Zusammenfassung
Anführungszeichen der obigen Art suggerieren Uneigentlichkeit, schützen den Verfasser vor sprachlichen Sünden und vermitteln den heuristischen Charakter des So-Gesagten. Auch die unschuldige Konjunktion, die so einfach nebeneinander stellt, schafft folglich keinen starken Nexus. Dennoch lädt ein solches Nebeneinander dazu ein, logische Zusammenhänge herzustellen wie „X ist eine Bedingung von Y“, „X ist eine Folge aus Y“ oder allgemeiner „X steht im Zusammenhang mit Y“. Aber Zusammenhänge sind auch das Resultat von unserem Wissen und unseren Erwartungen.
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Anmerkungen
Vgl. beispielsweise Giles, H. (Hg.): Language, Ethnicity and Intergroup Relations. London 1977 oder Journal of Multilingual and Multicultural Development (JMMD) Vol. 3, No. 3, 1982 “Special Issue on Language and Ethnicity„. In der JMMD als auch in der International Journal of the Sociology of Language (IJSL) ist der Zusammenhang von Sprache und Ethnizität rekurrentes Thema. Die “Black English“-Debatte tangierte hier ebenfalls das ethnicity-Problem; vgl. Whatley, E.: Language among Black Americans. In: Language in the USA, Ferguson, C.A./Heath, S.B. (Hg.). Cambridge 1981, sowie Kap. 5 in Hewitt, R.: White talk black talk. Cambridge 1986.
Meine Übersetzungv. Wallman, S.: Introduction: The Scope for Ethnicity. S. 3. In: ds. (Hg. ): Ethnicity at Work. London 1979.
Vgl. Barth, F.: Introduction. In: ds. (Hg.): Ethnic Groups and Boundaries. Bergen-Oslo 1969.
Das Zitat wäre beliebig austauschbar und spiegelt die wohl entscheidende schuladministrative Strategie wieder. Daß das „Sprachproblem“ noch 1982 als das brennendste Problem angesehen wurde, spricht Bände. Zur Kritik an einer solchen schulpolitischen und’ ausländerpädagogischen’ Problemkonzeptualisie-rung, vgl. Czock, H./Radtke,F.-0.: Sprache-Kultur-Identität. Die Obsessionen der Migrationspädagogen. In: Stüwe, G./Peters, F. (Hg.): Lebenszusammenhänge von Ausländern und pädagogische Problematik. Bielefeld 1984.
Die neue Sprachenvielfalt war damit natürlich nicht erschöpft. Denn viele der Herkunftsregionen sind zudem (anerkanntermaßen oder nicht) mehrsprachig.
Und natürlich traten nicht nur die Linguistik bzw. einige interessierte Teile des Fachs auf den Plan, sondern schon lange vorher die Soziologie, und in etwa zeitgleich mit der Linguistik auch die Pädagogik, die sich besonders mit der „ZweitenGeneration“ ihr Arbeitsterrain absteckte.
Aus einem Kommunique einer Fachtagung der IG Metall und des Außenratsderev. Kirche 1973; zitiert nach Heidelberger Forschungsprojekt „Pidgin-Deutseh“, Sprache und Kommunikation ausländischer Arbeiter, Kronberg/Ts. 1975, S. 1 lf. Das Zitat ist austauschbar und soll hier nur als ein typisches Beispiel dienen.
Bußmann, H.: Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart 1983, S. 157. Es gibt natürlich ausführlichere Definitionsversuche als einen Lexikoneintrag; vgl. z.B. die Übersicht und Zusammenfassung in Kap. 1und 2 von Keim, I.: Untersuchungen zum Deutsch türkischer Gastarbeiter. Tübingen 1984. Allen Definitions-versuchen gemeinsam ist, daß die Abweichungen von der Zielsprache kriterial sind, die „im wesentlichen durch außersprachliche Erwerbsbedingungen verursacht“ werden (Keim, ebenda. S. 3).
Clyne, M.: Zum Pidgin-Deutsch der Gastarbeiter. In: Zeitschrift für Mundartforschung 35, 1968. Erwähnenswert ist, daß mit Clyne ein ausländischer Linguist die Forschungsinitiative ergriffen hat und eine vermeintlich marginale und vorübergehende Sprachvarietät des Deutschen zum wissenschaftlichen Gegenstand erhoben hat.
