Zusammenfassung
„Der Umstand, daß die Theorie des italienischen Faschismus sich zeitweise an pluralistische Gedankengänge anlehnte, hat den Pluralismus in den demokratischen Ländern stark diskreditiert und in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem Niedergang beigetragen“1. Dieses (von der Pluralismusforschung interessanterweise kaum herangezogene) Zitat aus dem Jahre 1957 (!) stammt, so unglaublich es klingen mag, von Ernst Fraenkel, dem wohl bedeutendsten Pluralismustheoretiker der Bundesrepublik Deutschland. Es wird hier nicht vorangestellt, um das Werk Fraenkels abzuqualifizieren; vielmehr soll es erhellen, daß die Pluralismustheorie in Deutschland erst jungen Ursprungs ist und der Begriff „Pluralismus“ lange Zeit keineswegs die Selbstverständlichkeit besaß wie heutzutage. In der Tat hat der Begriff „Pluralismus“ eine „nahezu atemberaubende Karriere hinter sich gebracht“2. Ein Blick auf die Lexika macht dies deutlich3. Heutzutage ist der Pluralismusbegriff in aller Munde. In den einschlägigen Werken der 70er Jahre taucht der Begriff stets auf4 und wird positiv gesehen, allenfalls von einer linken Position aus problematisiert.
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Literatur
Ernst Fraenkel, „Pluralismus“, in: Ders./ Karl Dietrich Bracher (Hrsg.), Staat und Politik, Frankfurt/M. 1957, S. 235; siehe dagegen den entsprechenden Artikel in der Neuausgabe von „Staat und Politik“ (Frankfurt/M. 1964, S. 254-257), in dem Kurt Sontheimer zum Ausdruck bringt, daß die „freiheitliche Demokratie … notwendig eine pluralistische Demokratie“ (ebenda, S. 257) ist.
So Winfried Steffani (s. Anm. 52), S. 15.
In den fünfziger und auch teilweise in den sechziger Jahren fehlte in den sozialwissenschaftlichen Lexika der Begriff „Pluralismus“ oder er wurde häufig—von „rechts“—einer Kritik unterzogen. Vgl. etwa Götz Briefs, „Pluralismus“, in: Staatslexikon, Bd. 6, Freiburg/Br. 1961, S. 295–300; Roman Herzog, „Pluralismus“, in: Evangelisches Staatslexikon, Stuttgart 1966, Sp. 1541–1547. Herzog hält in der zweiten Auflage (Stuttgart 1975, Sp. 1848–1855) an seinen Vorbehalten weiter fest.
Um nur eine Auswahl zu bieten: Bernd Schoppe, „Pluralismus“, in: Röhring/ Sontheimer (Hrsg.), Handbuch des deutschen Parlamentarismus. Das Regierungssystem der Bundesrepublik in 270 Stichworten, München 1970, S. 295–298 (Dieser Artikel enthält eine scharfe Kritik von „links“ an der Pluralismustheorie); Kurt L. Shell, „Pluralismus“, in: Axel Görlitz (Hrsg.), Handlexikon zur Politikwissenschaft, München 1970, S. 306-310; Heinz Theo Risse, „Pluralismus“, in: Hans Jürgen Schulz (Hrsg.), Politik für Nichtpolitiker. Ein ABC zur aktuellen Diskussion, Taschenbuchausgabe, Bd. 2, München 1972, S. 452-461; Winfried Steffani, „Pluralismus“, in: Wilhelm Bernsdorf (Hrsg.), Wörterbuch der Soziologie, Taschenbuchausgabe, Bd. 2, Frankfurt/M. 1972, S. 617-722; Hans Kremendahl, „Pluralismus“, in: Gert von Eynern (Hrsg.), Wörterbuch zur politischen Ökonomie, Op-laden 1973, S. 286-292; Kurt Sontheimer, „Pluralismus“, in: Ders./Röhring (Hrsg.), Handbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, München 1977, S. 487-493.
So Ernst Fraenkel (s. Anm. 16), S. 66f.
Vgl. die sehr unterschiedliche Kritik folgender Autoren: Johannes Agnoli, Die Transformation der Demokratie, Frankfurt/M. 1968; Wolf-Dieter Narr, Pluralistische Gesellschaft, hrsg. von der niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Hannover 1969; Gerd Schäfer—Carl Nedelmann (Hrsg.), Der CDU-Staat. Analysen zur Verfassungswirklichkeit in der Bundesrepublik, 2 Bände, Frankfurt/M. 1969; Claus Offe, Politische Herrschaft und Klassenstrukturen. Zur Analyse spätkapitalistischer Gesellschaftssysteme, in: Gisela Kress—Dieter Senghaas (Hrsg.), Politikwissenschaft, Frankfurt/M. 1968, S. 155-189.
