Zusammenfassung
Das Problem, um das es geht, stellt sich nicht erst neuerdings. Seit den Tagen des Januar 1918, da die Bolschewiki die „Konstituante“, die frei gewählte Volksvertretung Rußlands, mit Waffengewalt sprengten (sie hatten dort nur 168 von 703 Sitzen erreicht) und unverhüllt ihren Diktaturanspruch anmeldeten, trennt eine tiefe Kluft demokratische Sozialisten und Kommunisten voneinander. Jene Zerschlagung der demokratischen Volksvertretung empfanden die deutschen Sozialdemokraten als ein einschneidendes „geschichtliches Ereignis“, und ihre zuvor meist abwartend-offene Haltung gegenüber Lenins Bolschewiki wandelte sich damals in schroffe Ablehnung1. Nicht Sozialisierungen, nicht die Stellung zum Marxismus oder zum Kriege, sondern die Frage der Demokratie wurde zum Prüfstein, an dem man sich voneinander schied. Die Kluft vertiefte sich noch in der Folgezeit mit der Illegalisierung aller nichtkommunistischen Parteien und der Unmöglichkeit autonomer Gewerkschaften in Sowjetrußland, mit den gewaltsamen kommunistischen Umsturzversuchen gegen die Weimarer Demokratie, dem Stalinschen Massenterror und der Ausdehnung kommunistischer Herrschaft seit 1939. Überall wo Kommunisten die Macht übernahmen, gerieten standhafte Sozialdemokraten ebenso wie alle anderen Demokraten in einen Mahlstrom rigoroser Unterdrückung.
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Anmerkungen
Hans-Joachim Spanger, Die SED und der „Sozialdemokratismus“, in: APuZ 1981/B 33, S. 22ff., hier S. 22ff.
Willi Gerns, Grüne und Bunte Listen — Schaden für die Umweltschutzbewegung? in: Marxist. Bl. 1979/1, S. 26ff., hier S. 27f.
So im Sinne der Parteilinie Jörg Heimbrecht, DKP und Bürgerinitiativen, in: Marxist. Bl. 1980/4, S. 49ff., hier S. 51, 49.
Ulrich Lohmar, Sozialdemokratie oder Kommunismus? in: APuZ 1973/B 8 (24. 2. 73), S. 3ff.
Ärgerlich vermerkt wurden auch Konflikte mit den Grünen innerhalb der Anti-Nachrüstungsbewegung. Jörg Heimbrecht, Ökologie-und Friedensbewegung, in: Marxist. Bl. 1982/2, S. 39ff.
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© 1988 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Rudzio, W. (1988). Umarmung und Erwürgung: Die kommunistische Bündnispolitik. In: Die Erosion der Abgrenzung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83787-5_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83787-5_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12045-4
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