1968 markierte mit der Mona-Konferenz auf Jamaica ein entscheidendes Datum in der Pidgin-und Kreolsprachenforschung (vgl. Hymes, D. (Hg.): The Pidginization and Creolization of Languages. London 1971). Die frühere Auffassung von Pidginisierungsprozessen allein als Kontaktsprachenphänomen, zudem unter meist kolonialen Bedingungen, machte die Lernervarietäten der „Gastarbeiter“ inderTat zu einem nachweisbaren Prozeß möglicher Pidginogenese. Zum aktuellen Stand der Forschung siehe z.B. Romaine, S.: Pidgin and Creole Languages. London/New York 1988.
Heidelberger Forschungsprojekt „Pidgin-Deutsch“, Sprache und Kommunikation ausländischer Arbeiter, Kronberg/Ts. 1975. Das 1974 begonnene Projekt hat in der Folgezeit eine Vielzahl von Veröffentlichungen als Gruppe und als Einzelpersonen aus dem Projekt auf den Markt gebracht (Ditt-mar/Klein/Rieck u.a.). Als neueren Übersichtsartikel mit vielen Verweisen auf frühere Veröffentlichungen, siehe Dittmar, N./Stutterheim, C. v.: On the Discourse of Immigrant Workers: Interethnie Communication and Communication Strategies. In: Dijk, T. van (Hg.): Handbook of Discourse Analysis. Vol. 4. London 1985. Der Artikel spiegelt bereits im Titel den’ Paradigmenwechselx2019; von der „Gastarbeiterlinguistik“ zur „Interkulturellen Kommunikation“ wieder und ist auch insofern ein interessantes Dokument (vgl. 2.1.5).
Vgl. hier vor allem die Arbeiten von Meisel, J.: Ausländerdeutschund Deutsch ausländischer Arbeiter. Zur möglichen Entstehung eines Pidgininder BRD. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, Jg. 5, Heft 18,1975 sowie HDP 1975 (siehe Anmerkung 11).
Vgl.HDP1975(Anm.ll),S.43.
Siehe dazu als einen ersten Versuch in diese Richtung: Hinnenkamp, V.: The Refusal of Second Language Learning in Interethnic Context. In: Giles, H. u.a. (Hg.): Language: Social Psychological Perspectives. Oxford/New York 1980.
Der Rückblick erleichtert solch kühne Urteile natürlich enorm. Die Verdienste des HDP sollen damit nicht geschmälert werden.
„Foreigner Talk“ bezeichnet die auf Nicht-Muttersprachler (oder deren Kategorie) vermeintlich zugeschnittene Sprechweise der Einheimischen. Von der Erscheinungsform her bedeutet das allemal eine’ Abweichung’ von der natürlichen Modellsprache. Diese’ Abweichungen’ können auf allen möglichen linguistisch beschreibbaren Ebenen stattfinden: Von der Prosodie (z.B. langsame und betonte Sprechweise) bis zur grammatischen Verstümmelung („ich nix verstehen“, „Türkischmann Du?“ etc.) und pragmatischen (rituellen etc.) Inadäquatheit (Duzenu.ä.). Über die Funktion(alität) ist damit noch nichts gesagt. Vgl. Hinnenkamp, V.: Foreigner Talk und Tarzanisch. Hamburg 1982.
Vgl. Bodemann, Y.M. Ostow, R.: Lingua Franca und Pseudo-Pidgin in der Bundesrepublik: Fremdarbeiter und Einheimische im Sprachzusammenhang. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik Jg. 5, Heft 18,1975.
Vgl. HDP 1975 (Anm. 11), S.84ff. und dazu Bodemann, Y.M.: „Pseudo-Pidgin„ oder “einheimische Pidgin-Varietät„? Entgegnung auf die Heidelberger Kritik. In: Linguistische Berichte47,1975.
Vgl. Chomsky, N.: Aspekte der Syntax-Theorie. Frankfurt 1969. Zur „Simplifizierung“ von Sprache: Hinnenkamp, V., 1982, 1. Kap. Zur „Universalitätsdebatte“: ds., Eye-Witnessing Pidginization? Structural and Sociolinguistic Aspects of German and Turkish Foreigner Talk. In: York Papers in Linguistics 11, 1984 sowie Kap. 3. lin Romaine, S., 1988.
Keim, I.: Untersuchungen zum Deutsch türkischer Arbeiter. Tübingen 1984.
Clausen, H. Meisel, J.M. Pienemann, M.: Deutsch als Zweitsprache. Der Spracherwerb ausländischer Arbeiter. Tübingen 1983.