Vgl. auch Konrad Bohr, Neues zum Begriff „Pluralismus“ in der Politik-Wissenschaft und in der Politischen Bildung, in: Civitas 16 (1979), S. 290–313.
Auf die umfangreiche amerikanische Pluralismusforschung kann allerdings nicht eingegangen werden. Vgl. hierzu „a defense of a pluralistic form of democracy“ durch William Alton Kelso, American Democratic Theory. Pluralism and its Critics, Westport-Connecticut 1978 (Zitat: S. XI). Siehe auch den jüngsten Beitrag eines der führenden amerikanischen Pluralismustheoretikers: Robert A.Dahl, Pluralism revisited, in Comparative Politics 10 (1978), S. 191-203. Zur—differenzierten—Kritik der amerikanischen Pluralismus-und Demokratietheorie Peter Bachrach, Die Theorie demokratischer Elitenherrschaft, Frankfurt/M. 1970; siehe auch den sich stark auf die amerikanische Diskussion beziehenden Sammelband von Frank Grube-Gerhard Richter (Hrsg.), Demokratietheorien. Konzeption und Kontroversen, Hamburg 1975. Ferner: Winfried Steffani (s. Anm. 52), S. 21-32.
Vgl. Alexander Schwan, Wahrheit—Pluralität—Freiheit. Studien zur philosophischen und theologischen Grundlegung freiheitlicher Politik, Hamburg 1976; ders., Grundwerte der Demokratie. Orientierungsversuche im Pluralismus, München 1978; Rainer Beck, Wahrheit—Pluralismus—Kunst. Eine politiktheoretische Studie über die geistigen Grundlagen der pluralen Demokratie und ihre Kunst, München 1979.
Vgl. Axel Gehring, Freiheit und Pluralismus. Eine Analyse zum Problem der Stabilität einer pluralistischen Gesellschaft, Berlin 1977; Hartmut Krüger, Interessenpolitik und Gemeinwohlfindung, München 1976.
Vgl. Adolf M. Birke, Pluralismus und Gewerkschaftsautonomie in England. Entstehungsgeschichte einer politischen Theorie, Stuttgart 1978. Hierzu siehe ausführlich (und sehr wohlwollend) Helmut Quaritsch, Zur Entstehung der Theorie des Pluralismus, in: Der Staat 19 (1980), S. 29-56.
Vgl. Herbert v. Arnim, Gemeinwohl und Gruppeninteressen. Die Durchsetzungsschwäche allgemeiner Interessen in der pluralistischen Demokratie. Ein Beitrag zu verfassungsrechtlichen Grundfragen der Wirtschaftsordnung, Frankfurt/M. 1977; Günter Püttner, Toleranz als Verfassungsprinzip. Prolegomena zu einer rechtlichen Theorie des pluralistischen Staates, Berlin 1977; Peter Häberle, Die Verfassung des Pluralismus. Studien zur Verfassungstheorie der offenen Gesellschaft, Königstein 1980.
Dies gilt zumal für die Arbeiten von Gehring (s. Anm. 10) und v. Arnim (s. Anm. 12), trifft jedoch nicht auf die Studien von Schwan zu (s. Anm. 9). Siehe hierzu Francois Bondy, Ein Theoretiker des Pluralismus, in: Merkur 31 (1977), S. 593-596. Die Schwan-Kritik von Hans Kastendiek (Die Entwicklung der westdeutschen Politikwissenschaft, Frankfurt/M. 1977, insbes. S. 309-321) ist weit überzogen. Dies gilt ebenfalls für Bodo von Greiff, Pluralismustheorie und Status quo. Kritik an Alexander Schwan, in: Merkur 23 (1979), S. 1063–1077.
Vgl. Warnfried Dettling (Hrsg.), Macht der Verbände—Ohnmacht der Demokratie? Beiträge zur Theorie und Politik der Verbände, München 1976; Jürgen Weber, Interessengruppen im politischen System der Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart 1977; Peter Raschke, Vereine und Verbände. Zur Organisation von Interessen in der Bundesrepublik Deutschland, München 1978; Günther Teubner, Organisationsdemokratie und Verbandsverfassung. Rechtsmodelle für politisch relevante Verbände, Tübingen 1978; Rudolf Bauer, Wohlfahrtsverbände in der Bundesrepublik. Materialien und Analysen in Organisation, Programmatik und Praxis, Weinheim 1978.
