Skip to main content
  • 235 Accesses

Zusammenfassung

Die Häufigkeit, in der gegenwärtig in der Öffentlichkeit, in Unternehmen oder auf wissenschaftlichen Konferenzen von Netzwerken gesprochen wird, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass was sich hinter der Bezeichnung verbirgt, oftmals nur bedingt erkennbar wird. Auch wenn viele Beiträge vorschnell und unreflektiert vorgetragen werden, so können sie doch als erfolgreicher Versuch gelesen werden, die notwendige Kommunikation durch ein Umschiffen komplex angelegter Untiefen in Gang zu halten.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. „Ein Netzwerk besteht aus mehreren untereinander verbundenen Knoten. Ein Knoten ist ein Punkt, an dem eine Kurve sich mit sich selbst schneidet. Was ein Knoten konkret ist, hängt von der Art von konkreten Netzwerken ab, von denen wir sprechen. Es sind Aktienmärkte und die sich unterstützenden fortgeschrittenen Dienstleistungszentren im Netzwerk der globalen Finanzströme. Es sind nationale Ministerräte und Europäische Kommissare in dem politischen Netzwerk, das die Europäische Union regiert. Es sind Koka- und Mohnfelder, Geheimlabors, geheime Landebahnen, Straßenbanden und Finanzinstitutionen zur Geldwäsche im Netzwerk des Drogenhandels, das sich durch die Volkswirtschaften, Gesellschaften und Staaten der ganzen Welt zieht. Es sind Fernsehsysteme, Unterhaltungsstudios, Computergraphik-Milieus, Nachrichtenteams und mobile Geräte, mit denen innerhalb des globalen Netzwerkes der Nachrichtenmedien Signale erzeugt, übertragen und empfangen werden, an der Wurzel der kulturellen Ausdrucksformen und der öffentlichen Meinung im Informationszeitalter.“(Castells 2000: 528)

    Google Scholar 

  2. Die funktionale Vergleichstechnik sucht sich durch Abstraktion einen Bezugspunkt, von dem aus Unterschiedliches beziehungsweise Verschiedenartiges als gleich, das heißt als funktional äquivalent behandelt werden kann. Ein Vorteil der funktionalen Methode liegt in der Möglichkeit, die funktionale Äquivalenz mehrerer in Frage kommender Ursachen unter dem Gesichtspunkt einer als problematisch angesehenen Wirkung zu thematisieren (Luhmann 1970: 14).

    Google Scholar 

  3. Schon hier finden sich interessante Anregungen: „I must say a few words about the spatial aspect of social structure. It is rarely that we find a community that is absolutely isolated, having no outside contact. At the present moment of history, the network of social relations spreads over the whole world, without any absolute solution of continuity anywhere.“(Radcliffe-Brown 1940: 4)

    Google Scholar 

  4. Der von Radcliffe-Brown (1940: 9) verwendete Beziehungsbegriff unterscheidet sich hinsichtlich seiner Differenziertheit nur wenig von den aktuell gebrauchten: „A social relation exists between two or more individual organisms when there is some adjustment of their respective interests, by convergence of interest, or by limitation of conflicts that might arise from divergence of interests.“

    Google Scholar 

  5. „Vergesellschaftung meint, daß die Individuen als agierende und reagierende Akteure in ein soziales Verhältnis zueinander treten. Mit anderen Worten wird also die Vergesellschaftung der Individuen über die Tauschsphäre strukturell erzwungen und arrangiert.“ (Kraemer 1997: 13)

    Google Scholar 

  6. „Unter Zuhilfenahme der Metapher des Kreises erklärt Simmel, daß zwei Elemente sich wechselseitig derart stimulieren können, daß ‚eine immanente Grenzenlosigkeit, der des Kreises vergleichbar’ vorliegt“ (Nedelmann 2000: 134).

    Google Scholar 

  7. Leider bleibt der Begriff der Zugehörigkeit unbestimmt, der es erlauben würde, unterschiedliche Stufen der Partizipation unterscheiden zu können (vgl. hierzu Markowitz 1987).

    Google Scholar 

  8. Simmel deutet einen paradoxen Zusammenhang von gesellschaftlicher Inklusionsrate und Individualisierung an. „Wenn der moderne Mensch zunächst der elterlichen Familie angehört, dann der von ihm selbst gegründeten und damit auch der seiner Frau, dann seinem Beruf, der ihn schon für sich oft in mehrere Interessenkreise eingliedern wird“, so könnte man aus dieser Entwicklung den Schluss ziehen, dass mit einer quantitativ ansteigenden Teilhabe an gesellschaftlichen Bereichen (Systemen) zugleich der Individualisierungsgrad in Form einer Individualisierung „sozialer Schnittpunkte“ zunehmen müsste (Simmel 1992: 464f.).

    Google Scholar 

  9. Der Preis den das Individuum für den Gewinn an Freiheitsgraden durch die Vermehrung der Gruppenzugehörigkeiten zu zahlen hat, ist Simmel zufolge hoch: Der Mensch wird — und hier ist die Nähe zu Tönnies (1991) herzustellen — isoliert. Die Gefahr der Vereinsamung ist groß beziehungsweise der Verlust der stützenden natürlichen Heimatlichkeit wird konstatiert (Simmel 1991: 380).

