Zusammenfassung
Um die Jahrhundertwende konnte man an fast allen deutschen Universitäten Vorlesungen in theoretischer Physik hören und ein theoretisches Spezialthema in einer Doktor- oder Habilitationsschrift bearbeiten, man konnte auch in Zentren wie Göttingen oder Berlin die Nähe zu einzelnen Koryphäen suchen — doch es gab noch keine «Schule» theoretischer Physik, die diese Bezeichnung auch im Wortsinn verdiente. Sommerfelds Münchner Lehrstuhl bietet uns den ersten Fall für eine solche Schule theoretischer Physik. Häufig wird das Attribut der Wissenschaftsschule nur gebraucht, um damit metaphorisch die Anhänger bestimmter Denkrichtungen zusammenzufassen. Im Fall der Sommerfeldschule bezeichnet dieser Begriff wesentlich mehr: Als charismatische Lehrerpersönlichkeit zog Sommerfeld zahllose Studenten in seinen Bann, und wer mit einer Doktorarbeit oder oft auch nur als Teilnehmer der Sommerfeldschen Lehrveranstaltungen seine Laufbahn begonnen hatte, bezeichnete sich später gerne als Sommerfeldschüler, um damit die besondere Qualität seiner Theoretikerausbildung herauszustellen. Daß dies durchaus Anerkennung fand, zeigte sich schon bald in der Berufungspraxis: Max Born, selbst kein Sommerfeldschüler, stellte gegen Ende der 1920er Jahre fest, daß nicht weniger als zehn Professuren für theoretische Physik im deutschsprachigen Hochschulbereich mit Sommerfeldschülern besetzt waren, ganz zu schweigen von den vielen Assistenten, Lehrern, Industriephysikern und ausländischen Gästen, die in München studiert hatten und nun den «Sommerfeldschen Geist» in der ganzen Welt verbreiteten, und «viel größer noch ist die Zahl derer, die aus seinen Schriften lernen».1
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© 1993 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden
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Eckert, M. (1993). Die Anfange der Sommerfeldschule. In: Die Atomphysiker. Facetten. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-84991-5_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-84991-5_3
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag
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Online ISBN: 978-3-322-84991-5
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