Vgl. Ulrich von Alemann/Rolf G. Heinze (Hrsg.), Verbände und Staat. Vom Pluralismus zum Korporatismus. Analysen, Positionen, Dokumente, Opladen 1979. Siehe auch die Beiträge von Ulrich von Alemann/Rolf G. Heinze, Günther Teubner, Franz Nuscheier, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen 10 (1979), S. 469-524. Die Problematik faßt knapp zusammen Ulrich von Alemann, Verbändestaat oder Staatsverbände? Die Bundesrepublik auf dem Weg vom Pluralismus zum neuen Korporatismus, in: Die Zeit v. 19. September 1980, S. 16.
Ernst Fraenkel, Deutschland und die westlichen Demokratien, 7. Aufl., Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1979, 237 S. (Verlag W. Kohlhammer).
Einschlägige Ausführungen von Harold Laski sind zusammengestellt in dem von Nuscheier—Steffani hrsg. Reader (s. Anm. 43), S. 62-83. Laski hat seine Konzeption später mehrmals revidiert.
Vgl. vor allem Carl Schmitt, Der Hüter der Verfassung, Tübingen 1931; ders., Der Begriff des Politischen, 2. Auflage, Berlin 1932; ders., Staatsethik und pluralistischer Staat, in: Kant-Studien 35 (1930), S. 28-42. Gegen die gängige Brandmarkung von Schmitt als Anti-Pluralist argumentiert Helmut Quaritsch (s. Anm. 11), insbes. S. 46-52.
Zu den weiteren—teilweise nachgedruckten—wichtigsten Aufsätzen für Fraenkels Demokratietheorie aus dem Sammelband „Deutschland und die westlichen Demokratien“ gehören: „Historische Vorbelastungen des deutschen Parlamentarismus“, S. 13-31; „Deutschland und die westlichen Demokratien“, S. 32-47; „Strukturdefekte der Demokratie und deren Überwindung“, S. 48-68; „Ursprung und politische Bedeutung der Parlamentsverdrossenheit“, S. 101-110; „Demokratie und öffentliche Meinung“, S. 173-196.
Vgl. zu dieser Kritik an Rousseau, auf die sich Fraenkel stützt, Jacob L. Talmon, Die Ursprünge der totalitären Demokratie, Köln/Opladen 1961.
Vgl. Jean Jacques Rousseau, Der Gesellschaftsvertrag (1762), Stuttgart 1971.
So Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie (1942), 3. Aufl., München 1972, S. 428.
Vgl. dagegen Wilhelm Hennis, Die mißverstandene Demokratie. Demokratie—Verfassung—Parlament. Studien zu deutschen Problemen, Freiburg im Breisgau 1973, S. 23f.: „Man vertraut Personen, nicht aber ihrer Ideologie, die weder regieren noch verwalten noch Gesetze machen kann.“
Vgl. Erich Kaufmann, Zur Problematik des Volkswillens, in: Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht 17 (1931), S. 7–19; wieder abgedruckt in: Ulrich Matz (Hrsg.), Grundprobleme der Demokratie, Darmstadt 1973, S. 20-34.
Ernst Fraenkel, Reformismus und Pluralismus. Materialien zu einer ungeschriebenen politischen Autobiographie. Zusammengestellt und herausgegeben von Falk Esche und Frank Grube, Hamburg 1973, 473 S. (Hoffmann und Campe Verlag).
Zur Person vgl. den Nachruf von Winfried Steffani, in: Politische Vierteljahresschrift 16 (1976), S. 569–574; er ist wieder abgedruckt bei Steffani (s. Anm. 52), S. 211-219. Ernst Fraenkel, Anstatt einer Vorrede, in: Ders. (s. Anm. 25), S. 11-26, ferner (ebenda, S. 469-472): „Biographische Notiz Ernst Fraenkel“.