    Google Scholar 

  10. „So können verschiedene Seiten der Persönlichkeit verschiedenen Ehren unterstehen, als Reflexen der verschiedenen Gruppen, denen die Person gleichzeitig zugehört. Die gleiche Forderung, zum Beispiel kann dadurch ganz verschiedene Betonungen erhalten. Beleidigungen nicht auf sich sitzen lassen, kann die Maxime jemandes sein, der sie im Privatleben aber ganz anders durchfuhrt, wie als Reserveoffizier oder im Amte.“ (Simmel 1992: 486f.)

    Google Scholar 

  11. Eine soziale Beziehung wird als ein labiler Zustand der Verbundenheit bezeichnet, der zugleich durch einen bestimmten Abstand und eine bestimmte Nähe charakterisiert und durch laufende Prozesse der Abstandsverschiebungen neu arrangiert wird (von Wiese 1966: 110).

    Google Scholar 

  12. Es wird nicht in jedem Fall deutlich, welche Anregungen im Einzelnen übernommen werden und welche selbst entwickelt wurden. Hierzu schreibt von Wiese (1966: 88): „Bei meinen eigenen Versuchen werden jetzt gern die ‚ westlichen‘Einflüsse und die Anknüpfung an Simmel festgestellt. Beides will ich (allerdings nur recht abgeschwächt) gelten lassen; aber viel tiefer als literarische Belehrungen sind seit meiner Jugend die unmittelbaren, besonders die zahlreichen schmerzlichen Lebenserfahrungen gewesen. Die Grundgedanken meines Systems haben lange, bevor ich Waxweiler oder die Amerikaner gelesen habe und Simmeis Hauptwerk »Soziologie’ erschienen ist, festgestanden. Schon in meiner ersten soziologischen Veröffentlichung, die 1902 bis 1904 entstanden und 1906 erschienen ist, habe ich im ersten Kapitel die Erfassung der zwischenmenschlichen Beziehungen als die eigentliche Aufgabe der Soziologie bezeichnet“.

    Google Scholar 

  13. Die Grundproblematik der Distanzmessung hat Leopold von Wiese (1966: 173) früh erkannt: „Verweilen wir einen Augenblick noch einmal bei der Frage der ‚Messung‘des Außenabstandes: Es wurde schon ausgesprochen, daß auch ich mir der Schwierigkeit der Messung seelischer Zustände bewußt bin, obwohl uns die Fortschritte der experimentellen Psychologie auch hier warnen können, ein ‚niemals‘und ‚sinnlos‘auszusprechen. Man muß erstens nachträgliche und voraussagende Messung unterscheiden und sich ferner gegenwärtig halten, daß man in den Sozialwissenschaften mit dem Worte Messung nicht jene Vorstellung von Exaktheit und Genauigkeit verbinden darf, die ihm in der Physik und in der Technik zukommt. Soziale Distanzen ‚messen‘kann vorläufig nur bedeuten, einen bestehenden Abstand in großen, summarischen Gradstufen einordnen.“

    Google Scholar 

  14. Folgende Primärkontakte sowie angemessene Anlässe werden genannt (von Wiese 1966: 236ff.): a) Anblicken und Anblinzeln, b) Ansteckendes Lachen oder Gähnen, c) Vorgänge des Fragens und Antworten, d) Begrüßung oder Bekanntschaft-Machen, e) Fühlung-Nehmen, f) feinfühlige Reaktionen, g) Lachen und Erröten, h) zärtliche Kontakte, i) Suggestion, k) Emotionalisieren und Intellektu-alisieren, 1) die Arbeit eines porträtierenden Malers, m) Neugierde, o) Reklame und schließlich p) Kontakte des Tanzes, des Scherzens oder des Spiels.

    Google Scholar 

  15. „Mögen in den Seelen und Leibern der Menschen noch so viele und besondersartige Energien aufgespeichert sein, die Art der Verbundenheit der Menschen entscheidet darüber, was aus diesen Energien Tat, Handlung werden kann.“ (von Wiese 1966: 109)

    Google Scholar 

  16. Die Beschaffenheit der Verbindungen und Beziehungsstrukturen von Netzwerken kann unter anderem drei Aspekte umfassen (Mitchel 1973: 23ff.): (1) Kommunikation: Netzwerke werden als Konfiguration von Kommunikationsverbindungen begriffen (zum Beispiel: Studien über Gerüchte und Tratsch). Hierbei ist das Kommunikationsnetzwerk unter anderem von Freundschafts- oder Nachbarschaftsnetzwerken zu unterschieden beziehungsweise die Analyse ist dementsprechend zu ergänzen. Betrachtet wird die Art und Weise, wie sich der jeweilige Kommunikationsfluss verhält (inhaltlich, Richtung, Geschwindigkeit, Reichweite usw.). (2) Austauschbeziehungen: Ein weiterer Netzwerktyp ist zu unterscheiden. Transaktionsnetzwerke betonen Strukturen wechselseitiger Konditionierung. Betont werden unter anderem Erwartungen und Verpflichtungen, mit denen zum Beispiel ein Kommunalpolitiker innerhalb seines Handlungsfeldes zurechtkommen muss. (3) Normative Inhalte von Netzwerkbeziehungen: Den umfassendsten Einblick in die Natur von Netzwerken erhält man erst dann, wenn neben Kommunikations- und Austauschbeziehungen auch der normative Kontext berücksichtigt wird, der die Funktion eines Orientierungs-Rahmen zur Beurteilung des Verhaltens der jeweils anderen Angehörigen eines Netzwerkes übernimmt (Mitchel 1973: 26).