Keim, I.: Gastarbeiterdeutsch. Tübingen 1978. Ds.: Untersuchungen zum Deutsch türkischer Arbeiter. Tübingen 1984.
Kutsch, S. Desgranges, I. (Hg.): Zweitsprache Deutsch — ungesteuerter Erwerb. Tübingen 1985.
Antos, G. (Hg.): „Ich kann ja Deutsch!’’ — Studien zum’ fortgeschrittenen’ Zweitspracherwerb von Kindern ausländischer Arbeiter. Tübingen 1988.
Clyne, M.: Zum Pidgin-Deutsch der Gastarbeiter. In: Zeitschrift für Mundartforschung 35, 1968; Orlovic-Schwarzwald, M.: Empirische Untersuchungen zur Morphologie und zum ungesteuerten Erwerb des Deutschen durch Erwachsene. Wiesbaden 1978.
Siehe Anmerk. 11.
Siehe Anmerk. 23.
V. Hinnenkamp, 1982; Roche, J.: Xenolekte. Struktur und Variation im Deutsch gegenüber Ausländern. Berlin 1989.
Auer, P.: Bilingual Conversation. Amsterdam/Philadelphia 1984.
Eine positive Ausnahme in der sonst eingeschränkten Orientierung auf Sprachdefizite bildet dabei das Konstanzer Projekt „Muttersprache italienischer Gastarbeiterkinder“. In dieser Untersuchung stehen die (aufgrund der Migrationssituation besonderen) Interaktionen zwischen den italienischen Kindern im Vordergrund; vgl. Papiere des Projekts’ Muttersprache italienischer Gastarbeiterkinder’ Gl, Arbeitspapiere des SFB 99 Universität Konstanz; Nr. 109, August 1985. (Projektmitglieder: Auer, Bierbach, d’Angelo, di Luzio).
Labov, W.: Language in the Inner City. Philadelphia 1972.
Vgl. meine Ausfuhrungen dazu in Anm.11.
Von Rehbein hier nur exemplarisch zu nennen: Rehbein, J.: Diskurs und Verstehen. Zur Rolle der Muttersprache bei der Textverarbeitung in der Zweitsprache. In: Apeltauer, E. (Hg.): Gesteuerter Zweitspracherwerb. München 1987.
Auer, P. Luzio, A. di (Hg.): Interpretive Sociolinguistics. Tübingen 1984; Hinnenkamp, V.: Interaktionale Soziolinguistik und Interkulturelle Kommunikation. Tübingen 1989.
Allerdings gibt es hie und da Lehrveranstaltungen in der Soziologie, die schlicht „Gastarbeitersoziologie“ heißen.
Für eine Übersicht über die linguistische Pragmatik im allgemeinen siehe Levinson, S.: Pragmatics. Cambridge 1983.
Vgl. auch Hamburger in diesem Band.
Bausch, K.-R. Kasper, G.: Der Zweitsprachenerwerb: Möglichkeiten und Grenzen der „großen“ Hypothesen. In: Linguistische Berichte 64, 1979.
Meyer-Ingwersen, J. u.a.: Zur Sprachentwicklung türkischer Kinder in der Bundesrepublik. 2 Bde. Kronberg/Ts. 1977; Hess-Gabriel, B.: Zur Didaktik des Deutschunterrichts für Kinder türkischer Muttersprache. Eine kontrastivlinguistische Studie. Tübingen 1979.
Vgl. auch hierzu Bausch/Kasper, Anm. 38.
Nickel, G.: Reader zur kontrastiven Linguistik. Frankfurt 1972; Raabe, H.: Trends in kontrastiver Linguistik!. Mannheim 1974.
Siehe Z.B. Schwenk, H.: Türkisch — Deutsch. Kulturelle und sprachliche Unterschiede. Beispiele für soziokulturelle und linguistische Kontrastivitäten. In: Praxis Deutsch, „Deutsch als Zweitsprache“, Sonderheft 1980.
Vgl. dazu z.B. Aussagen wie „Türkische Jungen machen ihrer Grundschullehrerin nicht selten Schwierigkeiten, weil sie nicht gewohnt sind, von Frauen Anweisungen entgegenzunehmen“. In: Knörzer, W.: Konflikte türkischer Migranten in der Bundesrepublik. In: Türkische Kinder in unseren Schulen — eine pädagogische Herausforderung. Stuttgart 1982. (Nimmt man die Aussage einmal für bare Münze, ist die Frage berechtigt: Gibt es keine Lehrer/mien in der Türkei? [Es gibt sie! In etwa genausoviel wie männliche Lehrkräfte.]) Vgl. auch meinen kleinen Exkurs in Hinnenkamp, V.: Interaktionale Soziolinguistik und Interkulturelle Kommunikation. Tübingen 1989, S. 15f.
