Zusammenfassung
Die Dritte Welt ist ein schwieriger Kontrahent und Partner. Das gilt für beide deutsche Staaten. Außen- wie gesellschaftspolitisch, wirtschafts- wie entwicklungspolitisch stellt sie Anforderungen, denen mit einfachen Antworten und Rezepten aus dem Erfahrungszusammenhang des Ost-West-Konflikts und der jeweils eigenen Entwicklung nicht entsprochen werden kann. Zwar ist die Dritte Welt vielgestaltig, vereint politisch und ökonomisch höchst unterschiedliche Staaten. In ihr finden sich alle denkbaren Schattierungen einer „sozialistischen“ und „kapitalistischen“ Orientierung. Sie umschließt parlamentarische Demokratien, Monarchien, Militärdiktaturen und Diktaturen einer vermeintlich proletarischen Avantgarde; stagnierende Agrargesellschaften stehen neben solchen, in denen die industrielle Arbeitsteilung voranschreitet. Und dennoch: Trotz aller Heterogenität sind die Gemeinsamkeiten nicht zu übersehen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
References
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Hg.), Fünfter Bericht zur Entwicklungspolitik der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 1983, S. 8 f.
Mit Genugtuung hielt Karl Günther von Hase als Sprecher des Auswärtigen Amtes nach der Gründungskonferenz der Blockfreien in Belgrad im September 1961 fest, daß kein Teilnehmerstaat während der Konferenz in der Anerkennungsfrage über die von ihm schon vor der Konferenz eingenommene Haltung hinausgegangen sei, vgl. Bulletin des Presse–und Informationsamtes der Bundesregierung vom 6. September 1961. Zufrieden äußerte sich indessen auch die DDR. Sie glaubte, eine „verheerende Niederlage für Bonn“ feststellen zu können und sah ihre Position insoweit gestützt, als „eine große Zahl der bedeutendsten Staatsmänner Afrikas, Asiens und Lateinamerikas” von der Existenz zweier deutscher Staaten ausgegangen sei, so Günter Pötschke, Die Belgrader Konferenz nichtpaktgebundener Staatenein Sieg der Kräfte des Friedens, in: E 10 /1961, S. 1557f.
Rundfunkinterview zur Politik der blockfreien Staaten am 4.9.1979, abgedruckt in: Auswärtiges Amt, Dokumentation Dritte Welt, Bonn 1979, S. 56. Kurz zuvor hatte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Günther van Well, anläßlich der Eröffnung eines „DritteWelt–Arbeitskreises“ des Auswärtigen Amtes festgestellt, daß die Bewegung der Ungebundenen „zu einer beachtlichen Kraft für die Förderung der Unabhängigkeit und Gleichberechtigung der Völker” geworden sei. Ihr würde „in Zukunft vermehrte Verantwortung für die Regelung von Konflikten zufallen, die sich zwischen ihren Mitgliedern ergeben, sowie der Abwehr gegen die Austragung von Fremdkonflikten in ihrem Bereich“, Rede vom 25.6.1979, in: ibid., S. 51.
So 1979 in einer Grußadresse an die VI. Gipfelkonferenz in Havanna (ND 3.9. 1979, S. 1). Etwas weniger enthusiastisch fiel die Grußadresse an die VII. Gipfelkonferenz 1983 aus (ND 7.3.1983, S. 10.
Renate Wünsche, Die Politik der Nichtpaktgebundenheit in den internationalen Beziehungen der Gegenwart, in: AAL 4/1976, S. 519.
Renate Wünsche, Die Nichtpaktgebundenen— eine dritte Kraft? Berlin (0) 1980, S. 38, 40.
Helmut Mardek, Renate Wünsche, Aktuelle Probleme der Bündnisbeziehungen zwischen den Staaten der sozialistischen Gemeinschaft und den nichtpaktgebundenen Ländern, in: DAP 8/1977, S. 64f; Renate Wünsche, Die Bewegung der Nichtpaktgebundenheit — ein wesentlicher Faktor der internationalen Beziehungen der Gegenwart, in: AAL 5/1979, S. 785; Roswitha Voigtländer, Renate Wünsche, 20 Jahre Bewegung nichtpaktgebundener Staaten, in: DAP 9/1981, S. 39, 41, 45.
Vgl. hierzu Klaus Fritsche, Tendenzwende in Neu–Delhi? in: Aus Politik und Zeitgeschichte B 18/1983, S. 24f.
Wolfgang Spröte, Renate Wünsche, Zur VI. Gipfelkonferenz nicht–paktgebundener Staaten in Havanna, in: AAL 1/1980, S. 5.
Roswitha Voigtländer, Renate Wünsche, Bedeutung und Ergebnisse der 6. Gipfelkonferenz nichtpaktgebundener Staaten, in: DAP 1/1980, S. 53.
