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Öffentliche Meinung

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Part of the book series: Politische Vierteljahresschrift im Westdeutschen Verlag ((PVS50))

Zusammenfassung

Viele klassische Begriffe der politischen Theorie finden sich heute in einer zwiespältigen Lage: Man kann sie weder einfach fallenlassen noch in ihrem ursprünglichen Bedeutungsgehalt ernst nehmen. Sie scheinen wichtige evolutionäre Errungenschaften der neuzeitlichen Gesellschaft und ihrer politischen Systeme zu bezeichnen; dies aber in einer Weise, die nicht mehr befriedigt — gleichsam zu direkt, zu kompakt, zu einfach. Die neueren wissenschaftlichen Strömungen der Systemtheorie, der Entscheidungstheorie, der Organisationstheorie, die die wissenschaftliche Kapazität für die Bearbeitung komplexer Sachverhalte auszuweiten suchen, fließen am traditionellen Begriffsschatz vorbei. Disziplinen, die ihn zu bewahren trachten, laufen eben damit Gefahr, rückständig zu werden oder sich auf Hermeneutik und Gedankenhistorie zu beschränken. Unter diesen Umständen ist die Rekonstruktion klassischer politischer Begriffe mit neuartigen Denkmitteln eine reizvolle Aufgabe.

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Literatur

  1. Funktionalistische Abstraktion ist nicht die einzige Weise der Umformung klassischer Themen. Ein ganz andersartiger Versuch ist der von Karl W. Deutsch: Politische Kybernetik, Modelle und Perspektiven, Freiburg 1969, Begriffe wie Macht, Wille, Bewußtsein als Metaphern für quantifizierbare Sachverhalte, nämlich für Weisen der Informationsbearbeitung zu behandeln. Beide Ansätze haben, was theoretisches Fundament und Möglichkeiten der Operationalisierung angeht, vorläufig mit vielen ungelösten Problemen zu ringen.

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  2. Für gleichartige Behandlung anderer Themen siehe Niklas Luhmann: Grundrechte als Institution, Berlin 1965; ders.: »Gesellschaftliche und politische Bedingungen des Rechtsstaats«, in: Studien über Recht und Verwaltung, Köln-Berlin-Bonn-München 1967, S. 81–102; ders.: »Klassische Theorie der Macht, Kritik ihrer Prämissen«, in: Zeitschrift für Politik 16 (1969), S. 149–170; ders.: »Komplexität und Demokratie«, in: Politische Vierteljahresschrift 10 (1969), S. 314–325; ders.: Legitimation durch Verfahren, Neuwied-Berlin 1969.

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  3. Vgl. dazu Lewis A. Dexter: “Candidates Must Make the Issues and Give Them Meaning”, in: Public Opinion Quarterly 19 (1955/56), S. 408–414. Irwin Deutscher: “Words and Deeds”, in: Social Problems 13 (1966), S. 235–254.

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  4. So definiert ein bekannter Text: “‘Public opinion’ in this discussion may simply be taken to mean those opinions held by private persons which government find it prudent to heed” (Vladimir O. Key, Jr.: Public Opinion and American Democracy. New York 1961, S. 14). Vgl. auch Peter R. Hofstätter: Die Psychologie der öffentlichen Meinung, Wien 1949; Gerhard Schmidtchen: Die befragte Nation, Über den Einfluß der Meinungsforschung auf die Politik, 2. Aufl., Frankfurt-Hamburg 1965, S. 337.

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  5. Darauf ist seit langem, aber ohne nachhaltigen Erfolg hingewiesen worden. Vgl. Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit, Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft, Neuwied 1962, S. 261 ff.

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  6. A.a.O., S. 8.

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  7. Zum gemeineuropäischen Charakter dieser Umstellung siehe Sten Gagnér: Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, Stockholm-Uppsala-Göteborg 1960.

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  8. A.a.O., S. 40 ff.

