Zusammenfassung
Wie alle anderen Evolutionsprozesse kann man auch soziale Evolutionsprozesse nur beeinflussen und gleichzeitig vital, gesund und kreativ erhalten, indem man sie auf indirekte Weise durch Veränderung ihrer Randbedingungen bzw. Schranken steuert. Wir hatten dies hier als „Prinzip des indirekten Handelns“ bezeichnet. Unsere westliche Kultur ist noch zu stark durch das artefaktgeprägte, mechanizistische Denken und das korrespondierende Prinzip des direkten Handelns bestimmt. Der zumeist juristisch ausgebildete Politiker alten Schlages mit „Verwaltungserfahrung“ nach der „Ochsentour“ durch den Parteiapparat — er ist oftmals blind für das kritische Fluktuieren des Komplexen und taub für das emergente Kreißen der Evolution. Weder verfügt er über die richtigen Konzepte, um die immer komplexeren Prozesse in unserer zunehmend vernetzten Welt adäquat abbilden zu können noch hatte er Gelegenheit, genügend „intuitive Kompetenz“ für den Umgang mit ihnen zu erwerben. Und eine derartige Systemkompetenz würde ihm auch nicht viel „nützen“ — die Mehrheit seiner Wähler könnte einschlägig formulierten Argumenten gar nicht folgen. Entsprechend neigt zeitgenössische Politik, sehr verkürzt gesagt, zu einem ziellosen „Herumtorkeln“ zwischen zwei Extremen: völlige Entschrankung der Marktdynamik mit der Folge eines brutalen „Manchesterkapitalismus“ oder direktivistisch-zentralistisches Abwürgen jeder freien und kreativen Dynamik („Rechts“ vs. „Links“). Auf dem schmalen Grat dazwischen ausdauernd zu balancieren, dies ist die Kunst, die es zu lernen gilt: die Kunst eines subtilen indirekten Steuerns der sozialen Evolution durch ganzheitlich-koordinierte Schrankenveränderungen in einer Weise, daß einerseits die evolutive Stabilität und prospektive Evolutionsfähigkeit des sozialen Systems für die Zukunft gesichert bleibt und andererseits die Bedürfnisse möglichst vieler so weit wie möglich befriedigt werden.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Hansch, D. (1997). Epilog: Von der Evolution des Fühlens über das Fühlen der Evolution zum Management der Evolution — das Projekt einer „evolutionistischen Neomoderne“. In: Psychosynergetik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83258-0_13
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83258-0_13
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12752-1
Online ISBN: 978-3-322-83258-0
eBook Packages: Springer Book Archive