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Part of the book series: Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften ((VG,volume 273))

Zusammenfassung

Poetologische Reflexion, so sollte man meinen, sei eine Sache der theoretischen oder wissenschaftlichen Prosa oder doch zumindest der breit ausladenden Verspoetik, für die Horaz mit seiner „Ars poetica“ ein Vorbild liefert, dem sich Vida („De arte poetica“, 1572) unc\Boileau („L’art poétique“, 1674) anschließen, auch Pope („Essay on Criticism“, 1709/11), von dem wiederum Immanuel Jakob Pyra in seiner allegorischen Versdichtung „Der Tempel der wahren Dichtkunst“ (1737) beeinflußt ist. Doch besteht die besondere Möglichkeit des kürzeren Gedichts ja gerade darin, einen poetologischen Gedanken in konzentrierter und prägnanter Form darzubieten und ihm so die Durchschlagskraft eines Manifests zu geben. Dabei entläßt das poetologische Gedicht die Reflexion nie in die reine Abstraktion, sondern hält sie durch die lyrische Form immer im Schwerefeld der bildlichen, dichterisch-rhythmisierten Sprache und damit der Anschaulichkeit fest. Indem das poetologische Gedicht auch im Nachdenken über das Poetische noch Poesie bleibt, macht es zugleich auf exemplarische Weise deutlich, daß sich der Ausdrucksgehalt von Dichtung nie ganz in die Interpretation auflösen oder in ihr einfangen läßt. Das poetologische Gedicht vermittelt zwischen Begriff und Bild, zwischen Abstraktion und Anschaulichkeit, und es überführt poetische Theorie schon wieder in poetische Praxis.

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Literaturhinweise

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Hinck, W. (1985). Das poetologische Gedicht. In: Das Gedicht als Spiegel der Dichter. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 273. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85258-8_2

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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  • Online ISBN: 978-3-322-85258-8

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