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  9. Bemerkenswert ist die Bedeutung des Kaffeehauses oder Wirtshauses oder Klubs in diesem Zusammenhang. Habermas stützt sich in deren Einschätzung auf die literarische Überlieferung. Neuere empirische Untersuchungen bestätigen, daß diese Stätten menschlicher Begegnungen soziale Systeme darstellen, die Kontakte erleichtern, Statusdifferenzen neutralisieren und Bindungen an die eigene Vorgeschichte des Erlebens und Handelns lockern — mit all dem also Kommunikation freisetzen. Aber man findet eben deshalb nur noch “small talk”. Siehe Sherri Cavam Liquor License, An Ethnography of Bar Behavior, Chicago 1966, z. B. S. 54 ff., 57 ff; Mass Observation: The Pub and the People, London 1943, S. 186 f.

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  10. Prämisse einer solchen Hypothese wäre die Annahme, daß eine weitgehende Ausdifferenzierung von Teilsystemen des Gesellschaftssystems nicht über segmentäre, sondern nur über funktionale, verschiedenartige Teile bildende Differenzierung möglich ist. Auf dieser Linie argumentiert bereits Emile Durkheim: De la division du travail social, Paris 1893.

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  11. Im Sinne von F. E. Emery/E. L. Trist: “The Causal Texture of Organizational Environments”, in: Human Relations 18 (1965), S. 21–32. Vgl. außerdem William H. McWhinney: “Organizational Form, Decision Modalities and the Environment”, in: Human Relations 21 (1968), S. 269–281.

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  12. A.a.O., S. 264 ff.

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  13. Hierzu näher Niklas Luhmann: »Soziologische Aufklärung«, in: Soziale Welt 18 (1967), S. 97–123.

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  14. Nahestehend, aber auf kontrovers behandelte Themen eingeschränkt, der Begriff “issues” bei David Easton: A Systems Analysis of Political Life, New York-London-Sydney 1965, S. 140 ff. Die Vergleichbarkeit bezieht sich besonders darauf, daß auch Easton die Reduktionsfunktion solcher “issues” betont. Siehe für den gleichen Begriff auch Herbert J. Spiro: “Comparative Politics. A Comprehensive Approach”, in: The American Political Science Review 56 (1962), S. 577–595.

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  15. Anzumerken ist, daß solche Vorverständigungen weitgehend als Selbstverständlichkeiten des täglichen Lebens fungieren, kaum eigens bedacht werden und deshalb latent bleiben. Themen möglicher Kommunikation sind nur eine Form solcher Selbstverständlichkeiten unter vielen anderen. Siehe dazu vor allem Harold Garfinkel: Studies in Ethnomethodology, Englewood Cliffs/N. J. 1967.

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  16. Eine andere Assoziation, die häufig mit dem Begriff der Manipulation verknüpft wird, nämlich die der Unfreiheit des Manipulierten, schließen wir hier ausdrücklich aus. Einseitige, unbeantwortbare Kommunikation bringt nicht notwendig Unfreiheit mit sich — weder als soziale Symbolisierung der Lage des Manipulierten noch nach seiner Selbstauffassung; und dies selbst dann nicht, wenn die Manipulation in hohem Maße wirkungssicher erfolgt. Denn die Kommunikation kann trotzdem im Möglichkeitshorizont des Manipulierten nach dessen eigenen Kriterien ausgewählt und angenommen werden, sofern dieser nur vorweg eigene Möglichkeiten des Erlebens und Handelns konstituiert hat. Vgl. dazu Donald MacKay: »Technik der Information und die Manipulierbarkeit des Menschen«, in: Zeitschrift für evangelische Ethik 12 (1968), S. 147–156; ferner ders.: Freedom of Action in a Mechanistic Universe, Cambridge/ England 1967. Vermutlich kann interaktive Kommunikation sogar sehr viel unfreier machen als Manipulation, weil sie dazu zwingt, den Möglichkeitshorizont des Partners als Beschränkung der eigenen Möglichkeiten zu übernehmen und sich selbst vor dem anderen bindend festzulegen. Unter diesen Umständen dürfte es angebracht sein, jede Art humaner Vorwegbewertung von Interaktion und Manipulation aufzugeben und offenzulassen, in welchen psychischen und sozialen Systemkontexten welche Art der Kommunikation funktional sinnvoll ist.

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  17. Zu den Gründen gehören: unzureichendes analytisches Werkzeug, das heißt Fehlen einer Theorie der öffentlichen Meinung; universelle Verbreitung und damit Selbstverständlichkeit des Phänomens; und nicht zuletzt der Umstand, daß diese Technik der Manipulation gerade von unbemittelten Gegnern der Manipulation bevorzugt wird.

