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Zusammenfassung

Im April 1969 scheiterte Staatspräsident Charles de Gaulle an einem Referendum, das u. a. die völlige Umwandlung des französischen Senats1 vorsah. Er trat daraufhin von seinem Amt zurück. Mit ihrem ablehnenden Votum hatten sich die Franzosen zum zweiten Mal innerhalb von knapp 25 Jahren für die Beibehaltung eines Zweikammersystems ausgesprochen. Schon 1946 billigten sie die Verfassung der IV. Republik erst, nachdem eine Zweite Kammer — der politisch bedeutungslose “Rat der Republik” — in den Text eingefügt worden war2. De Gaulles Verfassungsentwurf sah dagegen 1958 die Wiederherstellung des traditionsreichen Senats vor, obwohl er anfänglich eine korporatistisch zusammengesetzte Zweite Kammer favorisiert hatte3. Ungeachtet solcher Überlegungen, die kurzfristig bei der geplanten Umgestaltung des Senats zehn Jahre später noch einmal zur Diskussion standen, wiesen die Verfassungsväter der Zweiten Kammer die Aufgabe zu, die Gebietskörperschaften (Gemeinden, Departements und (ab 1982) Regionen) im französischen Parlament zu vertreten (Artikel 24, Absatz 3 der Verfassung).

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Anmerkungen

  1. Der Text zur Senatsreform ist z.T. abgedruckt in: Didier Maus, Les Grands textes de la pratigue institutionelle de la V République, La Documentation Fransaise 1988 a, S. 65 ff.

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  2. Beim Referendum über die Verfassung der IV. Republik stimmten am 05.05.1946 53 % mit “nein” und 47 % mit “ja”; beim zweiten Mal am 13.10.1946 stimmten 53,3 % mit “ja” und 46,5 % mit “nein”. Das Referendum über die Senatsreform wurde am 27.04.1969 mit 52,4 % zu 47,59 % abgelehnt.

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  3. Vgl. dazu Jean Mastias, De Gaulle et la seconde chambre du Parlement fransais, Vortrag auf dem Kongreß: De Gaulle en son siècle, Paris 19.- 24.11.1990, No. C 016.

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  4. Frankreich zählt 36.433 Gemeinden im Mutterland; davon haben 2.286 3.500 und mehr Einwohner, 5.505 zwischen 1.000 und 3.499, 28.642 weniger als 1.000. (Quelle: Cluzel 1990, S. 26).

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  5. Seit den vorgezogenen Neuwahlen Ende 1962 verfügten Gaullisten, Unabhängige Republikaner und kleinere bürgerliche Gruppen ständig über die Kammermehrheit. Nach Giscards Wahl zum Staatspräsidenten (1974) trat das Zentrum dieser Koalition bei. Von 1981–1986 hatten die Sozialisten die absolute Mandatsmehrheit (bis 1984 koalierten die Kommunisten mit ihnen). Die bürgerliche Mehrheit wurde 1986 erneut bestätigt. Seit den vorgezogenen Parlamentswahlen im Frühjahr 1988 regiert ein linkes Minderheitskabinett.

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  6. Als grundlegende Literatur über den französischen Senat ist zu nennen: Jean Mastias, Le Senat de la V République, Paris 1980

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  7. Jean Cluzel, Le Sénat dans la société francaise, Paris 1990; Le Senat, in: Pouvoirs Nr. 44/1988; Pour cocnantre le Sénat, hrsg. v. La Documentation Francaise, 2. Aufl. Paris 1983; Le Sénat, hrsg. v. secrétariat général de la Présidence du Senat, 5. Aufl. Paris 1990

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  8. Jacques Hardy, Le Sénat et les libertés publiques — 1958–1981, These, Rennes 1985 (masch.).

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  9. Vgl. Cluzel 1990 (Anm. 6), S. 31 ff. und Peter-Claus Hartmann, Französische Verfassungsgeschichte der Neuzeit (1450–1980) — Ein Überblick, Darmstadt 1985.

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  10. 1896 stürzte der Senat die Regierung Léon Bourgeois, 1913 diejenige von Aristide Briand, 1925 Edouard Herriot, 1930 André Tardieu, 1932 Pierre Laval, 1937 und 1938 Léon Blum.

