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Part of the book series: Abhandlungen der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenchaften ((AWAW,volume 102))

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Zusammenfassung

„Orale Tradition“ — oder „mündliche Überlieferung“ — ist in den heutigen Geisteswissenschaften ein Modewort geworden. Nicht nur die Spezialisten, also die Folkloristen, kümmern sich um die mündliche Volksdichtung, sondern auch die Volkskundler und Ethnographen/Anthropologen fragen immer öfter nach den „Lebensdokumenten“ ihrer Gewährsleute. Ferner beeilen sich Soziologen und Politologen, die Geschichten über GULAG-Insassen, über die Ermordung des letzten Zaren, über Mitterands und Gorbatschows außereheliche Kinder usw. zu veröffentlichen. Massenmedien bringen täglich neue „hearsay-stories”, wobei UFOs und tropische Spinnen in der Yucca-Palme die Hauptrolle spielen. Redete man noch vor einigen Jahren (mit Recht) vom Absterben der Mündlichkeit und von der 24. Stunde der Erzählforschung, so schäumt heutzutage eine entgegengesetzte Welle: Millionen von neuen Analphabeten lesen nicht mehr, „instant“ Kriegsbilder erfüllen die Fernsehbildschirme, die blödesten Lügengeschichten werden den Touristen erzählt, und die Touristen erzählen auch (blöd)sinngleiche Stories.1 Viele Folkloristen dulden nicht mehr die mühevollen Typus-und Motiv-Forschungen, die Strukturanalyse oder Erzählbiologie – sie sind momentan nur Sprachrohre des heutigen „mündlichen Konsums“.

Wie es ist, wenn es so wäre, wie es sein würde, wenn es so ist, wie es nicht war, als es war, um zu sein, wie es sein müßte, wenn es wäre, um so zu sein.

Max Bense: Zentrales und Occasionelles 12/1981

I had to decide on my own what was and what was not folklore in this context.

Linda Dégh: American Folklore and the Mass Media. 1994, p. 9.

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Literatur

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Walther Heissig Rüdiger Schott

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© 1998 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden

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Voigt, V. (1998). Ergebnisse und Fehler bei der Bearbeitung von ‚heutigen‘ mündlichen Texten. In: Heissig, W., Schott, R. (eds) Die heutige Bedeutung oraler Traditionen / The Present-Day Importance of Oral Traditions. Abhandlungen der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenchaften, vol 102. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83676-2_5

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