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  18. Als einen anderen, heute kaum noch überzeugenden Versuch rein begrifflicher Art siehe Ferdinand Tönnies: Kritik der öffentlichen Meinung, Berlin 1922, insbes. S. 131 f.

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  19. Unabhängig heißt natürlich nicht, daß die Steigerung oder Verminderung der Komplexität von Systemen keine Ursachen habe, die man erforschen könne; wohl aber, daß es für die Anpassung an veränderte Komplexität im allgemeinen nicht darauf ankommt, welche Ursachen im einzelnen die Veränderung bewirkt haben.

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  20. Vgl. James G. March: “Some Recent Substantive and Methodological Developments in the Theory of Organizational Decision-Making”, in: Austin Ranney (Hrsg.): Essays on the Behavioral Study of Politics, Urbana/Ill. 1962, S. 191–208 (198 ff.); Herbert A. Simon: “The Logic of Heuristic Decision-Making”, in: Nicholas Kescher (Hrsg.): The Logic of Decision and Action. Pittsburgh 1967, S. 1–20 (6).

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  21. Der Begriff einer »Regel« sei hier so weit gefaßt wie in der Sprachtheorie der Begriff der Grammatik; er setzt kein Bewußtsein der Regel bei ihrer Anwendung voraus.

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  22. So auch Geoffrey Vickers: The Art of Judgement, A Study of Policy Making, London 1965, S. 194.

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  23. Zum letzteren Hans-Joachim Winkler: »Über die Bedeutung von Skandalen für die politische Bildung«, in: Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik 13 (1968), S. 225–244.

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  24. Hierzu Niklas Luhmann: »Die Knappheit der Zeit und die Vordringlichkeit des Befristeten«, in: Die Verwaltung 1 (1968), S. 3–30.

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  25. Wieweit zwischen öffentlicher Meinung und Krisenbewußtsein ein historischer Zusammenhang besteht, bedürfte über Kosellecks Beitrag hinaus weiterer Klärung. Vgl. Reinhart Koselleck: Kritik und Krise, Ein Beitrag zur Pathogenese der bürgerlichen Welt, Freiburg-München 1959.

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  26. Vgl. Charles F. Hermann: “Some Consequences of Crisis Which Limit the Viability of Organizations”, in: Administrative Science Quarterly 8 (1963), S. 61–82.

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  27. Vgl. Michel Crozier: Le phénomène bureaucratique, Paris 1963, insbes. S. 257 ff., 291 ff.

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  28. Zur Vorverlegung der Gefahrenschwelle und zur Möglichkeit des Zeitgewinns durch Programmierung von Krisensymptomen vgl. einige Bemerkungen bei Geoffrey Vickers: The Undirected Society, Essays on the Human Implications of Industrialization in Canada, Toronto 1959, S. 94.

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  29. Vgl. dazu Albert O. Hirschman: «Obstacles à la perception du changement dans les pays sous-développés», in: Sociologie du travail 10 (1968), S. 353–361; und grundsätzlich F. E. Emery: “The Next Thirty Years, Concepts, Methods, and Anticipations”, in: Human Relations 20 (1967), S. 199–237 (209 ff.).

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  30. Vgl. hierzu Niklas Luhmann: »Soziologie des politischen Systems«, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 20 (1968), S. 705–733.

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  31. Vgl. W. Ross Ashby: An Introduction to Cybernetics, London 1956, 4. Druck 1961, S. 206 ff.

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  32. Einiges Material über “issues” des Prozesses politischer Kommunikation und Entscheidung liefern die amerikanischen Community Power-Forschungen.

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  33. Zum Vergleich siehe etwa das Phasenmodell sozialer Bewegungen, das Neil]. Smelser: Theory of Collective Behavior, New York 1963, entworfen hat. Deutliche Parallelen ergeben sich auch zur Abfolge von sozialstrukturell bedingter Krise, Teleologisierung und Veralltäg-lichung, die Otthein Rammstedt: Sekte und soziale Bewegung, Soziologische Analyse der Täufer in Münster (1534/35), Köln-Opladen 1966, festgestellt hat. Solche Parallelen müßten genauer untersucht werden, vor allem im Hinblick auf die Frage, unter welchen Voraussetzungen die Bewegung der öffentlichen Meinung zur sozialen Bewegung wird bzw. dies verhindert werden kann.