    Google Scholar 

  17. Drei Felder sozialer Interaktionsbeziehungen wurden unterschieden: (1) Industrial systems, die sich aus der individuellen Einbindung in Arbeitsprozesse resultierende Beziehungen ergeben; (2) Territorial systems, die aus der Einbindung in ein territorial-politisches System resultieren und (3) Personal networks, die aus der Einbindung in Freundschafts-, Verwandtschafts- oder Nachbarschaftsverhältnissen resultierenden Beziehungen, wobei sich hier die Beziehungen des industriellen und territorialen Systems kreuzen können (vgl. Mitchel 1973: 2).

    Google Scholar 

  18. „Wenn wir, unterstützt durch das Soziogramm, in ein Haus hineinschauen und es wie mit Röntgenstrahlen durchdringen, bemerken wir Mädchen, die wie Stars die meisten Wahlen auf sich ziehen, andere, die gegenseitig Paare bilden und die manchmal in lange Ketten, in Dreiecke, Vierecke und Kreise verflochten sind. Außerdem fallen uns ungewünschte, ungewählte Mädchen auf. Beim Überblicken der ganzen Gemeinschaft stellen wir fest, daß sie im Zick-Zack von Wahlen durchlaufen wird. Es enthüllt sich uns auf diese Weise die unsichtbare dynamische Organisation, die unter der offiziellen existiert.“ (Moreno 1996: 100)

    Google Scholar 

  19. Die Entstehung der Telestruktur beschreibt Moreno (1996: 180) wie folgt: Bei der Betrachtung eines sozialen Atoms fällt auf, dass ein von einem Individuum ausgehender Gefühlskomplex nicht ziel- und orientierungslos in den Raum ausstrahlt, „sondern sich auf ein anderes Individuum richtet. Dieses andere Individuum empfängt den Gefuhlskomplex nicht passiv wie ein Roboter, sondern reagiert auf ihn aktiv mit einem anderen eigenen Gefuhlskomplex. Ein Tele kann sich mit einem anderen verketten und ein Beziehungspaar bilden. Das Tele an sich hat keine soziale Existenz; es ist eine Abstraktion und muß als Prozeß im sozialen Atom aufgefaßt werden.“

    Google Scholar 

  20. „Der soziodynamische Effekt ist die Tendenz zu einem Überschuß an Wahlen für einige wenige Individuen innerhalb einer bestimmten Gruppe.“ (Moreno 1996: 448)

    Google Scholar 

  21. Unter bestimmten Umständen kann eine Weigerung, ein Geschenk anzunehmen, auch als Sieg des Verweigerers gewertet werden. In diesem Fall wird die Überlegenheit des Ablehnenden über den Gebenden offen zur Schau getragen und der Schenkende verliert in den Augen der Beobachter sein Gesicht (vgl. Mauss 1996: 98).

    Google Scholar 

  22. Die Funktion des Inzestverbotes wird darin gesehen, in gewisser Hinsicht dem Überleben der Gruppe wertvolle Beiträge zu leisten, indem das Gesellschaftliche dem Natürlichen vorgezogen wird (Lévi-Strauss 1993: 98). Die Regel der Endogamie ist notwendig, um die Gruppe als soziale Gruppe zu erhalten. Vermieden wird hierdurch die Gefahr einer endlosen Spaltung beziehungsweise Segmentierung, die eine Schwächung bedeuten würde.

    Google Scholar 

  23. Innerhalb der Netzwerkanalyse sind „kaum mehr als ein paar einfache Prämissen hinsichtlich der konstitutiven Bedeutung sozialer Beziehungen respektive Interaktionen für die Bildung sozialer Strukturen und die Erklärung individueller Einstellungen und Handlungen entstanden“(Trezzini 1998: 378). Insofern muss die implizit mitlaufende Hoffnung der eingesetzten Methoden tragen, dass der jeweils zum Einsatz gelangende fachspezifische Hintergrund der jeweiligen Analyse genügend theoretische Anhaltspunkte bereitstellen kann.

    Google Scholar 

  24. Die Netzwerkanalyse benutzt vorwiegend quantitativ ansetzende Verfahren, welche die strukturelle Differenzierung eines Netzwerkes erfassen sollen (Dichte, Cliquen- beziehungsweise Cluster-bildung). Zudem lassen sich „mathematisch-logische Eigenschaften, wie zum Beispiel Asymmetrie, Hierarchien, Transitivität und Balance“überprüfen (Schenk 1983: 91).

    Google Scholar 

  25. „Die Frage des Verhältnisses zwischen Individuum und Gesellschaft ist in der Soziologie auch als das Problem sozialer Ordnung bekannt. Sie ist in der Soziologie meist recht einseitig angegangen worden. Mikrosoziologische Ansätze beschränken sich auf die Perspektive des individuellen Handelns. Sie erklären dann zwar, ob etwa ein einzelner Akteur sich für oder gegen die Teilnahme an einer Demonstration entscheidet. Aber ein Entstehen sozialer Bewegungen können sie nicht erklären. Makrosoziologische Ansätze postulieren Entwicklungstendenzen für ganze Gesellschaften, zum Beispiel einen Trend zu zunehmender funktionaler Differenzierung. Sie können diese Entwicklungen aber nicht mehr mit Beweggründen und Handlungsweisen einzelner Individuen verbinden und greifen stattdessen häufig auf sogenannte funktionale Erfordernisse für die Gesamtgesellschaft zurück.“(Jansen 1999: 12)

    Google Scholar 

  26. G = Graph; A = Akteure im Netzwerk; R1 bis Rn stellen die im abgegrenzten Netzwerk ausgemachten Beziehungen dar (Kappelhoff 2000: 36).

