Zusammenfassung
Zwar weiß jeder, daß die Praxis der volkswirtschaftlichen Arbeit in Deutschland und den benachbarten Ländern anders aussieht als z.B. in England oder Nord-Amerika. Doch wird selten danach gefragt, worauf dieser Unterschied beruht. Kaum ist deutlich, worin der Unterschied eigentlich besteht, da immer wieder versucht wird, dem vermeintlich vorangehenden Nord-Amerika zu folgen. Wer folgen will, muß keine eigene Position beziehen. Der eigentliche Grund des Unterschiedes liegt natürlich — oder ist es nicht natürlich? — in der Geschichte der Volkswirtschaftslehre in Deutschland und Zentral-Europa einerseits, und in den anglo-amerikanischen Ländern andererseits. 99 Jahre vor der Stiftung des ersten Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre in Oxford wurden bereits zwei Lehrstühle gleichzeitig in Frankfurt an der Oder und Halle an der Saale durch den zweiten preußischen König errichtet, und am Ende des Jahrhunderts gab es bereits 23 Lehrstühle, beinahe 50 Professoren. Und über die Aspiranten, die natürlich den eigentlichen wissenschaftlichen Fortschritt ausmachen, haben wir keine zahlenmäßigen Angaben. Es handelt sich also um eine Menge von Gelehrten, die durchaus ins Gewicht fiel, ehe überhaupt im anglo-amerikanischen Raum systematisch die Volkswirtschaftslehre als eigenes Gebiet in Angriff genommen wurde. In diesem Sinne halte ich es für „natürlich“, daß der Verlauf der theoretischen Entwicklung sich dann auch von den „Nachkömmlingen“ unterscheidet.
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Literatur
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Backhaus, J.G. (1998). Der wirtschaftende Staat und die Glückseligkeit der Häuser: Ein Essay über Abgabengerechtigkeit. In: Bellebaum, A., Braun, H., Groß, E. (eds) Staat und Glück. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85115-4_11
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