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  11. Francois Goguel, Du Sénat de la III, à celui de la IV, in: Pouvoirs 1988, S. 8.

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  12. Vgl. Udo Kempf, Frankreichs Parteiensystem im Wandel, in: Frankreich — Eine politische Landeskunde, hrsg. v. Der Bürger im Staat, Stuttgart 1989, S. 140–176.

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  13. Le Monde vom 30.06.1990.

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  14. In 2 Fällen treten die Senatoren automatisch zusammen: Wenn nach einer Neuwahl der Nationalversammlung das Parlament außerhalb der Sitzungsperioden zu einer 15tägigen Sondersitzung zusammentritt und im Fall der Verkündung des Staatsnotstands nach Artikel 16.

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  15. Vgl. Maus 1988 a (Anm. 1), S. 152.

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  16. Vgl. Arnaud Tardan, Le ròle législatif du Sénat, in: Pouvoirs 1988, S. 106 und eigene Berechnungen.

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  17. Mastias, in: ders. u. Jean Grangé 1987 (Anm. 6), S. 229.

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  18. Obstruktionspolitik bei der Gesetzgebung in Form zahlloser Änderungsanträge, gestellt von der linken Senatsopposition, sind recht selten. Allerdings führte die Maßlosigkeit solcher Anträge im Jahre 1986 zu einer Änderung der Geschäftsordnung. Vgl. Règlement du Sénat, 9 edition, septembre 1986 in der Fassung vom 08.01.1991

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  19. Cluzel 1990 (Anm. 6), S. 94 und Bilan de l’activité du Sénat 1989, hrsg. v. Le Sénat 1990, S. 10.

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  20. Vgl. Tardan, (Anm. 14), S. 106 f. und Jean Grangé, L’efficacité normative du Sénat, in: La Constitution de la V République, Revue francaise de science politique No. 4/5, Aoùt-octobre 1984, S. 955 ff.

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  21. Vgl. Didier Maus, Le Sénat, l’Assemblée nationale et le Gouvernement, in: Pouvoirs 1988 (Anm. 6), S. 122 und Bilan de l’activité du Sénat (Anm. 6), S. 6.

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  22. Vgl. dazu Jacques Fournier, Le Travail gouvernemental, Paris 1987, S. 252 f.

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  23. § 32 (2) der Geschäftsordnung des Senats mit (4) lautet: “.... der Senat kann auf Verlangen der Regierung weitere Sitzungen abhalten.” Anders die Nationalversammlung: Sie muß nach § 50 ihrer GO eine solche Sitzung abhalten.

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  24. Vgl. Jean-Claude Bécane, Le Règlement du Sénat, in: Pourvoirs 1988, S. 83 ff. und Pierre Avril, Les Innovations sénatoriales, ebd., S. 117.

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  25. Größter Ausschuß mit 78 Mitgliedern ist derjenige für Wirtschaft und Plan, gefolgt vom Ausschuß für kulturelle Angelegenheiten und dem für Außenpolitik sowie Verteidigung (jeweils 52 Mitglieder); dem Ausschuß für Gesetzgebung gehören 44, dem für Finanzen 43 Senatoren an.

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  26. Ein Sonderausschuß umfaßt maximal 24 Mitglieder. Bislang wurden etwa 30 Ausschüsse dieser Art gebildet. Ihre Einberufung kann auf Verlangen der Regierung oder des Senats (auf Vorschlag seines Präsidenten oder bei Zweifeln über die Zuständigkeit eines ständigen Ausschusses) erfolgen. Vgl. Cluzel 1990 (Anm. 6), S. 109 ff.

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  27. Cluzel 1990 (Anm. 6), S. 106.

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  28. Zum Verfahren vgl. Pour connatre le Sénat 1983 (Anm. 6), S. 132 ff.

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  29. So pendelte z.B. das Gesetz über die Verurteilung zu Zwangsgeldern mehr als drei Jahre zwischen beiden Häusern — verteilt auf zwei Legislaturperioden — und wurde schließlich nach vier Lesungen im Senat bzw. drei in der Nationalversammlung verabschiedet.

