Zusammenfassung
In den Jahren 1989 bis 1990 habe ich mit Hilfe von Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein Forschungsprojekt zur „Gründung der Kernfamilie“ durchgeführt. Hauptfragestellung war die Untersuchung der Auswirkungen der Geburt des ersten Kindes auf die Lebens- und Arbeitsplanung von Müttern und Vätern.1 Bei den in die Untersuchung einbezogenen 28 Paaren waren es die Mütter, die alle zumindest einen Teil des Erziehungsurlaubs in Anspruch nahmen, der damals zwölf Monate betrug. Sie sagten fast alle, daß sie die Berufsunterbrechung für einige Monate begrüßten, aber fast ausschließlich mit der Perspektive einer zumindest teilweisen Wiederaufnahme der Erwerbsarbeit. Für die Väter war der Erziehungsurlaub in den allermeisten Fällen nicht attraktiv. Aus der Studie konnte ich keinen Wunsch nach einer Verlängerung des Erziehungsurlaubs ableiten. Neben einem langen Berufsausstieg und den Schwierigkeiten des beruflichen Wiedereinstiegs wurde die häusliche Isolation von Mutter und Kind (bzw. Vater und Kind) im allgemeinen als nicht wünschenswert empfunden.2 Auch die Klagen, daß durch die Unternehmungen zu wenig Teilzeitarbeitsplätze und flexible Arbeitsformen bereitgehalten werden, wie sie an anderer Stelle oft zu hören sind3, waren von den befragten Müttern selten zu hören. Bei den Vätern blieben sie (fast) gänzlich aus. Freilich bedauerten vor allem die Mütter die zu langen Arbeitszeiten und die fehlenden oder unzureichenden Kinderbetreuungseinrichtungen sowie hausarbeitsverweigernde Männer. Die Gleichzeitigkeit von Kindererziehung und Beruf ist mit der Verlängerung des Erziehungsurlaubs auf drei Jahre faktisch unmöglich geworden. Der dreijährige Ausstieg fördert eine Verstärkung der Seg-mentierungs- und Marginalisierungstendenzen des Frauenarbeitsmarktes, und er zementiert die Zuständigkeit der Frauen für die Haus- und Sorgearbeiten.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
BAG-Urteil AC: 6AZR 660-87.
Blüm, Norbert: Die sanfte Macht der Familie. 19. Bundestagung, Sozialausschüsse der CDA, 09.-11.10. 1981 in Mannheim.
Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit (Hrsg): Probleme der Familie und der Familienpolitik in der BRD. (Schriftenreihe des BMJFG, Bd. 7) Bonn 1973.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Zur Lage junger erwerbstätiger Mütter in den neuen Bundesländern, insbesondere zur Wirksamkeit von Erziehungsurlaub und Erziehungsgeld. (Schriftenreihe, Bd. 100) Stuttgart 1995.
Bundestags-Drucksache 380/85.
Bundestags-Drucksache, Plenar-Protokoll. Sitzung vom 17.10.1991.
Bundestags-Protokoll 10/1974.
Frisé, Maria: Erbarmen mit den Männern. Gedanken zum Thema Männer, Frauen und Familie. Reinbek 1983.
Gutschmidt, Gunhild: Kind und Beruf. Alltag alleinerziehender Mütter. Weinheim 1986.
Dies.: Die Mütterfalle. In: Emma Jan./Feb. 1997, S. 88-91.
Hanesch, Walter u.a.: Armut in Deutschland. Reinbek 1994.
Hehr, Inge: Die Kinderfalle — über den Zusammenhang von ungeschützten Arbeitsverhältnissen und geschlechtshierarchischer Arbeitsteilung. In: beiträge zur feministischen théorie und praxis, 21,22/1988, S. 139-152.
Institut für angewandte Sozialwissenschaft: Frauen in den neuen Bundesländern im Prozeß der deutschen Einheit. Bonn 1991.
Landenberger, Margarete: Familienpolitische Maßnahmen und ihre Wirkungen auf Arbeitsmarktchancen und soziale Sicherung von Frauen. In: Gather, Claudia u.a. (Hrsg.): Frauen-Alters-Sicherung. Berlin 1991, S. 83-105.
Lehr, Ursula: Rede anläßlich des Kongresses „40 Jahre Gleichberechtigung von Mann und Frau. Bilanz und Perspektiven“ am 24.11.1989 in Bonn/Beuel.
Lippmann, Christa: Faire Chancen bieten für Beruf und Familie. In: Personalwirtschaft, 11/1992 (Sonderdruck), S. 3.
