischen Text zur chemischen Technik von George E. Davis, Handbook of Chemical Engineering (Manchester: Davis Bros., 1901–2), Band 1, S. 4 behandelt.
Max Delbrück, „Über Hefe und Gärung in der Bierbrauerei“, Bayerische Bierbrauer 19 (1884): S. 304.
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Paul Lindner], „Förderung eines Institutes für Erforschung technisch-wichtiger Mikroben in England“, Zeitschriftßr technische Biologie 8 (1920): 64–67.
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Zu Chicago’s Bureau of Biotechnology siehe John P. Arnold und Frank Penman, History of the Brewing Industry and Brewing Science in America: Prepared as a Memorial to the Pioneers of American Brewing Science, Dr John E. Siebel and Anton Schwartz (Chicago: Privater Druck, 1933), S. 15–22. Es ist nicht korrekt, zu unterstellen, daß das Bureau of Biotechnology 1917 gegründet worden ist. In dem Artikel über Siebel gab es keinen Hinweis auf das Bureau of Biotechnology, „E.A. Siebel Co.“Das Chicagoer Büro war nur eines von mehreren ähnlichen Unternehmen unter demselben Dach, die von E.A. Siebel unterstützt wurden. Es war anscheinend auch das Unbe- deutenste. 1930 hatte es keinen Eintrag im Chicagoer Telefonbuch und nur eine geringe, wenn auch wahrnehmbare, Bedeutung in der Werbung beispielsweise bei E.A. Siebel and Company und Siebel Laboratories, Inc. “Achievement: Yesterday. Today. Tomorrow”, n. d. Einzelheiten über Emil Siebel finden sie in Who’s Who in Chicago (Chicago: A.N. Marquis, 1939). Ich danke Mr. W. Siebel und J.E. Siebel’s Sons amp; Co. Inc. für ihre Hilfe beim Aufspüren der Firma ihres Onkel. Ich bedanke mich auch bei Leslie Ann Schuster von History Works Inc. für ihre Hilfe.
E.A. Siebel and Company und Siebel Laboratories, Inc. “Achievements: Yesterday. Today. Tomorrow”, n. d. Chicago.
Der Übersichtsartikel im Brewers Journal vom 15. Dezember 1920 vmrde nochmals in “Some Press Comments201D, Bulletin of the Bureau of Biotechnology 1 (1921): 83 abgedruckt.
Siehe beispielsweise F. A. Mason, “Microscopy and Biology in Industry”, Bulletin of the Bureau of Biotechnology 1 (1920): 3–15.
Siehe E. Andreis, „II,Bureau’ per le ricerche biologiche e I’industria delle pelli“. La Conceria 29 (1921): 164. Ich danke Professor Luigi Cerruti fiir diese sowie die folgende Literaturstelle „La biotecnologia e l’industrii dei Cuoi“, Rivista italiana del Cuoio dei Pellami, 1921. Letzteres habe ich nicht selbst gelesen. Es ist aber in “Some Press Comments”, Bulletin of the Bureau of Biotechnology S. 84 zitiert.
John Lukacs, Budapest 1900: A Historical Portrait of a City and Its Culture ( New York: Weidenfeld & Nicholson, 1988 ), S. 63.
Zum Thema Budapest siehe Lukacs, Budapest 1900, Péter Gunst und Làszlo Gaal, Animal Husbandry in Hungary in the 19th-20th Centuries (Budapest: Akadamiai Kiado, 1977), S. 46. Antal Voros, “The Age of Preparation: Hungarian Agrarian Conditions between 1848–1914”, in The Modernization of Agriculture: Rural Transformation in Hungary, 1848—1975, Herausgeber Joseph Held ( Boulder, Colo.: East European Quarterly Press, 1975 ), S. 112.
Ereky, Biotechnologie der Fleisch-, Fett- und Milcherzeugung im landwirtschafilichen Großbetriebe.
Siehe György Ranki et al. (Hrsg.), Magyarorszag története. Band 8 (Budapest: Akademai Kiado, 1976 ). Ich danke Frau Judit Brody, die früher bei der Science Museum Library beschäftigt war und Dr. Ferenc Szabadvary vom Hungarian Museum of Technology für ihre Durchsicht der ungarischen Quellen.
Für die Durchsicht der Korrespondenz stehe ich in Mr N.W. Piries Schuld (heute in der Bibliothek des Science Museums), der sich mit einer von Erekys Veröffentlichungen zum Thema Transactions of the Bath and Western Agricultural Society beschäftigte, in der über dessen Blatt-Protein berichtet wird. Diese ist offenbar nie erschienen.