Vgl. etwa einen der wegweisenden Aufsätze Fraenkels: Ernst Fraenkel, Die Selbstbestimmung in der Demokratie und in der Volksdemokratie, in: Deutsche Rundschau 86 (1960), S. 778–786; siehe ferner: Das Verhältnis von Recht und Politik in Demokratie und Diktatur, in: Hessische Hochschulwochen für staatswissenschaftliche Fortbildung, 44. Band, Bad Homburg v. d.H.—Berlin 1964, S. 189-199; Der Konflikt an der Freien Universität Berlin, in: Ders., Universität und Demokratie, Stuttgart u. a. 1967, S. 36-70. Die letztere Abhandlung ist eine scharfe Abrechnung Fraenkels mit der „linken“ Strategie, Universitäten zu unterwandern. Auffallenderweise wird dieser Beitrag nahezu völlig vernachlässigt.
Vgl. Ernst Fraenkel, USA. Weltmacht wider Willen, Berlin 1957; Das Bild Amerikas im deutschen Bewußtsein, in: Hessische Hochschulwochen far staatswissenschaftliche Fortbildung, 23. Band, Bad Homburg v. d. H.—Berlin 1959, S. 27-50; Die USA in deutscher Sicht: Die politischen Parteien, in: Hessische Hochschulwochen für staatswissenschaftliche Fortbildung, 43. Band, Bad Homburg 1964, S. 189-199. Glücklicherweise ist das Standardwerk über die USA wieder aufgelegt: Das amerikanische Regierungs-system. Eine politische Analyse. Mit einem Vorwort von Winfried Steffani, 3. Aufl., Wiesbaden 1976.
Mehrere Arbeiten aus dieser Zeit sind schon nachgedruckt worden: Ernst Fraenkel, Zur Soziologie der Klassenjustiz und Aufsätze zur Verfassungskrise 1931–32. Mit einem Vorwort zum Neudruck, Darmstadt 1968. Andere Aufsätze wurden wieder abgedruckt in: Thilo Ramm (Hrsg.), Arbeitsrecht und Politik. Quellentexte 1918–1933, Neuwied—Berlin 1966, S. 79-85, S. 97-112, S. 247-260.
Vgl. Ernst Fraenkel, Der Doppelstaat (1941), Frankfurt/M. 1974.
Es wäre angebracht gewesen, den Aufsatz „Rätemythos und soziale Selbstbestimmung“ hier abzudrucken, statt in der Neuauflage von „Deutschland und die westlichen Demokratien“, und dafür die vielleicht geschlossenste Arbeit „Strukturanalyse der modernen Demokratie“ (S. 404-433)—allerdings vollständig—dem Band „Deutschland und die westlichen Demokra-tien“ einzuverleiben, weil „Reformismus und Pluralismus“ den Akzent stark auf die historische Dimension verlagert.
Vgl. Günther Doeker— Winfried Steffani (Hrsg.), Klassenjustiz und Pluralismus. Festschrift für Ernst Fraenkel zum 75. Geburtstag, Hamburg 1973.
Hans Kremendahl, Pluralismustheorie in Deutschland. Entstehung—Kritik—Perspektiven, Leverkusen 1977, 494 S. (Heggen-Verlag).
Vgl. ders., Von der dialektischen Demokratie zum Pluralismus. Kontinuität und Wandel im Werk Ernst Fraenkels, in: Doeker—Steffani (s. Anm. 32), S. 381-394; Pluralismus—Strukturprinzip einer demokratischen Gesellschaft, hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildungsärbeit Berlin, 2. Aufl., Berlin 1977.
Ernst Forsthoff, Die Bundesrepublik Deutschland. Umriß einer Realanalyse in: Merkur 14 (1960), S. 813.
Ernst Fraenkel, Strukturanalyse der modernen Demokratie (s. Anm. 25), S. 426f.
Hans Kremendahl, Pluralismus … (s. Anm. 34), S. 6.
So Alexander Schwan, Die Herausforderung des Pluralismus durch den Marxismus. Aktuelle und grundsätzliche Aspekte, in: Doeker/Steffani (s. Anm. 32), S. 477.
Darauf sei hier nur hingewiesen. Die Auseinandersetzung geht weit über die gängige Behandlung der Thematik,Pluralismus“ hinaus.
Dies kann nicht oft genug betont werden, rennt doch ein Teil der Kritiker offene Türen ein. Statt vieler: Hermann Adam, Pluralismus oder Herrschaft des Kapitals? Überlegungen zu Theorien gesellschaftlicher Machtverteilung in der Bundesrepublik, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“, B 14/74, S. 26-38. Adam behauptet, „ein ausgewogenes Kräfteverhältnis zwischen allen sozialen Gruppen und Schichten wird in der Pluralismustheorie als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt und nicht weiter diskutiert“ (ebenda, S. 31); ähnlich Heidrun Abromeit, Interessendurchsetzung in der Krise, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“, B 11/77, S. 15f.