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  30. Vgl. Mastias 1987 (Anm. 6), S. 231 und Cluzel 1990 (Anm. 6), S. 158.

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  31. Beispielhaft sei auf 1989 verwiesen: Einerseits wurden wichtige Gesetze der Linksregierung Rocard abgelehnt; andererseits wurden viele Gesetze übereinstimmend verabschiedet. Der Senat zeigte damit ebenso wie die Regierung ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft.

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  32. 1989 verzichtete die Linksregierung Rocard auf solche Dringlichkeitsanträge.

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  33. Nach der Verfassung stehen dem Senat nur 15 Tage zu. Diese können jedoch vermehrt werden, sofern die Nationalversammlung sich rascher mit dem Text befaßt hat. Daraus resultieren seit geraumer Zeit die genannten 20 Tage.

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  34. Vgl. Grangé 1984, S. 965 ff und Tardan, in: Pouvoirs 1988 (Anm. 6), S. 108 ff.

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  35. Für Einzelheiten siehe L’activité du Sénat au cours de l’année 1984, S. 7 und vor allem Thierry Pfister, A Matignon au temps de l’Union de la gauche, Paris 1985, S. 336 ff.

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  36. Vgl. Mastias 1987 (Anm. 6), S. 225. Der Senat hat auch die Möglichkeit, sich mit einem vorgelegten Gesetzestext überhaupt nicht zu befassen (die sogenannte “question préalable”). Faßt er einen solchen Beschluß, dann handelt es sich um eine brüske Zurückweisung des Textes. Schon in den 60er und 70er Jahren öfter angewandt, machte der Senat von dieser Verfahrensregel (Art. 44 (3) GO) zwischen 1981 und 1986 65 mal Gebrauch. Allerdings kann ein solcher Beschluß auch ein Zeitgewinn sein. So half der Senat 1986 und 1987 der Regierung Chirac auf diese Weise, einige vom Staatspräsidenten kritisierte Texte schnell durch das Gesetzgebungsverfahren zu bringen. Vgl. Gluzel 1990 (Anm. 6), S. 143 f.

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  37. Vgl. Dmitri Georges Lavroff, Le Système politique francais — la V République, 4. Aufl. Paris 1986, S. 798 ff.

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  38. Udo Kempf, Das politische System Frankreichs, 2. Aufl. Opladen 1980.

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  39. Vgl. die Begründung in: Maus 1988 a (Anm. 1), S. 198 ff.

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  40. Genaue Zahlenangaben bei: Maus 1988 a (Anm. 1), S. 174

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  41. Liegen zu einer Anfrage mehrere gleichlautende oder inhaltlich ähnliche Fragen vor, kann die Präsidentenkonferenz dem Senat vorschlagen, diese zu bündeln. Solche Debatten mit bis zu 28 verschiedenen Fragen (so 1979 zum Thema Beschäftigung) können bis zu 16 1/2 Stunden dauern.

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  42. Vgl. dazu Gluzel 1990 (Anm. 6), S. 142.

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  43. Ordonnance No 58-1100 du 17 novembre 1958, Article 6 in der Fassung des Gesetzes No. 77–807 vom 19. Juli 1977, abgedr. in: Constitution — Lois organiques et ordonnances relatives aux pouvoirs publiques, hrsg. v. Journal Officiel No. 1119, édition du 23 novembre 1983, S. 107 ff.

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  44. Zur Begriffsunterscheidung vgl. Adolf Kimmel, Die Nationalversammlung in der V. französischen Republik, Köln 1983, S. 222.

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  45. Vgl. Pour connaìtre le Sénat 1983 (Anm. 6), S. 220 ff.

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  46. Artikel 11, Absatz 2 und 3 der Geschäftsordnung des Senats sieht dieses Verfahren vor, während die genannte Ordonnanz die Mehrheitswahl vorschreibt.

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  47. Die genaue Bezeichnung der einzelnen Untersuchungsausschüsse findet sich bei Cluzel 1990 (Anm. 6), S. 110 ff.

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  48. Beispiele für 1989 finden sich in Cluzel 1990 (Anm. 6), S. 182.

