Aufarbeitung und Aufklärung mit Sachlichkeit und ohne Haß und Rache

Zusammenfassung

Hinter meinem Namen steht auf dem Programmzettel: „Betroffener und Journalist.“ Dieser Zusammenhang zwischen Schicksal und Beruf trifft wohl auf viele zu und ist deshalb keine Besonderheit. Über die Begriffe Aufarbeitung und Aufklärung ist schon sehr viel Sachliches aus höchst kompetentem Munde gesagt worden, so daß die Gefahr besteht, daß ich mich an einigen Stellen wiederhole. Und doch möchte ich anhand von eigenem Erleben, Einsicht in die eigene Akte, anhand eigener Gefühle und eigenem Handeln einige Gedanken mit konkreten Beispielen und auch Nennung von Personen nahebringen, auch wenn Letzteres noch immer so umstritten ist, wie uns die Darlegungen gestern und heute beweisen. Heute vor fünf Jahren fiel die Mauer, sagt man. Sie stand noch in jener Nacht, aber sie wurde von den Menschen regelrecht überflutet. Es war eine Eruption der Gefühle, ein winziges, womöglich gar nicht so gemeintes Wort, eine zögerlich herausgebrachte Formulierung auf die Frage eines Journalisten hatte genügt, um die innerdeutsche Grenze, die wie eine Festungslinie ausgebaut war, schon in der Empfindung zu planieren. Die DDR starb in dieser Nacht, auch wenn es manche nicht wahrhaben wollten und wollen, und wenn auch die Todesurkunde erst ein Jahr später ausgestellt wurde. Aber was wurde geboren? Nach der offiziellen Lesart: die deutsche Einheit. Es kam angeblich zusammen, was zusammengehört. Und wenn man in diesen Tagen wieder die Bilder von den überglücklichen, tränenreichen und tränengerührten Umarmungen sieht, dann stimmt das auch. Es war für uns, die wir diese Stunden in Potsdam und Berlin erlebten, ein magischer, ein überirdischer, ein kaum zu begreifender Augenblick, in dem Traum und Wirklichkeit verbunden waren.