Volker Matthies, Von der Unmoral zur Respektabilität. Zwei Jahrzehnte Bewegung der Blockfreien, in: Vereinte Nationen 2/1981, S. 183 ff; vgl. auch ders., Die Bewegung der Blockfreien, in: Aus Politik und Zeitgeschichte B 37/1979, S. 35–46.
Reiner Tetzlaff, Die Diskussion der Neuen Weltwirtschaftsordnung in der Bundesrepublik: die Position der Bundesregierung sowie wichtiger gesellschaftlicher Trägergruppen, in:
Diskurs (Bremer Beiträge zu Wissenschaft und Gesellschaft, Universität Bremen), August 1980, S. 14ff.
Vorwort in: Rainer Jonas, Manfred Tietzel (Hg.), Die Neuordnung der Weltwirtschaft, Bonn 1976, S. 7.
Volker Matthies, Neue Weltwirtschaftsordnung. Hintergründe, Positionen, Argumente, Opladen 1980, S. 33f.
Konrad Seitz, Die Dritte Welt als neuer Machtfaktor der Weltpolitik, in: Europa Archiv 7/1975, S. 218.
Otto Graf Lambsdorff, Der Nord–Süd–Dialog nach UNCTAD V, in: Europa Archiv 13/1979, S. 381.
Lutz Maier, Probleme des Kampfes der Entwicklungsländer für eine neue internationale Wirtschaftsordnung, in: E 6/1978, S. 590.
Wolfgang Spröte, Das Zusammenwirken sozialistischer Staaten und national befreiter Länder in der UNO, in: DAP 6/1981, S. 62. Ähnlich auch Manfred Engert, Im Ringen um die Demokratisierung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, in: E 4/1982, S. 353.
Wolfgang Spröte, Die Position der sozialistischen Staaten zur Umgestaltung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, in: AAL 6/1982, S. 967.
Gemeinsame Erklärung sozialistischer Länder zur IV. Tagung der Konferenz der UNO für Handel und Entwicklung, in: DAP 8/1976, S. 1248; Helmut Faulwetter, Entwicklungsländer und Neue Internationale Wirtschaftsordnung, Berlin (0) 1982, S. 38; Spröte (Anm. 18), S. 62. Vgl. auch Henning Wegener, Sozialistische Länder und neue Weltwirtschaftsordnung, in: Europa Archiv 10/1977, S. 295–297.
Zu den Ergebnissen der IV. UNCTAD–Konferenz, in: IPW–Berichte 8/1976, S. 64f, 69.
V. Tagung der UNCTAD, in: IPW–Berichte 10/1979, S. 45, 47f.
Ibid., S. 48.
Vgl. Zu neuen Programmen für die Dritte Welt nicht bereit. Bonn: Aber für engere Zusammenarbeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung 19.5.1983. Zur Presseberichterstattung über die Ergebnisse der Konferenz. vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Spiegel der Presse 14/1983, S. 426ff.
Helmut Faulwetter, Gerhard Scharschmidt, Umfeld, Verlauf und Ergebnisse der VI. UNCTAD, in: AAL 5/1983, S. 816f.
Dies war ausschlaggebend für die Ablehnung der Charta der wirtschaftlichen Rechte und Pflichten der Staaten durch die Bundesrepublik Deutschland gewesen.
Hans—Ulrich Walter, Einige Probleme der Auseinandersetzung zwischen jungen Nationalstaaten des subsaharischen Afrika und internationalem Monopolkapital auf wirtschaftlichem Gebiet, in: AAL 3/1982, S. 489; vgl. auch Peter Knirsch, Osteuropa und die neue Weltwirtschaftsordnung, in: Daniel Frei (Hg.), Umstrittene Weltwirtschaftsordnung (Sozialwissenschaftliche Studien des Schweizerischen Instituts für Auslandsforschung, Band 6, Neue Folge ), Zürich 1977, S. 71–74.
Das „Abkommen über die Bildung des Gemeinsamen Rohstoffonds“ wurde am 27. Juni 1980 verabschiedet (vgl. UNCTAD TD/IPC/Conf./L.15 vom 26.6.1980). Es sieht die Bildung von Ausgleichslagern für solche Rohstoffe vor, über die separat internationale Abkommen getroffen werden. Darüber hinaus sollen weitere Maßnahmen der Erschließung und Vermarktung von Rohstoffen finanziert werden. Zu diesem Zweck werden bei einem direkten Beitragskapital von 470 Millionen US–Dollar zwei separate Konten eingerichtet. Für das erste Konto, mit dem die Ausgleichsfinanzierung vorgenommen wird, sollen 400 Millionen US–Dollar, für das zweite 70 Millionen US–Dollar bereitgestellt werden.
Egon Bahr in: Die Neuordnung der Weltwirtschaft (Anm. 13), S. 7.
