Zusammenfassung
Luhmann spricht von der „entscheidenden Entdeckung, die sich in den Analysen Husserls ankündigt, nämlich der der intersubjektiven Konstitution und damit der sozialen Kontingenz von Welt überhaupt“10. Mit Kontingenz sei das Grundproblem der Gesellschaftstheorie von heute genannt. Es wird von Luhmann erläutert in der Kontrastierung mit der Gesellschaftstheorie der klassischen alteuropäischen Tradition und mit dem Weltbegriff, auf den sie bezogen ist. Es ist der Begriff von Welt als Kosmos, geordnete und gegliederte Einheit alles Seienden. Für die Moderne dagegen bezeichnet der Weltbegriff „nicht mehr den Grund sondern die Kontingenz alles Seienden; er bezieht sich nach der nominalistischen Wendung des Denkens nicht mehr auf eine kosmische Sphäre des Notwendigen“ — mit Aristoteles könnte man sagen, des Immer-so-Seienden —, „unter welcher die Faktizität des Wechsels, der Bewegung, des bloß Möglichen zum Problem wird; sondern meint umgekehrt die Kontingenz selbst, innerhalb derer es dann zum Problem geworden ist, Notwendigkeiten, Wahrheiten, Schönheiten, Geltungen zu begründen. Die Welt gibt nicht mehr Geltungen vor, sondern nur das Problem der Geltung“11. Was aber „nicht mehr vorausgesetzt werden kann, muß nunmehr im Entwurf von Grundbegriffen als Leistung erbracht werden. Die Grundbegriffe eines Faches, das sich auf die Annahme einer kontingenten Welt einläßt, müssen dann auf dieses Problem eingestellt werden. Sie müssen sich ihm aussetzen“ (a. a. O., S. 26).
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Landgrebe, L. (1975). Die Grundbegriffe von Luhmanns Systemtheorie. In: Der Streit um die philosophischen Grundlagen der Gesellschaftstheorie. : Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 204. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85287-8_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-07204-3
Online ISBN: 978-3-322-85287-8
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