    Google Scholar 

  27. Die hierfür herangezogenen Kriterien bleiben leider im Dunkeln, vor allem liefert die Netzwerkanalyse hierfür keinerlei Hinweise.

    Google Scholar 

  28. Sobald die Akteurszahl feststeht, ist die Netzwerkanalyse nicht mehr zu aufzuhalten. Entscheidungen werden getroffen, die zwar mathematisch einleuchtend, soziologisch aber alles andere als einsichtig sind. Hierzu ein Beispiel: „In einem Netzwerk mit 126 Akteuren sind insgesamt 126 × 125 = 15.750 Informationsweitergaben möglich. Die Dichte der Beziehungen in diesem Netz sind die tatsächlich vorkommenden als Prozentsatz der theoretisch möglichen Beziehungen. Sie beträgt für alle Informationsweitergaben 0.063, mit anderen Worten, daß ca. 1000 Beziehungen tatsächlich vorkommen. (…) Die Dichten lassen sich auch für Teilgruppen des Netzwerkes berechnen und bieten somit ein einleuchtendes Maß für die Beziehungen zwischen verschiedenen Akteursgruppen im Gesamtnetz.“(Pappi/König 1995: 119)

    Google Scholar 

  29. Die Netzwerkanalyse unterscheidet auf den Ebenen Individuum und Kollektiv vier Merkmale (vgl. Jansen 1999: 47ff.): (1) Absolute Merkmale werden als kontextindifferente, das heißt als konstante Eigenschaften verstanden (unter anderem Geschlecht, Alter). Diese insbesondere von klassischen Erhebungs- und Auswertungsverfahren geteilte Vorstellung von der Konstanz einiger Merkmale wird zumindest teilweise in der Netzwerkanalyse relativiert. (2) Die angesprochene Relativierung der Merkmalsausprägung erfolgt durch die methodisch ausgerichtete Relationierung. Betrachtet wird nicht ein isoliertes Individuum, sondern zwei oder mehrere Elemente, (zum Beispiel) Individuen, die als Analyseeinheit konzipiert werden. Die relationalen Merkmale dieser Einheiten ergeben sich auf der Grundlage der in den Einheiten anzutreffenden Beziehungen, die zwischen den betrachteten Elementen (Individuen) zur Geltung kommen (zum Beispiel: Beziehung von Abteilungsleiter A zu Abteilungsleiter B in einem Unternehmen). (3) Der dritte Typ, in Form komparativer Merkmale, ergibt sich aus dem Vergleich individueller und kollektiver Merkmalsausprägungen (zum Beispiel: Einkommen einer Person bezogen auf ein bestimmtes soziales Kollektiv, wobei es auf einen Vergleich beziehungsweise auf eine Einordnung der Person innerhalb des Kollektives ankommt). (4) Beim vierten Merkmalstyp, der als kontextuelles Merkmal bezeichnet wird, geht es um die Merkmalsausprägung von analysierten Elementen (zum Beispiel: Individuen), die auf die Eigenschaften des sozialen Kontextes zurückgerechnet werden können, dem das Element angehört beziehungsweise von dem es beeinflusst wird (zum Beispiel: Brancheneinfluss auf die Gewinnaussichten eines Unternehmens X).

    Google Scholar 

  30. In einer empirisch angelegten Untersuchung öffentlicher Verwaltungen konnten darüber hinaus folgende Netzwerktypen isoliert werden: Innovationsnetzwerk, Problemlösenetzwerk, Lernnetzwerke (vgl. Klimecki/Laßleben/Altehage 1995). Hinter diesen Typisierungsanstrengungen steckt die Überlegung, Beziehungen aufgrund bestimmter Schwerpunktsetzungen zu betrachten und auf Tiefenstrukturen sozialer Systeme zu stoßen, die den Akteuren selbst nicht verfugbar beziehungsweise bewusst sind, die aber in gewisser Hinsicht Verbindungen zu den offenliegenden, abzufragenden Oberflächenstrukturen aufweisen.

    Google Scholar 

  31. Leider wird die Sprengkraft dieses Gedankens von der Netzwerkanalyse nicht gesehen und theoretisch genutzt. Schon 1954 deutet Barnes an, dass Netzwerkbeziehungen auf gesellschaftlich verfugbare, das heißt weltweite Erreichbarkeit hinauslaufen: „I have my cousins and sometimes we all act together; but they have their own cousins who are not mine and so on indefinitely. Each individual generates his own set of cognatic kin and in general the set he and his siblings generate is not the same as that generated by anyone else. Each person is, as it were, in touch with a number of other people, some of whom are directly in touch with each other and some of whom are not. Similarly each person has a number of friends, and these friends have their own friends; some of any one person’s friends know each other, others do not. I find it convenient to talk of a social field of this kind as a network.” (Barnes 1954: 43)

    Google Scholar 

  32. Man ging unter anderem von der Vorstellung aus, soziale Netzwerke als Brückenkonzepte zu benutzen, welche „die Lücke zwischen dem strukturellen Rahmen und individuellen Handeln schließen könnten“(Schenk 1984: 11). Anzumerken ist in diesem Zusammenhang noch, dass es sich hierbei nicht nur um ein rein wissenschaftliches Problem handelt. Vielmehr ist zu fragen, ob der Bedeutungszuwachs sozialer Netzwerke in Wirtschaft, Medizin, Sozialarbeit und Politik auf eine veränderte Beobachtungsweise und damit auch auf ein verändertes Verständnis praktizierten Verhaltens hinweisen könnte.

