Zusammenfassung
Über die Bundestagswahlen in Westdeutschland liegen — mit der einen Ausnahme von 1949 — eingehende Untersuchungen vor. Sowohl die privatwirtschaftliche als auch die akademische Sozialforschung sind mit zahlreichen Beiträgen vertreten1. Trotz der Identität des Erfahrungsobjektes »Bundestagswahl« wurden im einzelnen sehr verschiedene Fragestellungen behandelt. Die Themen reichen von der Bedeutung des Wahlrechts für die Machtverteilung über zeitgeschichtlich orientierte Probleme bis hin zur Bestimmung der individuellen Wahlentscheidung aus sozialstrukturellen und politischen Merkmalen. Ein Versuch, die verschiedenen verhaltenswissenschaftlich relevanten Aspekte einer Wahl in einem Forschungsprojekt zusammenfassend zu behandeln, liegt für Deutschland mit der »Kölner Wahlstudie 1961« vor2.
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Literature
Als Beiträge der privatwirtschaftlichen Sozialforschungsinstitute seien erwähnt:
DIVO: Untersuchung der Wählerschaft und Wahlentscheidung 1957, Selbstverlag, Frankfurt am Main — Bad Godesberg 1958.
EMNID: Der Prozeß der Meinungsbildung, dargestellt am Beispiel der Bundestagswahl 1961, Selbstverlag, Bielefeld 1962.
INFAS: Wahlhandbuch 1965, Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1965.
IfD: Wählermeinung nicht geheim, Verlag für Demoskopie, Allensbach am Bodensee 1969.
Für die akademische Forschung seien erwähnt:
Wolfgang Hirsch-Weber und Klans Schütz: Wähler und Gewählte. Eine Untersudiung der Bundestagswahlen 1953 (Schriften des Instituts für Politische Wissenschaft, Bd. 7), Franz Vahlen, Berlin und Frankfurt/M. 1957.
Juan Linz: The Social Bases of German Politics, Dissertation, Columbia University, 1958. Überarbeitete Fassung: “Cleavage and Consensus in West German Politics: The Early Fifties”, in: Seymour M. Lipset and Stein Rokkan (Hg.): Party Systems and Voter Alignments, Free Press, New York 1967.
Uwe W. Kitzinger: German Electoral Politics, A Study of the 1957 Campaign, At the Clarendon Press, Oxford 1960.
Die Bundestagswahlen bis 1957 werden zusammenfassend abgehandelt in: Erwin Faul (Hg.): Wahlen und Wähler in Westdeutschland, Ring Verlag, Villingen/Schwarzwald 1960.
Bernhard Vogel und Peter Haungs: Wahlkampf und Wählertradition, Eine Studie zur Bundestagswahl 1961, Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen 1965.
Erwin K. Scheuch und Rudolf Wildenmann (Hg.): Zur Soziologie der Wahl, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 9 (1965).
Erwin K. Scheuch und Rudolf Wildenmann: »Das Forschungsprogramm der Kölner Wahlstudie«, in: Erwin K. Scheuch und Rudolf Wildenmann, a.a.O., S. 9–38.
Von den diversen Arbeiten im Rahmen der Kölner Wahlstudie 1961 seien erwähnt: Ferdinand A. Hermens, René König, Erwin K. Scheuch und Rudolf Wildenmann (Hg.): Politik und Wähler, A. Hain, Meisenheim a. G., Bd. 1: Franz Urban Pappi: Wahlverhalten und politische Kultur, 1970.
Bd. 2: Hans D. Klingemann: Bestimmungsgründe der Wahlentscheidung. Eine regionale Wahlanalyse, 1969.
Bd. 3: Max Kaase: Wechsel von Parteipräferenzen, 1967.
Bd. 7: Vera Gemmecke: Parteien im Wahlkampf, 1967.
Karl Heinz Diekershoff: Das Wahlverhalten von Mitgliedern organisierter Interessengruppen, Dissertation, Köln 1964.
Gunnar von Schuckmann: Die politische Willensbildung in der Großstadt Köln seit der Reichsgründung im Jahre 1871, Dissertation, Köln 1965.
Theodor Wernerus: Die Massenkommunikationsmittel und der Bundestagswahlkampf 1961, Dissertation, Köln 1965.
Im Zusammenhang mit Wahlstudien liegen für 1957 (DIVO), 1961 (Kölner Wahlstudie), 1967 bis 1969 (Institut für Sozialwissenschaften, Universität Mannheim) und 1969 (IfD und DIVO) Panel-Befragungen vor.
Diese Möglichkeit wurde vor allem gefördert durch den Aufbau von Archiven für Umfrageforschung.
Stets auf den Wert der politischen Ökologie hingewiesen hat: Rudolf Heberle: Hauptprobleme der Politischen Soziologie, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1967, S. 224 ff.
Dsgl. in: Rudolf Heberle und Stein Rokkan: »Zum Problem der Wahlsoziologie«, in: René König (Hg.), Handbuch der Empirischen Sozialforschung, Bd. 2, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1969, S. 863–911.
Vgl. auch die Diskussion bei Gunnar von Schuckmann, a.a.O., S. 94–101.
Dies gilt vor allem für: Angus Campbell, Philip E. Converse, Warren Miller and Donald Stokes: Elections and the Political Order, John Wiley and Sons, Inc., New York-London-Sidney 1966.