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  49. Vgl. Pour connaìtre le Senat 1983 (Anm. 6), S. 231 und Pierre Avril, in: Pouvoirs 1988 (Anm. 6), S. 113.

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  50. Georg Ress, Der Conseil constitutionnel und der Schutz der Grundfreiheiten in Frankreich, in: Jahrbuch des Öffentlichen Rechts NF Band 23, Tübingen 1974, S. 151.

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  51. Vgl. Louis Favoreu/Loic Philip, Les grandes décisions du Conseil constitutionnel, 3. Aufl. Paris 1984.

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  52. Die Gesamtheit der Departements im Mutterland und in Übersee wird in alphabetischer Reihenfolge in 3 Gruppen eingeteilt, von denen jeweils eine alle drei Jahre neu gewählt wird. Für Einzelheiten siehe Jean Grangé, Les déformations de la représentation des collectivités territoriales et de la population au Sénat, in: Revue francaise de science politique No. 1, février 1990, S. 5 ff.

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  53. Zusammensetzung des Wahlkörpers: 3.929 Generalräte, 1.840 Regionalräte, 577 Abgeordnete, 129.745 Vertreter der Gemeinden und 137 Vertreter des Hohen Rates der Auslandsfranzosen, vgl. Jean Grangé, in: Pouvoirs 1988 (Anm. 6), S. 36.

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  54. Grangé, in: Pouvoirs 1988 (Anm. 6), S. 45

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  55. Obwohl das Departement Val d’Oise nur 4 Senatoren stellt, werden diese ebenfalls durch die Verhältniswahl bestimmt.

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  56. Die zwölf Senatoren als Vertreter der Auslandsfranzosen werden vom “Hohen Rat der Auslandsfranzosen” gewählt. Er umfaßt 137 von den Auslandsfranzosen gewählte Mitglieder. Am Wahltag tritt der Rat im Außenministerium zur Wahl des jeweilig anstehenden Drittels zusammen. Wahlmodus ist die Verhältniswahl.

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  57. Zusammensetzung der Gemeindevertreter in den Wahlkollegien: — Bei Gemeinden mit weniger als 9.000 Einwohnern: 1 bis 15 Delegierte für Gemeinderäte mit 9 bis 29 Mitgliedern — Bei Gemeinden zwischen 9.000 bis 30.000 Einwohnern: alle Gemeinderäte — Bei Gemeinden mit mehr als 30.000 Einwohnern: alle Gemeinderäte zuzüglich 1 Delegierter pro weitere 1.000 Einwohner

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  58. Mindestens 15 Senatoren sind zur Bildung einer Fraktion erforderlich.

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  59. Alter der Senatoren (1989): 35–50 Jahre: 13 % (42 Senatoren); 51–60 Jahre: 27 % (86 Senatoren); 61–70 Jahre: 47 % (151 Senatoren); 71 und mehr: 13 % (42 Senatoren).

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  60. Gesetz über “Cumul des mandats” von 1985: Ein Senator darf zukünftig nur ein zusätzliches Mandat ausüben: entweder Europa-Abgeordneter oder Generalrat bzw. Regionalrat oder Gemeinderat von Paris oder Bürgermeister einer Stadt mit 20.000 Einwohnern und mehr oder Beigeordneter Bürgermeister in Kommunen ab 100.000 Einwohnern.

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  61. Für Einzelheiten siehe Le Sénat, 5. Aufl. 1990, S. 26 ff.

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  62. 18% antworten “sehr nützlich”, 44 % antworten “ziemlich nützlich”, Le Monde vom 15.07.1989, S. 12.

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  63. Cluzel 1990 (Anm. 6), S. 28.

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  64. Le Monde vom 15.07.1989.

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  65. Vgl. zur Parlamentskritik Le Monde vom 11. Juli 1989, S. 8, vom 12.07.1989, S. 8 sowie vom 04.10.1989.

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Kempf, U. (1992). Frankreichs Senat — Wenig Potestas, viel Auctoritas. In: Hartmann, J., Thaysen, U. (eds) Pluralismus und Parlamentarismus in Theorie und Praxis. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86097-2_9

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