Medienkritik als System- und Leistungskritik

Zusammenfassung

Als ich die Einladung zum Symposion „Anwälte der Qualität? Medienkritik und Medienjournalismus im Wandel“in den Händen hielt, erinnerte ich mich an einen Beitrag, den ich Anfang 1969, also vor mehr als 27 Jahren, für die damals von Dr. Dieter Roß redigierte Zeitschrift „Rundfunk und Fernsehen“geschrieben hatte. Der Titel hieß „Kritik am Fernsehen - Motive und Tendenzen“. Ich versuchte eine Differenzierung nach den Kategorien „Richtungskritik“, „Leistungskritik“, „Systemkritik“und „Wertkritik“. Mein Text enthielt eine Vorhersage, die inzwischen leider eingetroffen ist. Von heute aus betrachtet, wäre mir lieber, sie hätte sich als zu pessimistisch erwiesen: „Falls es gelänge, das Fernsehen ganz oder teilweise zu kommerzialisieren, wären Absinken der künstlerischen Qualität und Neutralisierung auf publizistischem Gebiet die zwangsläufigen Folgen eines dann eintretenden Wettbewerbes, der mit dem Ziel größtmöglicher Indexzahlen vorwiegend auf dem Gebiet der Unterhaltung ausgetragen werden würde… Wer den neuen technischen Möglichkeiten des Fernsehens mit großen Zukunftserwartungen für die Vielfalt der Publizistik entgegensieht, der wird sich darüber klar werden müssen, daß hier viel aufs Spiel gesetzt und viel verloren werden kann. Wenn bereits die Konkurrenz zwischen öffentlichrechtlichen Anstalten solche Ergebnisse hervorgebracht hat, daß die Ministerpräsidenten der Länder Ende 1968 ihren Beschluß über eine Rundfunk-Gebührenerhöhung mit der Mahnung verbinden mußten, ‘aufgabengerechte Regionalprogramme’ nicht zu vergessen, wie würde sich dann eine Konkurrenz zwischen öffentlichrechtlichen und kommerziellen Organisationen untereinander auswirken!“