Zusammenfassung
Bei der Besprechung des Grundsatzes der Wahrheit haben wir festgestellt, daß viele Autoren dieses Prinzip einzuschränken bzw. zu relativieren suchen. So spricht z.B. Risse von „subjektiver Bilanzwahrheit“1) oder Heinen von „relativer Wahrheit“2). Dieser Ansicht waren wir nicht gefolgt, da ein Begriff, der Anspruch auf absolute Gültigkeit erhebt, wie z. B. die Wahrheit, nicht einfach relativiert werden darf3). Die Tatsache, daß in der Praxis oft Abstriche von der Wahrheit bei bestimmten Bilanzansätzen gemacht werden müssen, darf nicht zu dem falschen Schluß führen, daß dieses Prinzip seinem Wesen nach relativ sei. Der Grundsatz der Wahrheit als Imperativ, als ein aufforderndes „Du sollst!“, besteht immer und uneingeschränkt. Die Notwendigkeit der Einschränkung bei der Verwirklichung im konkreten Einzelfall ergibt sich aus der Tatsache, daß die Forderung des Grundsatzes der Wahrheit mit den Forderungen anderer Prinzipien in Konflikt gerät und der sich ergebende Bilanzansatz ein Kompromiß ist. — Nehmen wir zur Verdeutlichung des Problems das Beispiel zweier sich um 50 Pfennige streitender Kinder. „Löst“ ein Erwachsener den Streit dadurch, daß er jedem der beiden Kontrahenten die Hälfte, nämlich 25 Pfennige gibt, so kann daraus nicht der Schluß gezogen werden, daß die Kinder nur einen „relativen“ Anspruch auf die 50 Pfennige erhoben hätten. (Was ist im übrigen eigentlich ein „relativer“ Anspruch auf 50 Pfennige? Doch nicht etwa 25 Pfennige?) Nein, beide Kinder forderten uneingeschränkt den Gesamtbetrag von 50 Pfennigen.
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Steinbach, A. (1973). Anwendung des GoB-Systems: Seine Erklärungsfunktion. In: Die Rechnungslegungsvorschriften des Aktiengesetzes 1965. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83938-1_4
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