Interessant ist hier, wie der Begriff „Herkunft„ auch zum legitimen Determinativ in Zusammensetzungen wie „Herkunftssprache“ und „Herkunftsland“ wurde und somit gemäß der’ Interferenztheorie’ Différentes doppelt lokalisierbar machte: in der Person des Ausländers und in dessen’ Herkunft’.
Vgl. Bourdieu, P.: Cequeparler veutdire. Paris 1982.
Garfmkel, H.: Studies in Ethnomethodology. Englewood Cliffs NJ, 1967.
Bergmann, J.: Ethnomethodologische Konversationsanalyse. In: Schröder, P. Steger, H. (Hg.): Dialogforschung. Dusseldorf 1981; Schegloff, E.: Discourse as an interactional achievement. In: Tannen, D. (Hg.): Analyzing Discourse: Text and Talk. Washington D.C. 1982; Schegloff, E.: Discourse as an interactional achievement II. In: Tannen, D. (Hg.): Linguistics in Context: Connecting Observation and Understanding. Norwood NJ, 1988.
Zur Übersicht vgl. Kap. 5 bei Benson, D. Hughes, J.A.: The Perspective of Ethnomethodology. London/New York 1983.
Siehe Hinnenkamp, V.: Interaktionale Soziolinguistik und Interkulturelle Kommunikation. Tübingen 1989; Hihnenkamp, V./Selting, M. (Hg.): Stil und Stilisierung. Arbeiten zur Interpretativen Soziolinguistik. Tübingen 1989.
Gumperz, J.J.: Discourse Strategies. Cambridge 1982; Ds. (Hg.): Language and Social Identity. Cambridge 1982.
Auer, P.: Kontextualisierung. In: Studium Linguistik 19,1986, S. 24.
Vgl. Auer 1986.
Vgl. die theoretischen Ausfuhrungen dazu in Hinnenkamp, V. 1989.
Siehe Kap. 4 bei Hinnenkamp, V. 1989; und ds.: Die Stilisierung von Ethnizität. In: Hinnenkamp, V./Selting, M. (Hg.), 1989.
Augsburger Allgemeine v. 23.1.1986. Oberhausen ist ein Vorort von Augsburg.
Im türkischen Text befinden sich zwei kleinere Fehler: Auch im Türkischen verlangt der Text-bzw. Satzanfang die Großschreibung; das „i“ in „yasaktir“ ist falsch geschrieben. Aufgrund der Lautharmonie muß hier ein zentralisierter i-Vokal stehen, der im Türkischen ohne den Punkt geschrieben wird. Zumindest erhalten wir mit dieser Nachlässigkeit einen Hinweis darauf, unter welchen Bedingungen orthographische Norm verstoße zulässig sind.
Aus dem Datenkorpus von Tonbandaufnahmen zwischen Muttersprachlern des Deutschen und des Türkischen, vgl. Hinnenkamp, V., 1982.
Das folgende Transkript ist nur ein Ausschnitt, die Transkription für den hiesigen Zweck vereinfacht. Der angehängte Bindestrich („gut“) besagt, daß die Stimme’ in der Schwebe’ ist, so als wolle der Sprecher noch weiterreden; das Gleichheitszeichen („Sie harn = Sie harn“) steht für einen besonders schnellen Anschluß; die Unterstreichungen sind gleichzeitig gesprochene Passagen (gilt nur für jeweils zwei Zeilen untereinander); die einfachen und doppelten Pluszeichen („ + “, „ + + “) stehen für eine kurze und auffallige Pause bzw. für eine längere Pause.
Zu ähnlichen Verfahrensweisen bei der Behörde siehe Hinnenkamp, V.: Zwangskommunikative Interaktion zwischen Gastarbeitern und deutscher Behörde. In: Rehbein, J. (Hg.): Interkulturelle Kommunikation. Tübingen 1985; sowie Kap. 5 in Hinnenkamp, V., 1989.
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Hinnenkamp, V. (1990). „Gastarbeiterlinguistik“ und die Ethnisierung der Gastarbeiter. In: Dittrich, E.J., Radtke, FO. (eds) Ethnizität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83695-3_14
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