Zusammenfassung
Die Relevanz der Geschichte für zeitgenössische wissenschaftliche Untersuchungen ist seit langer Zeit Gegenstand der Betrachtung und Auseinandersetzung. Bereits Machiavelli schmähte in seinen Betrachtungen über die erste zehnbändige Geschichte Roms von Livius, zwischen 1513 und 1519 geschrieben, seine Zeitgenossen wegen ihres „Mangels wirklicher historischer Kenntnisse, hervorgerufen durch die Tatsache, daß sie es in ihrem Umgang mit der Geschichte weder fertigbringen, ihre eigentümliche Bedeutung zu erfassen, noch den erforderlichen Sinn für sie zu entwickeln”. Daher, fährt Machiavelli fort, „bleibt die große Mehrheit jener, die historische Werke lesen, von dem Vergnügen befriedigt, welches ihnen die Vielfalt der beschriebenen Ereignisse gewährt. Sie denken unter keinen Umständen daran, die dort gegebenen Bespiele nachzuahmen, weil sie die Überzeugung haben, daß jenes nicht nur schwierig sondern auch geradeheraus unmöglich sei — so als ob der Himmel, die Sonne, die Menschen und die Elemente ihre Ordnung geändert hätten, Bewegungen und Kräfte sich von denen in der Vergangenheit unterscheiden würden”1. Machiavelli war so tief vom Nutzen der Geschichte für jene überzeugt, welche die Gegenwart gestalten möchten.
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Anmerkungen
Niccolo Machiavelli, Rozwazania nad pierwszym dziesiecioksiegiem Historii Rzymu Liwiusza (Betrachtungen über die ersten zehn Bücher der Geschichte Roms von Livius), in ausgewählten Werken, S. 234, Warschau 1972.
F. Braudel, Historia i badanie terazniejszosci (Geschichte und die Erforschung der Gegenwart), in: Historia i trwanie (Geschichte und Dauer), S. 335, Warschau 1971.
Boston 1957.
S. Czarnowski, Dawnosc a terazniejszosc w kulturze (Die Vergangenheit und die Gegenwart in der Kultur), vol. I, S. 119, Warschau 1956.
M. Bloch, Pochwala historii (Zum Lobe der Geschichte), S. 57, Warschau 1958.
W. Kula, Rozwazania o historii (Kontemplationen über die Geschichte), S. 112–115, Warschau 1958.
Im Werk ‚Swiat bez historii’ (Die Welt ohne Geschichte), Warschau 1972.
Siehe Fußnote 7, S. 165.
W. Kula, a. a. O., S. 180.
S. Czarnowski, a. a. O., S. 120 f.
Karl Marx, Der Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, in: Karl Marx-Ausgabe, Bd. III/1, S. 271, hg. v. Hans-Joachim Lieber, Darmstadt 1960.
S. Csarnowski, Kult bohaterow i jego spoleczne podloze. Swiety Patryk, bohater narodowy Irlandii (Der Heldenkult und seine gesellschaftliche Begründung. Der heilige Patrick, Irlands Nationalheld), Werke, vol. IV, Warschau 1956.
Die Frage des napoleonischen Kults und seiner politischen Implikationen ist das Forschungsthema von Prof. Andrzej Zahorski von der Warschauer Universität; er publizierte das populäre Werk über dies Thema: Z dziejow legency napoleonskiej w Polsce (Von der napoleonischen Legende in Polen), Warschau 1971. Eine wissenschaftliche Monographie vom gleichen Autor über dieses Thema ist im Druck.
In Johann Peter Eckermanns ‚Gespräche mit Goethe’, hg. von Conrad Höfer, Leipzig 1913, heißt es so: „Besonders in der Kritik zeigt dieser Mangel sich zum Nachteile der Welt, indem er entweder Falsches für Wahres verbreitet oder durch ein ärmliches Wahre uns um etwas Großes bringt, das uns besser wäre” (144). „Bisher glaubte die Welt an den Heldensinn einer Lukretia, eines Mucius Scävola und ließ sich dadurch erwärmen und begeistern. Jetzt aber kommt die historische Kritik und sagt, daß jene Personen nie gelebt haben, sondern als Fiktionen und Fabeln anzusehen sind, die der große Sinn der Römer erdichtete. Was sollen wir aber mit einer so ärmlichen Wahrheit! Und wenn die Römer groß genug waren, so etwas zu erdichten, so sollten wir wenigstens groß genug sein, daran zu glauben … Nun aber kommt die historische Kritik und sagt, daß jene Helden sich ganz unnütz aufgeopfert hätten, … Diese Tapferen lebten daher bis jetzt immer in mir als große Retter der deutschen Nation. Dadurch ist nun ein großes vaterländisches Faktum gelähmt und zernichtet, und es wird einem ganz abscheulich zumute.” (S. 145) — j.k. h. w. s.
B. Lesnodorski, Ludzie i idee (Leute und Ideen), Warschau 1972.
J. Topolski, siehe Fußnote 7, S. 76, 84.
J. Szacki, Tradycja. Przeglad problematyki (Tradition. Ein Rückblick auf diesen Gegenstand), S. 181 und andere Seiten, Warschau 1971.
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Senkowska-Gluck, M. (1975). Planvolle Steuerung gesellschaftlichen Handelns und Geschichtswissenschaft. In: Schmidt, J.K.H.W. (eds) Planvolle Steuerung gesellschaftlichen Handelns. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86094-1_16
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86094-1_16
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11282-4
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