Vgl. folgende Literatur zum integrierten Rohstoffprogramm: Konrad Seitz, Rohstoffversorgung und Rohstoffabkommen. Überlegungen zu einer deutschen Rohstoffpolitik gegenüber der Dritten Welt, in: Europa Archiv 14/1975, S. 461–470; Klaus Glaubitt, Wilfried Lütkenhorst, Elemente einer neuen Weltwirtschaftsordnung. Verhandlungsstand zu UNCTAD V (Bochumer Materialien zur Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik, Band 12) Tübingen 1979, S.2–50; Matthies (Anm. 14 ), S. 29–33.
Faulwetter (Anm. 20), S. 65.
Gemeinsame Erklärung... (Anm. 20), S. 1256f. Vgl. ausführlicher auch Bernard von Plate, Die Außenwirtschaftsbeziehungen der DDR zu den Entwicklungsländern und die Neue Weltwirtschaftsordnung (Stiftung Wissenschaft undPolitik), Ebenhausen, November 1979, S. 61–67; ders., Die Handelsbeziehungen der DDR mit den Entwicklungsländern und die neue Weltwirtschaftsordnung, in: DA 8 /1980, S. 831–833.
Gerald Philipp, Helga Rudolph, Der „Gemeinsame Rohstoffonds“, in: DAP 12/1980, S. 97, 99. Die sozialistischen Staaten hatten verlangt, die Quoten für den Fonds nicht nach der UN–Beitragsskala, sondern nach dem Anteil der Staaten am internationalen Rohstoffhandel festzulegen.
Helmut Faulwetter, Gerhard Scharschmidt, Die IV. Tagung der Konferenz für Handel und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCTAD), in: AAL 6/1976, S. 874; Helmut Faulwetter, Willi Luchterhand, Der Kampf der Entwicklungsländer um die Veränderung ihrer Stellung in der kapitalistischen Weltwirtschaft und die V. UNCTAD, in: AAL 5/1979, S. 797.
Ein Indiz ist die Veröffentlichung eigener Daten über Hilfeleistungen am Beginn der achtziger Jahre, die offenbar von dem Bedürfnis getragen und letztlich nur plausibel ist, wenn sie den Umfang eigener Leistungen verdeutlichen und Vergleiche ermöglichen kann (vgl. Kapitel D). Ein weiteres Indiz ist, daß in den Berichten zur VI. UNCTAD–Konferenz und zur VII. Gipfelkonferenz der Blockfreien erstmals nicht den ritualisierten Klagen über die Gleichsetzung von Sozialismus und Kapitalismus in der Entwicklungshilfe gefolgt wird, vgl. Faulwetter, Scharschmidt (Anm. 25), S. 815; Renate Wünsche, Roswitha Voigtländer, Marion Lindner, Die Nichtpaktgebundenen im Kampf um Frieden, Abrüstung und Entwicklung — Zu den Ergebnissen der VII. Gipfelkonferenz nichtpaktgebundener Staaten, in: AAL 4/1983, S. 556.
Beschluß des Deutschen Bundestages vom 5. März 1982 zum Vierten Entwicklungspolitischen Bericht, Bundestagsdrucksache 9/1344, abgedruckt in BMZ, Fünfter Bericht zur Entwicklungspolitik, Bundestagsdrucksache 9/2411, S. 136 f.
Siehe schon die Erklärung zur Internationalen Strategie für die Zweite Entwicklungsdekade, in: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Hg.), Die Entwicklungspolitische Konzeption der Bundesregierung, Bonn 1971, S. 60.
Volker Matthies, Süd–Süd–Beziehungen, in: ders. Süd–Süd–Beziehungen, München etc. 1982, S. 16.
BMZ, Die Entwicklungspolitischen Grundlinien der Bundesregierung vom 9. Juli 1980, Bonn 1980.
Vgl. die Ausführungen von Staatssekretär Günther van Well am 25.6.1979, abgedruckt in: Auswärtiges Amt, Dokumentation Dritte Welt, Bonn 1979, S. 51.
Faulwetter (Anm. 20), S. 123f.
Ibid., S. 123.
Faulwetter, Scharschmidt (Anm. 34), S. 875.
Wie komplex in dieser Hinsicht die Verhältnisse geworden sind, illustriert als Beispiel der Sachverhalt, daß Nord–Korea die im Untergrund befindliche Koalitionsfront der Gegner des von den Vietnamesen in Kampuchea errichteten Regimes diplomatisch anerkannt hat, oder daß Mosambik ein sicherheitspolitisches Arrangement mit Südafrika getroffen hat und Äthiopien trotz einer starken Anlehnung an das sozialistische Lager die Verbindung zum Westen keineswegs abgebrochen hat, sondern eher an deren Verstärkung interessiert ist.
Rights and permissions
Copyright information
© 1987 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Spanger, HJ., Brock, L. (1987). Blockfreie und Neue Weltwirtschaftsordnung — Trennendes und Gemeinsamkeiten in der Entwicklungspolitik beider deutscher Staaten. In: Die beiden deutschen Staaten in der Dritten Welt. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83626-7_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83626-7_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11840-6
Online ISBN: 978-3-322-83626-7
eBook Packages: Springer Book Archive