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  34. Auf die Ermüdbarkeit der (sozialpsychologisch verstandenen) öffentlichen Meinung und auf den daraus folgenden Zeitdruck in der Politik haben auch Gordon W. Allport/Janet M. Faden: “The Psychology of Newspapers, Five Tentative Laws”, in: Public Opinion Quarterly 4 (1940), S. 687–704 (702 f.), hingewiesen. Sie spitzen ihre These dahin zu, daß mit der Intensität der beteiligten Gefühle auch der öffentliche Druck auf Abschluß einer Angelegenheit wachse.

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  35. Hierzu näher Niklas Luhmann: Legitimation durch Verfahren, Neuwied-Berlin 1969.

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  36. Hierzu auch Niklas Luhmann: »Positives Redit und Ideologie«, in: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 53 (1967), S. 531–571.

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  37. Vgl. hierzu namentlich Rudolf Smend: »Zum Problem des Öffentlichen und der Öffentlichkeit«, in: Gedächtnisschrift für Walter Jellinek. München 1955, S. 11–20.

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  38. Siehe solche emphatischen Wortassoziationen etwa bei Anselm von Feuerbach: Betrachtungen über die Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Gerechtigkeitspflege, Gießen 1821.

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  39. Beide Begriffe sind je für sich Gegenstand zahlreicher Untersuchungen und Erläuterungen, aber leider fehlt bisher das, was eigentlich interessant wäre: der Vergleich. Für Kader siehe z. B. Joachim Schultz: Der Funktionär in der Einheitspartei, Stuttgart-Düsseldorf 1956, S. 22 ff.; Peter Christian Ludz: Parteielite im Wandel, Funktionsaufbau, Sozialstruktur und Ideologie der SED-Führung, Eine empirisch-systematische Untersuchung, 2. Aufl., Köln-Opladen 1968, S. 124 ff., mit Hinweisen auf die neuere Literatur. Für opinion leader siehe als die klassischen Quellen Paul F. Lazarsfeld/Bernard Berelson/Hazel Gaudet: The People’s Choice, How the Voter Makes Up His Mind in a Presidential Campaign, New York 1948, insbes. S. 49 ff.; Bernard R. Berelson/Paul F. Lazarsfeld/William N. McPhee: Voting, A Study of Opinion Formation in a Presidential Campaign, Chicago 1954, insbes. S. 109 ff.; Elihu KatzlPaul F. Lazarsfeld: Personal Influence, The Part Played by People in the Flow of Mass Communication, Glencoe/Ill. 1955.

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  40. Talcott Parsons: “‘Voting’ and the Equilibrium of the American Political System”, in: Eugene Burdick/ Arthur J. Brodbeck (Hrsg.): American Voting Behavior. Glencoe/Ill. 1959, S. 80–120; neu gedruckt in ders.: Sociological Theory and Modern Society, New York 1967, S. 223–263.

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  41. Ein Beispiel: Angehörige einer politischen Partei, die mich zu einem Vortrag bitten wollten, hatten den Kontakt über einen Dritten angebahnt, den sie als ihren Bekannten und als meinen Bekannten kannten. Nachdem die unmittelbare Bekanntschaft geschlossen war, erlaubte ich mir die indiskrete Frage, warum sie mich nicht direkt angerufen hätten. Die Antwort lautete: sie hätten ja nicht wissen können, ob ich mich auf einen Kontakt einlassen würde; das Risiko einer Ablehnung sei ihnen zu hoch erschienen. Es fehlte also ein Medium, das zugleich Themenselektion und Teilnahmemotivation leisten konnte, wie Macht oder Geld oder Liebe.

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  42. Zumindest steht der Ablehnende — der Politiker z. B., der es ablehnt, sich in der Wahlnacht schon zur Koalitionsfrage zu äußern — unter Begründungszwang und er tut gut, sich wenigstens zum Schein auf das Thema einzulassen.

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  43. Die Bedingungen, unter denen sich ein Thema für diese Karriere eignet, bedürften genauerer Prüfung. Eine Bedingung scheint zu sein, daß das politische Problem mehr in der Bewilligung von Mitteln als in der Bewertung der Ziele steckt.

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  44. Im oben S. 7 definierten Sinne.