Peter Massing, Interesse und Konsensus. Zur Rekonstruktion und Begründung normativ-kritischer Elemente neopluralistischer Demokratietheorie = Sozialwissenschaftliche Studien, Heft 16, Opladen 1979, 257 S. (Leske Verlag + Budrich GmbH).
Vgl. hierzu auch Peter Massing/ Peter Reichel (Hrsg.), Interesse und Gesellschaft. Definitionen, Kontroversen, Perspektiven, München 1977.
Franz Nuscheler/ Winfried Steffani (Hrsg.), Pluralismus und Kontroversen = Piper Sozialwissenschaft, Bd. 13, 3. Aufl., München 1976, 345 S. (R. Piper Verlag).
Vgl. Otto von Gierke, Das deutsche Genossenschaftsrecht, 4 Bände, Berlin 1868–1913 (Neudruck: Darmstadt 1954); siehe vor allem auch ders., Das Wesen der menschlichen Verbände, Berlin 1902 (Neudruck: Darmstadt 1954).
Ob es sinnvoll ist, Rudolf Smend in die Phalanx der „rechten“ Pluralismuskritiker einzureihen, mag bezweifelt werden.
Zur „rechten“ Kritik vgl. neben Kremendahl (s. Anm. 33, insbes. S. 105–136 und S. 424-444) die zu Unrecht häufig vernachlässigte Arbeit von Heribert Kohl, Pluralismuskritik in der Bundesrepublik. Zur Pluralismusdebatte, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“, B 12/70, insbes. S. 12-29.
Vgl. dazu auch S. 50f. dieses Beitrages.
Eine orthodox-marxistische Version konnten die Herausgeber nicht aufnehmen, weil der DDR-Verlag keine Druckerlaubnis erteilte. Vgl. umfassend aus dieser Warte: Asen Kojarov, Monismus und Pluralismus in Ideologie und Kritik, Frankfurt/M. 1976.
Vgl. Johannes Agnoli (s. Anm. 6). Zur Auseinandersetzung vgl. Reinhard Zintl, Zur Transformation der Demokratie. Einige Überlegungen zu Johannes Agnolis Thesen, in: Dieter Oberndörfer— Wolfgang Jäger (Hrsg.), Die neue Elite. Eine Kritik der kritischen Demokratietheorie, Freiburg 1975, S. 193–212.
Um diesen Zustand zu beenden, plädierte Johannes Agnoli (s. Anm. 6, S. 30) offen für eine revolutionäre Strategie: „Nicht Brot und Spiele noch Wahlzettel, sondern die Gewalt hat im Lauf der bisherigen Geschichte soziale Kräfte der Manipulation entzogen und Freiheit verwirklicht“.
Vgl. Rainer Eisfeld, Pluralismus zwischen Liberalismus und Sozialismus, Stuttgart u. a. 1972; dazu die Ausführungen von Kremendahl (s. Anm. 33, insbes. S. 25-31).
Winfried Steffani, Pluralistische Demokratie. Studien zur Theorie und Praxis = UTB 926, Opladen 1980, 228 S. (Leske Verlag + Budrich GmbH).
Vgl. den Sammelband von Helmut Schelsky, Systemüberwindung, Demokratisierung, Gewaltenteilung, München 1973.
Vgl. „Rechtsprechende Gewalt in der pluralistischen Demokratie“ (S. 117-I 147) und „Abgeordneteneid und freies Mandat“ (S. 167-198). I
So aber Bodo von Greiff (s. Anm. 13), S. 1076. I
Siehe hierzu die in Anm. 15 genannten Arbeiten.
Vgl. Heinrich August Winkler, Pluralismus oder Protektionismus? Verfassungspolitische Probleme des Verbandswesens im Deutschen Kaiserreich, Wiesbaden 1972.
So Hans-Günther Assel (s. Anm. 76), S. 43.
In diesem Sinne Ernst Fraenkel, Die Staatskrise und der Kampf um den Staat (1932), in: Ders. (s. Anm. 25), S. 184.
Hans Kremendahl, Von der dialektischen Demokratie … (s. Anm. 34), S. 391.
