Zusammenfassung
Die repressive Drogenpolitik in der Bundesrepublik ist gescheitert. Trotz massiver Eingriffe sozialer Kontrollinstanzen in die Drogenszene und in das Leben von Drogenabhängigen konnten weder die Zahl heroinabhängiger Menschen noch ihre Sterblichkeitsrate oder der Drogenhandel vermindert werden - und für die Fixer hat sich nichts am miesen Leben auf der Szene geändert. Veränderungen hingegen sind in der letzten Zeit in der drogenpolitischen Diskussion festzustellen. Über Themen, die bis vor kurzem noch massiv vom offiziellen politischen und therapeutischen Drogendiskurs bekämpft und tabuisiert wurden, wird heute verstärkt öffentlich nachgedacht: die Entkriminalisierung des Drogenkonsums und die Verteilung von Methadon an Heroinabhängige, die in Modellprojekten bereits erprobt wird. Aber dieser Wandel ist nicht der Einsicht in die Notwendigkeit einer repressionfreien und nicht ausgrenzenden Drogenpolitik entsprungen, sondern resultiert aus der gesellschaftlich produzierten Angst vor AIDS. Die Frage nach dem Schutz der Bürger vor den AIDS-》Risikofaktoren« Fixer und Heroinszene steht im Vordergrund der neuen Maßnahmen und Debatten, nicht die Frage nach einem anderen gesellschaftlichen Umgang mit dem sozialen Phänomen Heroinabhängigkeit. Im Gegensatz zum herrschenden Drogendiskurs, aus dessen Perspektive die Abhängigen vornehmlich als Kranke, Kriminelle, Opfer oder AIDS-Risikogruppe erscheinen, nimmt die vorliegende Studie eine Sichtweise ein, in der die Fixer auch noch im Gewaltzusammenhang der Heroinszene als Subjekte ihres eigenen Schicksals zu Wort kommen. Das Interesse der Studie zielt darauf ab, in der subkulturellen Szene Formen von Subjektivität aufzuspüren, die unter bestimmten Umständen die Fixer zur Selbstbefreiung aus der schlechten Realität der Heroinszene befähigen. Obwohl die repressive Drogenpolitik und die vorherrschende inquisitorische Drogentherapie dem Prozess der Selbstbefreiung und Subjektivierung entgegen wirken, verweisen neuere Forschungsergebnisse über die Selbstheilung von Fixern auf die zunehmende Bedeutung dieses bisher kaum wahrgenommenen Phünomens. Diese Perspektive aus den eigenen Regeln der Heroinszene freizulegen und damit zugleich das in den Insitutionen der sozialen Kontrolle vorherrschende objektivierende Selbstverständnis von der Heroinszene und den Fixern zu seiner Überwindung infrage zu stellen — dazu möchte das vorliegende Buch einen Beitrag leisten.
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© 1989 Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden
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Noller, P. (1989). Vorwort. In: Junkie-Maschinen. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85781-1_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85781-1_1
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