Merkel, Ina: Ohne Frauen ist kein Staat zu machen. In: Cordula Dahlau (Hrsg.): Aufbruch. Frauenbewegung in der DDR. München 1990, S. 28-38.
Miegel, Meinhard: Der ausgefranste Arbeitsmarkt. In: Die Zeit vom 09.02.1996, S. 20.
Möller, Carola: Flexibel in die Armut. Empirische Untersuchung und theoretische Verortung prekärer Arbeitsverhältnisse. Hamburg 1988.
Müller-Kaldenberg, Rieke: Mütter im Beruf. Balance zwischen Kindern, Partnern und Kollegen. Reinbek 1990.
Notz, Gisela: Seiltanzen — oder die Verhältnisse zum Tanzen bringen. Ambivalenzen, Widersprüche, Vielfalt und Verschiedenartigkeit — Versuch einer Auseinandersetzung mit „neuen“ Begrifflichkeiten. In: beiträge zur feministischen theorie und praxis, 24/1989, S. 65-75.
Dies.: „Du bist als Frau um einiges mehr gebunden als der Mann.“ Die Auswirkungen der Geburt des ersten Kindes auf die Lebens-und Arbeitsplanung von Müttern und Vätern. Bonn 1991.
Dies.: Zurück in den Beruf. Köln 1992a.
Dies.: Frauen in den neuen Ländern. (Haus-)Wirtschaft ist keine Alternative. In: Schulz, Werner, Ludger Volmer (Hrsg.): Entwickeln statt abwickeln. Berlin 1992b.
Dies.: Frauen nun doch an den Herd? Erziehungsgeld, Erziehungsurlaub und die Auswirkungen auf die Lebens-und Arbeitssituation von Müttern. In: Gather, Claudia u.a. (Hrsg.): Frauen-Alters-Sicherung. Berlin2 1993, S. 106-119.
Dies.: Frauen zwischen Arbeitsmarkt und Hauswirtschaft. Zum Verhältnis von Berufsorientierung, Kontinuitäten und Brüchen von Berufsverläufen von Frauen in den alten Bundesländern. In: Beckmann, Petra, Gerhard Engelbrech (Hrsg.): Arbeitsmarkt 2000 — Ein Schritt vor oder ein Schritt zurück? Kompendium zur Erwerbstätigkeit von Frauen. (Beiträge zur Arbeitsmarkt-und Berufsforschung, Bd. 179) Nürnberg 1994, S. 229-253.
Dies.: Auf der Suche nach den neuen Vätern. Ausflüge von Männern in Frauenräume. Frankfurt/M.21995a.
Dies.: Zum Verhältnis von Strukturwandel, Weiterbildungsstrategien und geschlechtshierarchischer Segregation. In: Wetterer, Angelika (Hrsg.): Die soziale Konstruktion von Geschlecht in Professionali-sierungsprozessen. Frankfurt/M., New York 1995b, S. 205-220.
Dies.: Verlorene Gewißheiten. Individualisierung, soziale Prozesse und Familie. Frankfurt/M. 1996.
Pfaff, Anita B., Susanne Busch: Sind Arbeitnehmerinnen schlechtere Gesundheitsrisiken als Arbeitnehmer? Ursachen für die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt. In: Beckmann, Petra, Gerhard Engelbrech (Hrsg.): Arbeitsmarkt für Frauen 2000 — Ein Schritt vor oder ein Schritt zurück? Kompendium zur Erwerbstätigkeit von Frauen. (Beiträge zur Arbeitsmarkt-und Berufsforschung, Bd. 179) Nürnberg 1994, S. 281-305.
Rackebrandt, Helga: Vorsicht Falle: Das Erziehungsgehalt. In: Informationen für Einelternfamilien 5/1996.
Slupik, Vera: Der weibliche Single kommt im Gesetz nicht vor. In: Soziale Sicherheit, 8,9/1990, S. 234-242.
Stern 10/1997.
Ullrich, Otto: Lebenserhaltende Tätigkeit jenseits der Lohnarbeit. In: Fricke, Werner (Hrsg.): Jahrbuch Arbeit und Technik. Bonn 1993, S. 84-98.
Unruh, Trude: Trümmerfrauen. Essen 1987.
Wiegmann, Barbelies: Ende der Hausfrauenehe. Reinbek 1980.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1998 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Notz, G. (1998). Wi(e)der die Neuauflage der Hausfrauenehe Die ungleichen Auswirkungen der Geburt eines Kindes auf die Lebens- und Arbeitsplanung von Frauen und Männern. In: Beschäftigungsrisiko Erziehungsurlaub. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83312-9_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83312-9_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13181-8
Online ISBN: 978-3-322-83312-9
eBook Packages: Springer Book Archive