Zusammenfassung
Als führender Nationalökonom und international renommierter Wirtschaftshistoriker zählte Lujo Brentano zu den bekanntesten und schillerndsten Gelehrtenpersönlichkeiten in der Zeit des zweiten Deutschen Kaiserreichs1. Er war ebenso angesehen wie umstritten, er wurde von einem großen Kreis seiner Schüler und Bewunderer ebenso glühend verehrt wie er andererseits von einer vermutlich noch größeren Zahl wissenschaftlicher Kritiker und politischer Gegner bekämpft und angefeindet wurde. Lujo Brentano war in seiner Zeit vielleicht der Idealtypus dessen, was man heute als einen „streitbaren Gelehrten“ bezeichnen würde; er ist zeitlebens keiner wissenschaftlichen Kontroverse aus dem Weg gegangen und hat erst recht keine politische Auseinandersetzung gescheut. Unter den Wissenschaftlern seiner Zeit galt er als einer der fulminantesten Polemiker, und man sagt wohl nicht zu viel, wenn man bemerkt, daß der gelehrte Streit und der publizistische Kampf für die eigenen ökonomischen und politischen Ideale geradezu eine Art Lebenselixier für Brentano darstellten.
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References
Moritz Julius Bonn: So macht man Geschichte. Bilanz eines Lebens, München 1953, S. 58 f.
Siehe dazu auch die charakteristischen Erinnerungen an Brentano von Walter Goetz: Lujo Brentano (1924), in: derselbe: Historiker in meiner Zeit. Gesammelte Aufsätze, hrsg. v. Herbert Grundmann, Köln — Graz 1957, S. 270–276, bes. S. 271, 273 f.
Vgl. Klaus Günzel: Die Brentanos — Eine deutsche Familiengeschichte, 2. Aufl., Zürich 1994, passim; zu Christian Brentano ebenda, S. 124 ff.; zur Familiengeschichte siehe auch die Sammlung: Die Brentano — Eine europäische Familie, hrsg. v. Konrad Feichenfeldt/Luciano Zagari (Reihe der Villa Vigoni, Bd. 6), Tübingen 1992; speziell zum Aschaffenburger Zweig der Familie siehe Martin Goes: Aschaffenburg, eine Brentanostadt?, in: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 3 (1992), S. 492–497.
Lujo Brentano: Die Arbeitergilden der Gegenwart, Bd. I: Zur Geschichte der englischen Gewerkvereine, Bd. II: Zur Kritik der englischen Gewerkvereine, Leipzig 1871–1872.
Vgl. Brentano: Mein Leben (wie Anm. 1), S. 85 ff. Während seiner Breslauer Zeit heiratete Brentano die Beamtentochter Valeska Erbreich; der — nicht unproblematisch verlaufenden — Ehe entsprang eine Tochter, Sophie Brentano, genannt Sissi, die erst 1956 verstarb; siehe dazu auch Martin Goes: Die Familie des Lujo Brentano, in: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2 (1988), S. 111–120.
Lujo Brentano: Judentum und Kapitalismus, in: derselbe: Der wirtschaftende Mensch in der Geschichte. Gesammelte Reden und Aufsätze, Leipzig 1923, S. 428; vgl. dagegen aber die ebenda, S. 429 f. Werner Sombart erteilte Abfuhr!
Lujo Brentano: Die klassische Nationalökonomie (1888), in: derselbe: Der wirtschaftende Mensch (wie Anm. 16), S. 31 f.
Walter Goetz: Der Briefwechsel Gustav Schmollers mit Lujo Brentano, in: Archiv für Kulturgeschichte 30 (1941), S. 199 (Brentano an Schmoller, 27. 10. 1878 ).
Lujo Brentano: Über das Verhältnis von Arbeitslohn und Arbeitszeit zur Arbeitsleistung, Leipzig 1876; 2. umgearbeitete und stark erweiterte Aufl. ebenda 1893; Vgl. auch Lujo Brentano: Das Arbeitsverhältnis gemäß dem heutigen Recht. Geschichtliche und ökonomische Studien, Leipzig 1877, S. 232 ff.; siehe ebenfalls Müssiggang: Die soziale Frage (wie Anm. 18), S. 166 ff.
Ebenda, S. 336 sieht er in den „beiden sich ergänzenden Ordnungen des Arbeitsverhältnisses durch die Gesetzgebung und durch die Selbsthülfe der vereinten Arbeiter“ die zentralen Forderungen, deren Durchsetzung eine Lösung der Arbeiterfrage ermöglichen könne. — Siehe hierzu auch Müssiggang: Die soziale Frage (wie Anm. 18), S. l6l ff.; Martin Goes: „Schutzpatron auf dem Katheder“ — Lujo Brentano, in: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2 (1989), S. 222–224.
Werner Sombart: Die Juden und das Wirtschaftsleben, Leipzig 1911; derselbe: Luxus und Kapitalismus, München — Leipzig 1912.
Vgl. dazu jetzt die zusammenfassende Darstellung bei Otto Pflanze: Bismarck, Bd. II: Der Reichskanzler, München 1998, S. 196 ff.
Lujo Brentano: Reaktion oder Reform? Gegen die Zuchthausvorlage, Berlin-Schöneberg 1899
Vgl. Sheehan: The Career of Lujo Brentano (wie Anm. 1), S. 180f.; vom Bruch: Wissenschaft, Politik und Öffentliche Meinung (wie Anm. 39), S. 66 ff., 86 ff.
Lujo Brentano: Das ganze deutsche Volk, unser Schlachtruf und Kriegsziel. Zum 1. August 1916, München 1916.
Vgl. Sheehan: The Career of Lujo Brentano (wie Anm. 1), S. 203; zu den Angriffen der Nationalsozialisten auf Brentano siehe auch Martin Goes: Lujo Brentano der Typus des liberalen deutschen Professors seiner Zeit, in: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 13 (1990), S. 411–415, hier S. 411.
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Kraus, HC. (2000). Lujo Brentano (1844–1931). In: Heidenreich, B. (eds) Geist und Macht: Die Brentanos. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83347-1_8
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