Karl Ereky, „Die großbetriebsmäßige Entwicklung der Schweinemast in Ungarn“Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafis-Gesellschaft 34 (25. August 1917): 541–50.
Ereky to John Hammond, 23. Februar 1924, Erekys Briefwechsel, Bibliothek des Science Museum.
M. Herter und G. Wilsdorf, Die Bedeutung des Schweines für die Fleischverarbeitung, Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Band 270 (Berlin: Paul Parey, 1914 ), S. 205.
Herter und Wilsdorf, Die Bedeutung des Schweines fiir die Fleischversorgung, 202. Siehe auch die Erläuterungen und Beispiele, die Dr. Oermann-Seeste in seinem Werk „Schweinemastbetriebe, ihre Technik und wirtschaftliche Bedeutung“, Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft 25 (1911): 956-68 aufführt.
Zu einem Überblick über moderne Schweinemast siehe David Goodman, Bernardo Sorj und John Wilkinson, From Farming to Biotechnology: A Theory of Agroindustrial Development ( Oxford-. Blackwell Publishers, 1987 ), S. 179.
Karl Ereky, Nahrungsmittelproduktion und Landwirtschaft ( Budapest: Friedrich Kilians Nachfolger, 1917 ).
Mit der entscheidenden Rolle der Umwandlung von Rohstoffen beschäftigt sich Theodor Brinkmann, „Die Dänische Landwirtschaft: Die Entwicklung ihrer Produktion seit dem Auftreten der internationalen Konkurrenz und ihre Anpassung an den Weltmarkt Vermittels genossenschaflicher Organisation“, Abhandlungen des Staatswissenschaftlichen Seminars zu Jena 6, Teil 1 (1908), S. 41–42. Die gigantischen dänischen Schlachthöfe werden auf den Seiten 153–54 beschrieben. Brinkmanns Ideen zur Umwandlung landwirtschaftlicher Rohstoffe werden auch in der englischen Übersetzung diskutiert, die von Elizabeth T. Benedict, Heinrich Hermann Stippler und Mary Reed Benedict herausgegeben wurde: Theodore Brinkmann’s Economics of the Farm Business (Berkeley: University of California Press, 1935), S. 120–62. Dieses Buch ist eine Übersetzung von Brinkmanns Die Ökonomik des landwirtschaftlichen Betriebes, das 1922 veröffentlicht wurde, dessen Manuskript aber das Datum von 1912 trägt. Zu Brinkmanns Stellung in der Geschichte der Agrarökonomie siehe Joseph Nou, Studies in the Development of Agricultural Economics in Europe (Uppsala, Schweden: Lantbrukshögskolan, 1967), in dem Brinkmanns Arbeit mit der von Aerobee verglichen wird.
Siehe Heinz Haushofer, Die Agrarreform der Österreich-ungarischen Nachfolgestaaten ( München: Dresler, 1929 ), S. 20–21.
Ereky, „Die großbetriebliche Entwicklung der Schweinemast in Ungarn“.
Ereky, Biotechnologie der Fleisch-, Fett- und Milcherzeugung im landwirtschaftlichen Großbetrieb, S. 84.
Das Ziel seiner Bestrebungen ist, einen neuen Wissenszweig zu begründen, den er „Biotechnologie“ nennt und der darauf hinwirken soll, die Produktion dieser wichtigen Nährmittel auf wissenschaftlicher Grundlage zu erhöhen“, H. Pringsheim, Übersichtsartikel von Karl Ereky, Biotechnologie…, Die Naturwissenschaften 7(1919): 112.
Paul Lindner, „Allgemeines aus dem Bereich der Biotechnologie“, Zeitschrift fur Technische Biologie % (1920): 54–56.
Diejenigen Gewerbestände, bei denen Lebewesen als Rohprodukte oder auch für die Umwandlung von Naturprodukten eine Rolle spielen, z.B. Gärungsindustrie.“Meyers Lexikon, 7. Auflage von 1925, Band 2, S. 403. „Untersuchung und gewerbl. Verwendung der Lebenstätigkeit von Kleinlebewesen (Hefe, Gärungsorganismen)“. Der Große Brockhaus, 15. Auflage, Band 2 (1929), S. 747.
Albrecht Hase, „Über technische Biologie: Ihre Aufgaben und Ziele, ihre prinzipielle und wirtschaftliche Bedeutung“, Zeitschriftftir Technische Biologie 8 (1920): 23–45.