    Google Scholar 

  33. Zudem sieht sie sich in die Lage versetzt, wirtschaftswissenschaftliche Überlegungen für die Soziologie zu interessieren, indem auf die institutionelle (soziale) Einbettung von Märkten hingewiesen werden kann (Granovetter 1985; Swedberg 1994). Obwohl das Argument von der institutionellen Einbettung von Märkten hier nicht weiter traktiert werden soll, kann ich einen Hinweis nicht vermeiden. In diesem Argument wird eine selten ausgesprochene und recht merkwürdige Unterscheidung mitgefühlt, die wenigstens erwähnt werden soll. Implizit wird unterstellt oder zumindest der Eindruck erweckt, dass Wirtschaft oder die Funktionsweise von Märkten selbst keine soziale Veranstaltung wären.

    Google Scholar 

  34. Einigkeit über relevante Kapitalformen, über eine angemessene Systematisierung beziehungsweise theoretische Zuordnung konnte bisher nicht erzielt werden (vgl. auch Jansen 1999: 23f.). Es sind höchst verschiedene Grundlagen, aus denen heraus soziales Kapital gebildet werden kann, um es zur Verwirklichung bestimmter Zielsetzungen einsetzen zu können. Von Bourdieu abweichend, konstruiert zum Beispiel James Coleman vier Typen sozialen Kapitals (Coleman 1991: 402ff.): (1) Zugang zu Informationen beziehungsweise Kontrolle von Informationskanälen, (2) über Vertrauenswürdigkeit stabilisierte Beziehungen, die es erlauben, sonst Unmögliches realisieren zu können, (3) ermöglicht die Ausübung von Herrschaft, die Koordination von Akteuren kontrollierend zu beeinflussen, (4) wird in Organisationen „implizites Wissen“angelagert, das unter Umständen geeignet ist, in bestimmten Lagen zur Problembearbeitung „herangezogen“werden zu können.

    Google Scholar 

  35. In diesem Sinne gewinnen in der modernen Wirtschaft insbesondere drei Personengruppen an Bedeutung (Reich 1993: 100): Problemidentifizierer, Problemlöserund strategische Mittelsmänner.

    Google Scholar 

  36. Die Fokussierung auf tauschtheoretische Ansätze wird von einigen Vertretern ausgebaut. Soziale Netzwerke werden dementsprechend als soziale Tauschbeziehungen konzipiert Die in diesem Kontext stattfindenden Interaktionen werden als Austauschvorgänge gedeutet, wobei es um den Tausch materieller beziehungsweise immaterieller Ressourcen geht (vgl. Kappelhoff 2000: 42; Matiaske 1999). Wir kommen an anderer Stelle auf die Tauschproblematik soziologischer Netzwerkforschung zurück.

    Google Scholar 

  37. Es gibt auch Beiträge, die in der Netzwerkanalyse den einzig gangbaren Weg der Sozialstruktur-foschung sehen. White, Boorman und Breiger (1976: 732) lehnen sich weit heraus, wenn sie behaupten: „network concepts may provide the only way to construct a theory of social structure“.

    Google Scholar 

  38. Auch wenn an dieser Stelle aus Gründen theoretischer Unzufriedenheit stärker auf Kritik gesetzt wird, ist nicht zu übersehen, dass neben der methodischen Ausdifferenzierung beachtenswerte theoretische Anregungen auf den Weg gebracht werden (Burt 1992; Granovetter 1973).

    Google Scholar 

  39. Policy-Netzwerke, nicht selten auch als Issue-Netzwerke bezeichnet, „comprise a large number of participants with quite variable degrees of mutual commitment or of dependence on others in their environment; in fact it is almost impossible to say where a network leaves off and its environment begins“(Heclo 1978: 102). Dagegen handelt es sich bei „Policy Communities“um einen relativ deutlich abgegrenzten, stabilen Kreis von beteiligten Organisationen und Interessenverbänden, der nach außen hin deutlich konturiert ist (von Winter 1997: 345).

    Google Scholar 

  40. Unter Korporatismus kann ein Modus der Interessenvermittlung verstanden werden, „der sich dadurch auszeichnet, daß im Zuge eines Machtzuwachses vor allem für die Großverbände die Grenzen zwischen Gesellschaft und Staat zu verschwimmen beginnen.(…) Danach kann von Korporatismus überall dort gesprochen werden, wo die Verbände nicht mehr nur von außen an das politische System herantreten, sondern als gleichberechtigte Partner in die Vorbereitung und Ausgestaltung politischer Programme einbezogen sind“(von Winter 1997: 364).

    Google Scholar 

  41. Nicht selten wird von der Etablierung eines dritten Sektors gesprochen, der sich als neue Steuerungsform zwischen Markt (dezentrale Entscheidungen) und Staat (hierarchische Steuerung) etabliert (Messner 1995: 154ff.). Der dritte Sektor beziehungsweise die Organisationen lassen sich in zivilgesellschaftliche Organisationen (zum Beispiel Selbsthilfegruppen), in funktionale Institutionen (zum Beispiel Forschung, Beratung) und in Interessengruppen — beziehungsweise Verbände (zum Beispiel Gewerkschaften) differenzieren.

