Zusammenfassung
Daß wir in einer riskanten Gesellschaft leben, hat nicht nur mit unserem Faible für Sport zu tun: Wir lieben rasende Rennen, Wettkampf, die Jagd nach Rekorden aller Art und sind bereit, dabei nicht nur Opfer und extreme Belastungen, sondern Niederlagen und Gefahren für Leib und Leben hinzunehmen; Risiken werden — weit darüber hinaus — vielmehr heute generell produziert; sie sind in die Mechanismen der Zivilisation an zentraler Stelle -im Wirtschaftsprozeß, in den Projekten der Technik, im Poker der internationalen Politik — eingebaut, und es hat in der Tat den Anschein, als routinisierten und verselbständigten sich die Dinge, gerieten sie außer Kontrolle und steuerten sie auf große, Mensch und Gesellschaft erschütternde Katastrophen zu. Die einschlägige Diskussion hat den Zusammenhang vor allem auf drohende ökologische Krisen — die Gefahr atomarer, chemischer und biologischer Verseuchung, die Verknappung der Rohstoffe, den Zusammenbruch des Klimas — bezogen; so oder so hat sie klar gemacht, daß Ursachen und Wirkungen hier nicht nur komplex miteinander verschränkt, sondern tendenziell unabsehbar sind; sie entziehen sich, je weiter die Zusammenhänge sich verzweigen, der Berechnung im einzelnen.
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Lipp, W. (1997). Risiken, Verantwortung, Schicksal Positionen einer Ethik der Postmoderne. In: Hijikata, T., Nassehi, A. (eds) Riskante Strategien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85107-9_2
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