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  45. Siehe dazu die Bemerkungen von Gerhard Storz in seiner Eröffnungsansprache zum 15. Deutschen Soziologentag in: Max Weber und die Soziologie heute, Verhandlungen des 15. Deutschen Soziologentages, Tübingen 1965.

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  46. Siehe dazu Niklas Lukmann: »Soziologie des politischen Systems«, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 20 (1968), S. 705–733.

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  47. Also nicht, wie oft angenommen wird, als eine rein analytische Leistung der Wissenschaft.

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  48. So jedoch Karl W. Deutsch: Politische Kybernetik, Modelle und Perspektiven, Freiburg/Br. 1969, S. 283, der Systemgrenzen durch ein Kommunikationsgefälle zu messen vorschlägt.

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  49. Dies ist zum Teil bereits ein Problem der Wahrnehmung. Vgl. dazu Donald T. Campbell: “Common Fate, Similarity, and Other Indices of the Status of Aggregates of Persons as Social Entities”, in: Behavioral Science 3 (1958), S. 14–25.

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  50. Akte dieser Art werden, weil sie nicht für jedermann zugänglich sind, normalerweise zwar als Gegenteil von öffentlicher Meinung gebucht. Aber die Umwelt des politischen Systems ist nun einmal nicht unstrukturiert (etwa: eine Masse gleicher, vernünftig kalkulierender Individuen), die Kommunikationschancen in ihr können daher gar nicht gleich verteilt und allen zugänglich sein. Gleiche Teilnahme aller steht als Postulat im Widerspruch zur Realität einer differenzierten Gesellschaft. Diese Fassung des Gleichheitsprinzips als Begriffsmerkmal der öffentlichen Meinung beibehalten, hieße auf ihre Funktion als Struktur von unpolitischen und politischen Kommunikationsprozessen verzichten; hieße weiter, das Systemproblem, das öffentliche Meinung löst, gar nicht in den Blick bekommen, sondern durch wertende Definition auszu-schließen. Das Systemproblem liegt darin, die einer gesellschaftlichen Lage entsprechende effektive Strukturierung des Prozesses politischer Kommunikation zu erreichen und damit das politische System trotz leistungsfähiger funktionaler Ausdifferenzierung in die Gesellschaft zu integrieren. Dafür müssen die Themen der öffentlichen Meinung taugen, und zwar für öffentliche ebenso wie für nichtöffentliche Kommunikation. Erst diese Problemstellung (und nicht ein abstraktes naturrechtliches Vorurteil über gleiche politische Chancen aller) läßt eine sinnvolle Kritik derjenigen öffentlichen Meinung zu, die eine Gesellschaft jeweils hervorbringt.

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  51. Sie ist zum Beispiel für die Position von Ralf Dahrendorf bezeichnend, ist aber natürlich gleichermaßen bestimmend für die extremsten Kritiker von Herrschaft.

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  52. »Wenn wir artikulierte politische Bedürfnisse als das >Rohmaterial< des politischen Prozesses verstehen, insofern sie von den Institutionen des politischen Systems als >externe Daten< verarbeitet und kontrolliert werden, dann läßt sich an der Selektivität der Institutionen, die die Funktion der Bedürfnisübermittlung tragen, der repressive Charakter eines politischen Systems abschätzen…«, meint Claus Offe in seinem gut durchdachten Beitrag: »Politische Herrschaft und Klassenstrukturen, Zur Analyse spätkapitalistischer Gesellschaftssysteme«, in: Gisela Kress/ Dieter Senghaas (Hrsg.): Politikwissenschaft, Eine Einführung in ihre Probleme, Frankfurt 1969, S. 155–189 (164).

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  53. Als Ausführung dieser Kritik siehe Niklas Luhmann: »Klassische Theorie der Macht, Kritik ihrer Prämissen«, in: Zeitschrift für Politik 16 (1969), S. 149–170.

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Wolfgang Seibel Monika Medick-Krakau Herfried Münkler Michael Th. Greven

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Luhmann, N. (1997). Öffentliche Meinung. In: Seibel, W., Medick-Krakau, M., Münkler, H., Greven, M.T. (eds) Demokratische Politik — Analyse und Theorie. Politische Vierteljahresschrift im Westdeutschen Verlag. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85112-3_2

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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