Vgl. den gleichfalls in dieser Zeitschrift veröffentlichten Artikel von Max Kaase: »Determinanten des Wahlverhaltens bei der Bundestagswahl 1969.«
Zu den formalen Bestimmungen vgl. Karl-Heinz Seifert: Das Bundeswahlgesetz, Bundeswahlordnung und wahlrechtliche Nebengesetze, Franz Vahlen, Berlin-Frankfurt/M 1957, nebst Ergänzungsheften.
Zu den offiziellen Zahlen vgl. Karl Schwarz und Alfred-Johannes Rangol: »Ergebnis der Wahl zum 6. Deutschen Bundestag am 28. September 1969«, in: Statistisches Bundesamt (Hg.): Wirtschaft und Statistik, Heft 10 (1969), S. 549–558.
Vgl. zu diesem Index: Wolfgang Hirsch-Weber und Klaus Schütz, a.a.O., S. 431 ff.
Ein Wahlkreis wurde der katholischen Gruppe zugerechnet, wenn der Anteil der Katholiken an der Wohnbevölkerung (Volkszählung vom 6. 6. 1961) größer war als der Anteil der Protestanten. Für die Einteilung der Stadt- und Landgebiete wurde das Merkmal Bevölkerungsdichte verwendet. Betrug die Bevölkerungsdichte 1967 weniger als 400 Einwohner pro qkm, so wurde der Wahlkreis den Landgebieten zugerechnet. Vgl. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, Bevölkerung und Kultur, Reihe 8: Wahl zum 6. Deutschen Bundestag 1969, 2. Strukturdaten für die Bundestagswahlkreise, Stuttgart und Mainz, Juli 1969.
Bei allen drei Untersuchungen handelt es sich um ungewichtete mehrstufige Random-Samples, die repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung der Bundesrepublik sind. Bei der Untersuchung von 1961 wurden 1560 Personen befragt, bei der Untersuchung von 1965 1305 Personen und bei der Untersuchung von 1969 1158 Personen. Die Feldarbeit wurde jeweils vom DIVO-Institut, Frankfurt am Main, durchgeführt.
Eine Überprüfung der Rückerinnerungsfrage (Wahlentscheidung 1965) für einige Umfragen von 1968 ergab hohe Zuverlässigkeitswerte. Vgl. Hans D. Klingemann und Franz Urban Pappi: Innovations in Data Archiving: The Use of Cumulated Surveys, Paper presented at the International Conference on the Use of Secondary Analysis in the Social Sciences, Cologne, May 26–31, 1969.
Vgl. zur Möglichkeit, auch weiter zurückliegende Ereignisse mit Rückerinnerungsfragen zu untersuchen: Frederick Abrahams: Historical Perspectives and Survey Data: Expanding the Temporal Dimension through Secondary Analysis, Paper presented at the International Conference on the Use of Secondary Analysis in the Social Sciences, Cologne, May 26–31, 1969.
Zur Terminologie vgl. Max Kaase, Wechsel von Parteipräferenzen, S. 81 f. Vgl. zur zahlenmäßigen Stärke der verschiedenen Wählertypen bei den einzelnen Wahlen Tabelle 6.
Diese Feststellung bedarf jedoch noch einer weiteren Überprüfung. Eine erste Auswertung einer Panel-Erhebung (DIVO), die kurzfristige Wählerbewegungen messen sollte, zeigt, daß die Abwanderung zur CDU/CSU doch eher noch stärker gewesen ist.
Ein Versuch, solche Grundeinstellungen kontinuierlich zu messen, wurde von uns in 9 Umfragen seit Januar 1968 unternommen. Vgl. dazu Hans D. Klingemann und Franz Urban Pappi: Politische Analyse und Prognose: Zur Lage auf dem Wählermarkt, Folge 1–9, Tabellenband.
Bernard R. Berelson, Paul F. Lazarsfeld, and William N. McPhee: Voting, The University of Chicago Press, Chicago and London 1954, S. 277 ff.
Vladimer O. Key and Frank Munger: “Social Determinism and Electoral Decision: The Case of Indiana”, in: Eugene Burdick and Arthur J. Brodbeck (Hg.): American Voting Behavior, Free Press of Glencoe, New York 1959, S. 281 ff.
Hadley Cantril: Gauging Public Opinion, Princeton University Press, Fourth Printing, Princeton 1947, S. 219 ff.
Für die Bundesrepublik hat einen ähnlichen Versuch gemacht: Klaus D. Eberlein: Was die Deutschen möchten. Politische Meinungsumfragen in der Bundesrepublik, Christian Wegner Verlag, Hamburg 1968, S. 79 ff.
Die Umfragen wurden größtenteils vom Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung, Universität zu Köln, zur Verfügung gestellt.
Diese Indexzahl wird mit Hilfe der relativen Häufigkeiten wie das arithmetische Mittel berechnet, nur mit dem Unterschied, daß das Ergebnis nicht durch 100 geteilt wird. Das hat zur Folge, daß die Skala nicht — wie ursprünglich — von + 5 bis — 5 läuft, sondern von + 500 bis — 500.
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Klingemann, H.D., Pappi, F.U. (1997). Die Wählerbewegungen bei der Bundestagswahl am 28. September 1969. In: Seibel, W., Medick-Krakau, M., Münkler, H., Greven, M.T. (eds) Demokratische Politik — Analyse und Theorie. Politische Vierteljahresschrift im Westdeutschen Verlag. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85112-3_10
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