E.G. Hansen, “Introduction” zu Franz Lafar, Technical Mycology: The Utilization of Micro-organisms in the Arts and Manufactures, übersetzt von T.C. Salter (London: Griffin, 1898 ), S. vii.
Raphael Meldola, The Chemical Synthesis of Vital Products and the Interrelations Between Organic Compounds (London: Arnold, 1904), Band 1, S. 1–19. Über Meldola siehe J.V. Eyre und E.H. Rodd, „Raphael Meldola“, in British chemists, herausgegeben von Alexander Findlay und W.H. Mills ( London: Chemical Society, 1947 ), S. 96–125.
Zum Thema des wiederbelebten Klärschlamms siehe H.H. Standbridge, History of Sewage Treatment in Britain, Teil 7. Activated Sludge (Maidstone: IWPC, 1977). Zu den Anfängen der biologischen Abfallbeseitigung, die eher auf ihre quacksalberischen Wurzeln hinweist, siehe Christopher Hamlin, „William Dibdin and the Idea of Biological Sewage Treatment“, Technology and Culture 189–218.
Max Delbrück, „Hefe ein Edelpilz“, Wochenschrift ßr Brauerei 27 (30. Juli 1910): 373–76.
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Siehe Jehuda Reinharz, Chaim Weizmann: The Making of Zionist Leader (Oxford University Press, 1985)
Austin Coates, The Commerce of Rubber: The First 250 Years (Oxford University Press, 1987), S. 146–53, behandelt den Preisanstieg in den Jahren 1905 bis 1910 als Antwort auf das brasilianische Kartell. Vor April 1910 stiegen die Preise auf 12/4 pro Pfund, sanken aber bis Oktober auf 6/- pro Pfund. Die malaischen Kosten lagen bei 1/- pro Pfiind und die brasilianischen bei 4/- pro Pfund.
W.H. Perkin Jr., “The Production and Polymerisation of Butadiene, Isoprene and Their Homologues” Journal of the Society of Chemical Industry 31 (1912): 616–25, S. 620. Der von Perkin kalkulierte Endpreis fur synthetischen Kautschuk wurde durch Austin Coates Abschätzung der Malayischen Produktionskosten für Naturkautschuk von 1/- pro Pfund bestätigt.
Zitiert in Reinharz, Chaim Weizmann, S.302.
Weizmann an Fernbach, 8. August 1910, Court Collection £35, Weizmann Archives, Rehovot, Israel (danach zitiert als: Weizmann Archives).
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Nature and Art”, Times Engineering Supplement, 17. Juli 1912.
Die Szene wurde von Edwin E. Slosson in seinem Werk Creative Chemistry (New York: Century, 1921), S. 148–53 heraufbeschworen.
Weizmann an Strange, 1. Januar 1911, f67, Weizmann Archives.
Ich danke Professor Jehuda Reinharz, einem Biographen Weizmanns, für die Möglichkeit, diese Hypothese mit ihm zu diskutieren.
Strange an Mathews, 6. September 1911, £131, Weizmann Archives.
Commercial Solvents, Corporation v. Synthetic Products Company Ltd.” Reports of Patent, Design and Trade Mark and Other Cases, Band 43, herausgegeben von E.G. Underlay (London HMSO, 1951 ), S. 218–19.
Die Episode wurde von J.H. Hastings in The Pasteur Fermentation Centennial, 1857–1957, herausgegeben von Charles Pfizer & Co. Ine (New York: Charles Pfizer amp; Co. Inc., 1958), S. 100–101 graphisch beschrieben.
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J.F. Richardson, A Digest of Farm Chemurgy: Industrialisation of Farm Products. The Ways Out of American Agriculture. Abschnitt 2, S. 20. Den Preis fiir Getreide entnahm ich “Agriculture, General, 9, August 1938, Research Division Republican National Committee. Gebunden in Digest of Farm Chemurgy, öffendiche Bibliothek von New York.
Die Geschichte der Namensgebung “Chemurgie” ist von Wheeler McMillenn, New Riches from the Soil: The Progress of Chemurgy (New York: Van Nostrand, 1946), S. 17–31 beschrieben worden.
Zitiert in Christy Borth, Pioneers of Plenty: The Story of Chemurgy ( Indianapolis; Ind.: Bobbs-Merrill, 1939 ), S. 84.
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Bud, R. (1995). Von der Zymotechnologie zur Biotechnologie. In: Wie wir das Leben nutzbar machten. Interdisziplinäre Forschung, vol 19. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86431-4_3
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