    Google Scholar 

  42. Policy-Netzwerke sind nicht die einzige Form von Netzwerkbeziehungen im Bereich des Politischen. Hiervon sind unter anderem dauerhaft angelegte, persönliche Netzwerke zu unterscheiden, die sich dadurch auszeichnen, ansonsten getrennte Politik- und Problembereiche durchziehen beziehungsweise eigene Machtarenen etablieren zu können (vgl. von Prittwitz 1994: 94). Zudem sind diese personenbezogenen Netzwerke weniger offen, das heißt weniger zugänglich und sichtbar. Wichtige Charakteristika dieser Netzwerke sind Informalität, Vertrautheit und wechselseitig erwartbare solidarische Orientierung. Eine weitere Form, die politisch auftritt, sind mafiose Verbindungen, die ebenfalls dauerhafte Netzwerkstrukturen etablieren. Deren Kompetenzanordnung ist einseitig ausgelegt. Die Kommunikationsstruktur verläuft nach hierarchischem Muster. Die von außen einsehbare Transparenz ist noch weiter eingeschränkt, als dies bei persönlichen Netzwerken der Fall ist. Geheimhaltung und strikte Verschwiegenheit sind wichtige Voraussetzungen für die Überlebens-fähigkeit derartiger Strukturen. Nicht selten vermischen sich in diesen Verbindungen archaische Beziehungsmuster mit dem Einsatz hochmoderner Technologien und Techniken (ebenda).

    Google Scholar 

  43. „Unter einem politischen Netzwerk wird hier ein Politikfeld-Netzwerk verstanden, in dem die an einem Politikfeld interessierten einflussreichen Akteure bestimmte Beziehungen zueinander eingehen. Ein Politikfeld ist ein inhaltlich angegrenzter Bereich von Regelungen und Programmen, also von politics, wie sie normalerweise organisatorisch im Zuständigkeitsbereich von Ministerien oder Parlamentsausschüssen zusammengefaßt sind.“ (Pappi/König 1996: 111)

    Google Scholar 

  44. Vgl. Windhoff-Héritier (1987: 47ff.).

    Google Scholar 

  45. Windhoff-Héritier verweist hier auf die Definition von Heclo.

    Google Scholar 

  46. Die folgenden sozialen Mechanismen finden sich bei Mayntz (1993: 48ff.).

    Google Scholar 

  47. Darauf kann hier nicht näher eingegangen werden. Siehe Erläuterungen bei Mayntz (1993: 51f.).

    Google Scholar 

  48. An dieser Stelle könnte dann empirisch geprüft werden, ob es in der bundesrepublikanischen Wirklichkeit starke korporatistische oder eher starke Netzwerke sind, welche die Politik davon abhält, ihren Reformwillen voll umzusetzen (instruktiv Pappi/König 1995).

    Google Scholar 

  49. Die Feststellung, dass die Frage nach begrifflichen Differenzen und Identitäten sozialer Ordnungsund Steuerungsformen auch und gerade in der politikwissenschaftlichen Diskussion geführt worden ist, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass man bisher nicht über erste recht bescheiden ausfallende klassifikatorische Versuche hinausgelangt ist (siehe Hild 1996; Jansen/Schubert 1995; Schneider/Kenis 1996; Streeck/Schmitter 1996; Knill 2000).

    Google Scholar 

  50. Ein Großteil der politikwissenschaftlichen Debatte dreht sich genau um die Frage der noch verbliebenen Möglichkeiten von Staat und Politik, sich selbst, andere Teilsysteme oder gar die Gesellschaft insgesamt steuern zu können. In diesem Zusammenhang wird dann die auch zukünftig relevante Frage formuliert, welche demokratischen und verfassungsrechtlichen Problemstellungen mit dem Bedeutungszuwachs politischer Netzwerke einhergehen (siehe Steinberg 1999).

    Google Scholar 

  51. Zumindest wird festgehalten, dass Unternehmensnetzwerke eine Organisationsform mit Zukunft darstellen (Sydow 1993: 54).

    Google Scholar 

  52. Die Verwendungsweise ist in betriebswirtschaftlichen Arbeiten alles andere als einheitlich. Der extrahierte Erzählkern orientiert sich mehr an Fragen, die stärker aus empirisch ermittelten und weniger aus analytisch kontrollierten Beobachtungen resultieren. Neben dem Begriff Netzwerk werden alternative Begriffe wie beispielsweise strategische Allianz, Wertschöpfungspartnerschaft, Kooperation oder Koalition zur Beschreibung überbetrieblicher Zusammenarbeit benutzt.

    Google Scholar 

  53. Strategische Netzwerke zielen darauf ab, organisational und interorganisationale Flexibilitätspotenziale auf geschickte Weise miteinander zu kombinieren, um auf die sich ständig ändernden Umweltanforderungen angemessen reagieren zu können.

    Google Scholar 

  54. Den Begriff strategisch fasst Sydow (1993: 81) als eine „proaktive, vor allem durch marktökonomische Erfordernisse und technologische Möglichkeiten bedingte und auf die Erschließung wettbewerbsrelevanter Potentiale gerichtete Organisation des Netzwerkes“.

    Google Scholar 

  55. Die Transaktionskostentheorie stellt nur einen Strang der neuen Institutionenökonomie dar. Die Theorie der Verfügungsrechte (Property Rights Theory) und die Agenturtheorie (Agency Theory) ergänzen das Spektrum (vgl. Ebers/Gotsch 1993).

