Zusammenfassung
Im November 1936 fand ein denkwürdiger Meinungsaustausch zwischen zwei führenden Persönlichkeiten des »Dritten Reiches« statt. Oberst Thomas, Leiter des Wehrwirtschaftsstabes im Reichskriegsministerium, und Robert Ley, Reichsleiter der Deutschen Arbeitsfront (DAF), stellten auf einer halböffentlichen Versammlung führender DAF-Funktionäre fest, daß sie unterschiedliche Auffassungen in bezug auf die Sozialpolitik des Regimes vertraten; Thomas malte ein düsteres Bild. Nach seiner Ansicht erforderten die Vorbereitung und Durchführung künftiger Kriege schwerste Opfer von der gesamten Bevölkerung. Harte Arbeit bei gleichzeitigem Konsumverzicht sei die entscheidende Grundlage für eine neue machtpolitische Selbstbehauptung Deutschlands. Die Hauptaufgabe der politischen Führung sah er darin, bei den Betroffenen Verständnis für die Notwendigkeit solcher Anstrengungen zu wecken. Eine derartige Vertrauensbasis könne aber nur dann erzeugt werden, wenn sich die Regierung eine schonungslose Offenheit zur Pflicht machte und sich bereit zeigte, Schwierigkeiten, Engpässe und Rückschläge unmißverständlich einzugestehen. Die innere Front etwa durch Schönfärberei sichern zu wollen, so monierte Thomas, sei eine gefährliche Taktik; dagegen würde das Volk seiner Regierung eine rückhaltlose Ehrlichkeit auf die Dauer hoch anrechnen. Beide Mahnungen waren nicht ohne Grund an die Adresse der DAF gerichtet, denn diese Massenorganisation hatte sich in den vergangenen Monaten mit zunehmender Vehemenz für eine Steigerung des Lebensstandards der arbeitenden Bevölkerung eingesetzt.
Das erste Kapitel der Einleitung ist eine uberarbeitete Fassung des Beitrags des Verf. zur Anthologie: German Democracy and the Triiumph of Hitler, hrsg. von Anthony Nicholls/Erich Matthias, London 1971.
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Literatur
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Mason, T.W. (1975). Die Erbschaft der Novemberrevolution für den Nationalsozialismus1 . In: Arbeiterklasse und Volksgemeinschaft. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, vol 22. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85374-5_1
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