Hervorzuheben ist allerdings, daß marxistische Autoren der harmonisierenden Interpretation weniger aufsitzen. Vgl. Wolfgang Müller, Der Pluralismus—die Staatstheorie des Reformismus, in: Doeker/Steffani (s. Anm. 32), S. 395–424; Bernhard Blanke—Ulrich Jürgens—Hans Kastendiek, Kritik der Politischen Wissenschaft. Analysen von Politik und Ökonomie in der bürgerlichen Gesellschaft, Band 1, Frankfurt/M. 1975, S. 261, Anm. 64; siehe auch die Rezension des Fraenkel-Buches „Reformismus und Pluralismus“ von Wolfgang Luthardt, in: Kritische Justiz 8 (1975), S. 326-331. In diesem Zusammenhang ist es nicht möglich, auf die Problematik näher einzugehen.
Heinrich Oberreuter (Hrsg.), Pluralismus. Grundlegung und Diskussion = UTB 925, Opladen 1980, 236 S. (Leske Verlag + Budrich GmbH).
Vgl. verschiedene Aufsätze in der Zeitschrift Politische Bildung 10 (1977), Heft 1 sowie den von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit herausgegebenen Sammelband „Pluralismus“ (München 1979).
Vgl. Jürgen Weber, Interessengruppen im politischen System der Bundesrepublik Deutschland, 2. Aufl., München 1981.
Vgl. hierzu den umfangreichen Reader von Udo Bermbach/ Franz Nuscheier (Hrsg.), Sozialistischer Pluralismus. Texte zur Theorie und Praxis sozialistischer Gesellschaften, Hamburg 1973. Siehe die programmatische Einleitung der Herausgeber (S. 9-49); Bermbach/Nuscheler betonen, daß der sozialistische Pluralismus „im Rückgriff auf Marx die ursprünglichen Ausgangsintentionen einer Theorie wieder freigelegt hat, die auf die Schaffung einer Gesellschaft der Freien und Gleichen abzielte, auf eine Versöhnung liberaler Freiheitsrechte des einzelnen mit sozialer Gleichheit aller, auf Abbau historisch überflüssiger Herrschaft—eine Gesellschaftsperspektive, die als historisch einzig kontingente auch von den Herausgebern geteilt wird“ (ebenda, S. 49).
Diese Thematik scheint heutzutage „Hochkonjunktur“ zu genießen. Vgl. nur folgende Buchveröffentlichungen: Hans Benedikter, Eurokommunismus. Der große Bluff, Bozen 1978; Adolf Kimmel (Hrsg.), Eurokommunismus. Die kommunistischen Parteien Frankreichs, Italiens, Spaniens und Portugals, Köln 1977; Wolfgang Leonhard, Eurokommunismus. Herausforderung für Ost und West, Gütersloh 1978; Manfred Steinkühler, Eurokommunismus im Widerspruch.-Analyse und Dokumentation, Köln 1977; Heinz Timmermann (Hrsg.), Eurokommunismus, Frankfurt/M. 1978; Hans-Joachim Veen, Sozialismus, Kommunismus und die Integration Europas, Melle 1978; Helmut König, Der rote Marsch auf Rom. Entstehung und Ausbreitung des Eurokommunismus, Stuttgart 1978; Theodor Leuen-berger/Werner Gysin, Der historische Kompromiß. Chancen und Grenzen des Eurokommunismus, Berlin 1979; Helmut Richter/Günter Trautmann (Hrsg.), Eurokommunismus. Ein dritter Weg für Europa?, Hamburg 1979; Manfred Spieker (Hrsg.), Der Eurokommunismus—Demokratie oder Diktatur?, Stuttgart 1979; Hans-Georg Wehling/Peter Pawelka (Hrsg.), Eurokommunismus und die Zukunft des Westens, Heidelberg 1979. Siehe auch den Literaturbericht von Klaus Kellmann, Eurokommunismus, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 30 (1979), S. 769-780.
Dies ist übrigens auch die marxistisch-leninistische Position. Vgl. etwa Elmar Julier, „Pluralistischer Marxismus?“ Zur Marx-Interpretation des heutigen Revisionismus, Frankfurt/M. 1974; siehe auch—statt vieler-A. W. Momdshjan, Die Unhaltbarkeit der Konzeption des pluralistischen Marxismus, in: Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge 30(197 7), S. 379-386. Hier wird der „reaktionären, subversiven Rolle des multivarianten Pseudomarxismus“ (ebenda, S. 385) eine heftige Absage erteilt.
Vgl. Rudolf Bahro, Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus, Frankfurt/M. 1977. Pluralismustheoretische Elemente fehlen auch in seinem jüngsten Werk: Elemente einer neuen Politik, Berlin 1980.