    Google Scholar 

  56. Die an dieser Stelle zitierte Bezeichnung „korporativer Akteur“ geht auf Überlegungen von Coleman zurück (siehe Pohlmann 1994: 266).

    Google Scholar 

  57. „Korporative Akteure […] sind besser als Individuen dazu disponiert, »perfekte Akteure’ zu sein, die viel eher als Individuen ‚autonom und selbstverantwortlich handeln können‘“ (Pohlmann 1994: 267).

    Google Scholar 

  58. Aus Kooperation hervorgehende Kooperationsbetriebe können als Joint Venture oder als strategische Allianz auftreten. Joint Ventures zeichnen sich dadurch aus, dass die neue Betriebseinheit eine eigenständige Rechtspersönlichkeit darstellt, die im Eigentum von zwei bis in der Regel fünf rechtlich und wirtschaftlich selbständigen Unternehmen gehalten wird, wobei mindestens zwei dieser Unternehmen strategisch relevante Management- und Führungsaufgaben zu übernehmen haben. Strategische Allianzen sind definiert durch die Kooperation zwischen Großunternehmen, zur Erreichung geschäftsfeldbezogener Wettbewerbsvorteile, die durch vertragliche Regulierungen fundiert sind. Strategische Allianzen sind nicht in jedem Fall gleichbedeutend mit der Entstehung eines Gemeinschaftsunternehmens, was uns nur insofern beschäftigt, als dass trotzdem zu vermuten ist, dass ein neues soziales System entsteht, auch wenn es nicht als rechtlich eigenständige Wirtschaftseinheit kommunizieren kann.

    Google Scholar 

  59. Schnell wurde eine Bezeichnung für die Koexistenz von Kooperation und Konkurrenz gefunden. Wie in anderen Fällen auch breitet sich die Diskussion hier über den schimmernden Begriff der Co-opetition aus (vgl. Jansen 2000a). Unterstützt werden diese semantisch aufgeladenen Sprachangebote von Studien, die wie unter anderem Booz Allen Hamilton nachweisen möchten, dass ca. 50% der strategischen Kooperationen der Top-2000-Untemehmen in den USA zwischen Wettbewerbern stattfinden (ebenda: 43).

    Google Scholar 

  60. Siehe exemplarisch die sehr ähnlich gehaltenen Diskussionen, die in einem Fall Unternehmensnetzwerke (Klein 1996: 89ff.) und im anderen Fall Kooperation (Semlinger 1999: 42ff.) als nicht voneinander unterschiedene Leitbegriffe vorschlagen.

    Google Scholar 

  61. Andere Kritikpunkte sind unterschiedliche Interessen oder Konfliktlagen, die jedoch in aller Regel vorschnell auf Akteure zurückgerechnet wurden, ohne die dahinter liegende soziale Dimension erklärungsseitig voll auszuschöpfen.

    Google Scholar 

  62. Den Kern von Rationalisierung kann man in sozialen Prozessen der Institutionalisierung von Kriterien vermuten, die „den Grad und die Richtung der Rationalität festlegen. Rationalität ist ein sozial praktiziertes System von Kriterien, auf die sich das Verhalten ausrichten soll, und zwar regelmäßig, voraussehbar und möglichst nicht gestört durch andere Handlungskriterien“ (Lepsius 1995: 329).

    Google Scholar 

  63. Bei Luhmann selbst findet man die Unterscheidung dieser Systemtypen (erster bis dritter Ordnung) nicht. Vielmehr unterscheidet er zum einen die Systemtypen Gesellschaft, Organisation und Interaktion. Zum anderen geht er vom Unterschied von Ausdifferenzierung und Systemdifferenzierung aus. Ausdifferenzierung bezeichnet den gesellschaftskonstituierenden Vorgang, in dem sich auf der Basis von Sinn eine operativ erzeugte Differenz von System und Umwelt vollzieht (Luhmann 1997: 597). Systemdifferenzierung findet immer in schon existenten Systemen statt. Sie ist nichts anderes als „die Anwendung von Systembildung auf ihr eigenes Resultat“ (ebenda: 579). Mit anderen Worten können sich innerhalb sozialer Systeme durch Differenzierung von Spezialkommunikation Teilsysteme bilden, die wiederum Ausgangspunkt für weitere Teilsystembildung sein können.

    Google Scholar 

  64. Zu erwähnen ist noch, dass Teubner vor dem Hintergrund eines von Luhmann abweichenden Autopoiesis- und auch Emergenzkonzeptes argumentiert. Teubner sieht in der Herausbildung einer Autopoiese höherer Ordnung nicht ein Alles-oder-nichts-Phänomen (Teuber 1987: 431). Vielmehr handelt es sich hierbei um einen graduellen Prozess, der viele Zwischenschritte beinhalten kann.

    Google Scholar 

  65. Die Netzwerktheorie wird nun selbst als Theorie einer spezifischen Systemdifferenzierung vorgestellt. Soziale Netzwerke werden als eigenständiger Systemtyp konzipiert, der durch die Konstitution eines neuen Systemelements charakterisiert ist. Vor diesem Hintergrund stellt sich dann (nur noch) die Frage, welche sinnhafte Operation soziale Netzwerke als eine besondere Emergenzebene sozialer Systembildung konstituiert. Emergenz lässt sich seiner Meinung nach schlüssig mit einer systemtheoretisch inspirierten Selbstorganisationstheorie erklären. Gemäß dieser programmatischen Entscheidung wird die klassische Vorstellung der „Emergenz von unten“ zurückgewiesen. Eigenschaften der Elemente und die Interaktion der Elemente sind nicht trennbar. Das Phänomen Emergenz entsteht der Theorie der Selbstorganisation dann, wenn selbstreferenzielle Zirkel „sich in einer Weise miteinander verketten, dass sie die Elemente eines neuen Systems bilden“ (Teubner 1996: 538). Das bedeutet: Neue Systembildungen fuhren auch zu einer Neubildung von Elementen.

