Zusammenfassung
Wird ein metallischer Werkstoff bis zu einer bestimmten Fließspannung überelastisch verformt, so beobachtet man nach Entlastung bei anschließender Umkehr der Beanspruchungsrichtung ein völlig anderes Verformungsverhalten, als wenn in der ursprünglichen Richtung weiterverformt wird. Bereits während der Entlastung treten Abweichungen von einem streng linear-elastischen Verlauf der Spannungs-Dehnungs-Kurve auf, wie sie idealisierten Betrachtungen zugrundegelegt werden (vgl. V 25, Bild 1). Bei der Rückverformung ist der Übergang von elastischer zu elastisch-plastischer Verformung kontinuierlich, so daß Streckgrenzenerscheinungen, wie sie bei nicht vorverformten Werkstoffen häufig beobachtet werden (vgl. V 25), völlig fehlen. Die Ursachen dieses Werkstoffverhaltens, das nach seinem Entdecker Bauschingereffekt genannt wird, beruhen auf den bei plastischer Verformung im Werkstoff ablaufenden strukturmechanischen Vorgängen. Bei homogenen Werkstoffen begünstigen die bei makroskopisch homogener Vorverformung entstehenden Versetzungskonfigurationen mit ihren inneren Spannungen das Rücklaufen von Versetzungen bei Lastumkehr und bewirken damit die beobachteten plastischen Rückverformungen.
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Literatur
W. Dahl, Grundlagen der Festigkeit, der Zähigkeit und des Bruches, Stahleisen, Düsseldorf, 1983.
B. Scholtes, Dr.-Ing. Diss., Universität Karlsruhe, 1980.
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Macherauch, E. (1987). Bauschingereffekt. In: Praktikum in Werkstoffkunde. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86116-0_30
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86116-0_30
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Print ISBN: 978-3-528-63306-6
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