Vgl. beispielsweise Dieter Grosser, Die Sehnsucht nach Harmonie: Historische und verfassungsstrukturelle Vorbelastungen der Opposition in Deutschland und Heinrich Oberreuter, Institutionalisierung der Opposition? Opposition und Parlamentsreform, beide Aufsätze in: Heinrich Oberreuter (Hrsg.), Parlamentarische Opposition. Ein internationaler Vergleich, Hamburg 1975, S. 206–229 und S. 266-291.
Hannelore Gudrich/ Stefan Fett. Die pluralistische Gesellschaftstheorie. Grundpositionen und Kritik = Urban Taschenbücher Reihe 80, Bd. 863, Stuttgart—Berlin—Köln—Mainz 1974, 127 S. (Verlag W. Kohlhammer).
Vgl. im übrigen die treffenden Ausführungen von Winfried Steffani (s. Anm. 52), S. 76f., Anm. 97.
Daß es auch eine Pluralismustheorie gibt, die nicht primär mit den Maßstäben „rechts“ und „links“ charakterisiert werden kann, ignorieren Gudrich/Fett. Vgl. etwa zum Gesichtspunkt der Vernachlässigung allgemeiner Interessen: Von „links“ Claus Offe (s. Anm. 6), von „rechts“ Heiner Geißler, Die neue Soziale Frage. Analyse und Dokumente, Freiburg u. a. 1976.
Vgl. Gudrich/Fett (s. Anm. 70), S. 52-54 und Nuscheler/Steffani (s. Anm. 43), S. 36-39. Auf Belege wird hier verzichtet. Gudrich/Fett verweisen in den entsprechenden Anmerkungen nicht einmal auf den Sammelband von Nuscheler/Steffani.
Beispielsweise: Wolf-Dieter Narr (s. Anm. 6, S. 37) schreibt, daß „der Zusammenschluß in Interessengruppen das hervorstechendste Merkmal unserer Gesellschaft sei.“ Bei Gudrich/Fett (S. 12f.)heißt es: „ … ist der Zusammenschluß in Interessengruppen ein hervorstechendes Merkmal der pluralistischen Gesellschaft“. Oder Helga Grebing (Linksradikalismus gleich Rechtsradikalismus. Eine falsche Gleichung, Stuttgart u. a. 1971, S. 35): „Identität wird jedoch von reflektierenden Linken immer als eine tendenzielle und in-tentionale verstanden.“ Gudrich/Fett (S. 92): „Die Identität von Regierenden und Regierten wird von den Linken immer als tendenzielle … verstanden.“ Der Nachweis weiterer „Anleihen“, die Gudrich/Fett bei Grebing, Narr und Steffani vornehmen, könnte leicht erbracht werden.
Bei Steffani (s. Anm. 43, S. 37) heißt es, daß die Kritik von Wolff unter dem Verdacht steht, das „a posteriori Gemeinwohl durch einen neuen Monismus mit einem a priori Gemeinwohl ersetzen zu wollen“ (S. 37).
Hans-Günther Assel, Demokratischer Sozialpluralismus = Geschichte und Staat, Bd. 187/188, München—Wien 1975, 254 S. (Günter Olzog Verlag).
Zur Kritik an Asseis Sozialphilosophie vgl. Hans Kremendahl (s. Anm. 33), S. 23–25.
Vgl. Fritz Scharpf, Demokratietheorie zwischen Utopie und Anpassung, Konstanz 1970; Johan Galtung, Pluralismus und die Zukunft der menschlichen Gesellschaft, in: Dieter Senghaas (Hrsg.), Kritische Friedensforschung, Frankfurt/M. 1971, S. 164-231.
Vgl. hierzu Horst Heimann, Die Kontroverse um den Wissenschaftspluralismus, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“, B 26/74.
Horst Heimann (Hrsg.), Dialog statt Dogmatismus. Wissenschaftspluralismus und politische Praxis = „basis arbeitsergebnisse“. Studientexte der Hochschulinitiative Demokratischer Sozialismus, Köln—Frankfurt/M. 1978, 236 S. (Europäische Verlagsanstalt).
Hierfür typisch Margherita von Brentano, Wissenschaftspluralismus. Zur Funktion, Genese und Kritik eines Kampfbegriffes, in: Das Argument 13 (1971), Nr. 66, S. 476–493; siehe ebenfalls Ulrich K. Preuß, Wissenschaftspluralismus und Verfassungsschutz, in: Ders., Legalität und Pluralismus. Beiträge zum Verfassungsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt/ M. 1973, S. 115-185.
Vgl. auch die Ausführungen von Hans Kremendahl zum Wissenschaftspluralismus in seiner Pluralismusstudie (s. Anm. 33), S. 391-409.
Vgl. hierzu generell Helmut F. Spinner, Pluralismus als Erkenntnismodell, Frankfurt/M. 1974.
Vgl. beispielsweise mehrere Beiträge von Kurt Sontheimer: Zur neueren Kritik an der Theorie der pluralistischen Demokratie, in: Ernst Fraenkel u. a., Beiträge zur Theorie und Kritik der pluralistischen Demokratie, 3. Aufl., hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1970, S. 25–31; Der Pluralismus und seine Kritiker, in: Doeker-Steffani (s. Anm. 32), S. 425-443; Die pluralistische Gesellschaft heute und die politischen Organe in veränderter Situation, in: Universitas 33 (1978), S. 1121–1128.
Bodo Zeuner, Verbandsforschung und Pluralismustheorie. Etatozentrische Fehlorientierungen politologischer Empirie und Theorie, in: Leviathan 4 (1976), S. 138.
So Bernhard Blanke—Ulrich Jürgens—Hans Kastendiek (s. Anm. 61), S. 205.
Die Grenzen des Pluralismus analysiert Klaus von Beyme, The Politics of limited Pluralism? The case of West Germany, in: Government and Opposition 13 (1978), S. 265–287. Dennoch gelangt von Beyme zu folgendem Fazit: „Ideological integration and penetration from other countries in Europe have strengthened the more liberal potentials in German political culture so much, that it is unlikely that a system of limited pluralism in some areas will deteriorate into a new type of authoritarian pseudo-pluralism“ (ebenda, S. 287). Ausführlicher ders., Der Neo-Korporatismus und die Politik des begrenzten Pluralismus in der Bundesrepublik, in: Jürgen Habermas (Hrsg.), Stichworte zur ‚Geistigen Situation der Zeit‘, 1. Band, Frankfurt/M. 1979, S. 229-262. Siehe auch ders., Interessengruppen in der Demokratie, 5. Aufl., München 1980, insbes. S. 20-53. Hier wird allerdings fälschlicherweise behauptet, daß „die Konzeption eines unreflektierten relativ altliberalen Gleichgewichtsmodells in der Pluralismustheorie der demokratischen Parteien und Theorien nach dem Zweiten Weltkrieg vorherrschend“ (S. 29) war.
Vgl. etwa die Taktik von Carl Schmitt, den Parlamentarismus ideologisch aus den Angeln zu heben und ihn in eine vergangene Zeit zu verorten: Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus (1923/1926), 4. Aufl., Berlin 1969; tendenziell auch Manfred Dörr, Die Vereisung des Pluralismus in einer formiert-konservativen Demokratie, in: Vorgänge 18 (1979), Nr. 38, S. 83-94.
Vgl.—statt vieler—Winfried Steffani (s. Anm. 43), S. 40: „Eine überzeugende Alternative zur pluralistischen Demokratietheorie, die sich besser als sie in der Praxis bewährte, ist bisher unbekannt geblieben“. Siehe auch Kurt Sontheimer, Grundzüge des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, 8. Aufl., München 1980, S. 141.
Vgl. etwa folgende einschlägigen Unterrichtsmodelle: Paul Ackermann, Verbände und Pluralismus. Arbeitskämpfe, in: Hans-Georg Wehling (Hrsg.), Unterrichtspraktisches Handbuch zur Politischen Bildung. Modelle für den Sozialkundeunterricht, München 1973, S. 161–174; Albin Atzerodt, Unterrichtsmodell: Verbandspluralismus und Gemeinwohl, in: Politische Bildung 10 (1977), Heft 1, S. 88-100. Zur Diskussion in der politischen Bildung siehe den Sammelband von Siegfried Schiele—Herbert Schneider (Hrsg.), Das Konsensproblem in der politischen Bildung, Stuttgart 1977.
Hans Kremendahl (s. Anm. 33), S. 464.
Wolfgang Harich, Kommunismus ohne Wachstum. Babeuf und der ‚Club of Rome‘, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 206f.
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Jesse, E. (1981). Pluralismustheorie ohne demokratische Alternative. In: Literaturführer: Parlamentarische Demokratie. Uni-Taschenbücher, vol 1089. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85871-9_2
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