    Google Scholar 

  66. Der empirische Test, wann von einem Netzwerk gesprochen werden kann, ist durch zwei zu beantwortende Fragen vorzunehmen (Teubner 1996: 548): 1. Lässt sich eine Doppelattribution der Handlungen auf Organisation und Vertragspartner in concreto nachweisen? 2. Unterliegt das Handeln den doppelten Anforderungen der Gesamtorganisation und der einzelnen Vertragsbeziehung?

    Google Scholar 

  67. Am Rande sei nur erwähnt, dass der von Teubner unternommene Versuch, einen Netzwerkbegriff zu generieren, im Kontext der Wirtschaft vorgenommen wird. Ungeachtet der thematisierten begrifflichen Schwierigkeiten bleibt offen, ob auf der Grundlage der Unterscheidung von Markt und Vertrag die Herleitung eines allgemein gültigen Netzwerkbegriffes beabsichtigt ist, der mit einigen Modifikationen auch auf andere soziale Kontexte anwendbar wäre.

    Google Scholar 

  68. Die Differenzierung des Marktes ergibt sich aus den Abstufungen der partizipierenden Systeme Unternehmen und Haushalte. Die Teilmärkte entstehen im Sinne einer wechselseitigen Limitation der Umweltperspektiven der Wirtschaftsteilnehmer. „Der Markt ordnet die Beobachtung der systeminternen Umwelt durch die partizipierenden Teilsysteme. Die Preise sind ein Diskriminierungsmittel, das die Beobachtung erst ermöglicht.“ (Luhmann 1994a: 118)

    Google Scholar 

  69. Vorausgeschickt sei, dass wir im Kapitel 4 auf eine ähnliche Konstellation, auf den Doppelcharakter der Gesellschaft als soziales System und als Netzwerk weltweit erreichbarer Kontakte stoßen werden.

    Google Scholar 

  70. Ein weiterer Vorschlag in diese Richtung wird von Peter Fuchs (1998) vorgetragen, der zeigt, dass sich das Internet als autopoietisches System interpretieren lässt. Auch wenn die Ausführungen in kommunikativer und psychischer Hinsicht interessante Einsichten vermitteln, stellt der Text zu schnell auf die operativen Aspekte von Kommunikation um, ohne auf die Differenz von „Infrastruktur“ — die weit über technische Parameter hinausgeht — und System zu achten. Erst auf der Basis dieser Differenz wird es möglich zu sehen, dass die in die Infrastruktur eingebauten Verweisungen — oder genauer formuliert die aus Sinnverweisungen bestehende Infrastruktur Internet — über die jeweils aktualisierten Kommunikationsprozesse hinausgehen, dass Netzwerk und Kommunikationssysteme durch ihre Differenz Steigerungsmöglichkeiten eröffnen, die es noch zu untersuchen gilt.

    Google Scholar 

  71. Deren Geburtsstunde lässt auf eine Erkenntnisumstellung zurückführen, als sich infolge eines neuen Verständnisses des Lasers bei Untersuchungen der unterschiedlichsten Systeme Gemeinsamkeiten in den Strukturbildungsprozessen zeigten (Manteufel/Schiepek 1998: 40ff.).

    Google Scholar 

  72. Die Synergetik geht von folgenden Prämissen aus: Systeme, die viele Teile oder Untersysteme aufweisen, sind energetisch offen, stellen aber durch die Koordination der Teile die Muster selbst her. In der Nähe von Instabilitätspunkten wird die Ordnung des Systems durch einige wenige Ordnungsparameter bestimmt (Versklavungsprinzip). Selbstorganisation bezeichnet das zu beobachtende Phänomen der Ordnungsbildung.

    Google Scholar 

  73. Systemanalyse kann nur gelingen, wenn vernetzte Wirkungen und Rückwirkungen zwischen den zu betrachtenden Lebensbereichen mit eingerechnet werden. Die Methodik erlaubt es, nahezu alle Bereiche — sei es im gesellschaftlichen oder im ökologischen Kontext — einer Wirkungsanalyse zu unterziehen (Vester 1990; Zimmermann 1989). Siehe auch die betriebswirtschaftliche Analyse am Beispiel der schweizerischen Auslandsbank bei Leimer (1989: 68).

    Google Scholar 

  74. Relevant sind die Variablen, die in der einen oder anderen Weise Einfluss auf das zu untersuchende Systemverhalten ausüben.

    Google Scholar 

  75. Nun könnte man einwenden, dass mit der Beantwortung dieser Frage nicht viel gewonnen ist. Dem ist entgegenzuhalten, dass über die nachfolgenden Ausführungen hinausgehend das zunehmend ins Rampenlicht geratende Grenzproblem von Organisationen und von Netzwerken an begrifflicher Prägnanz gewinnen könnte.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Aderhold, J. (2004). Netzwerkperspektiven. In: Form und Funktion sozialer Netzwerke in Wirtschaft und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83386-0_3

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83386-0_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-14367-5

  • Online ISBN: 978-3-322-83386-0

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics