Politische Ideengeschichte als Theorie der Politischen Evokation

Zusammenfassung

Politische Ideengeschichte als die Geschichte symbolischer Formen der Selbstverständigung des Menschen über seine politisch-soziale Existenz wird heute nach höchst unterschiedlichen konzeptionellen und methodischen Vorgaben geschrieben. Dies gilt sowohl für die Analyse der fir die politischen Ideenwelten konstitutiven Sprach- und Denkformen als auch für die Auswahl politisch-expressiver Selbstzeugnisse, die für ideengeschichtlich relevant gehalten werden. In vielen Fällen verzichten ideengeschichtliche Arbeiten auf jede hermeneutische Reflexion zugunsten der ‘narrativen’ Qualität ihres Gegenstandes oder dekonstruieren das ideengeschichtliche Material bis zur Unkenntlichkeit, um es eigenen ideologischen Idiosynkratien anzuverwandeln. Wenngleich das Untersuchungsfeld in zunehmendem Maße universalgeschichtlich auf die nichtwestlichen Zivilisationskreise erweitert wurde, so ist der analytische Rahmen der Darstellung doch zumeist noch diachron ausgelegt und ex- oder wenigstens implizit auf die Evolutionsgeschichte der Moderne hin konstruiert. Eine kritische, diesem Sachverhalt angemessene Reflexion muß notwendigerweise die politische Ideengeschichte im Schnittpunkt von politischer Theorie und Theorie der Geschichte verorten.