Zusammenfassung
Beim Erzählen läßt der Erzähler den Hörer an der szenischen Reproduktion eines Sachverhalts partizipieren, und zwar im Sinne des „fiktiven Vorstellens“355, insofern er ihn aus der gegenwärtigen Welt der Sprechsituation in einen kommunikativ etablierten szenischen Vorstellungsraum, das „Phantasma“356 versetzt. „Immer aber bezieht sich diese Art des alltäglichen Erzählens auf eine Wirklichkeit außerhalb des Erzählten sowie außerhalb des Erzählvorgangs selbst.“357 Welcher Art diese Wirklichkeit ist, von der Ehlich hier spricht, soll im folgenden genauer untersucht werden. Dabei sollen Anhaltspunkte gewonnen werden, um die Annahme zu begründen, daß ein mentaler Zusammenhang zwischen Erzählen und Phantasieren existiert, und zwar insofern als beide Tätigkeiten auf affektive Schichten der frühen Erinnerung treffen. Um den postulierten Zusammenhang zwischen Erzählen im therapeutischen Diskurs358, Erinnern und Phantasieren zumindest ansatzweise zu rekonstruieren, wird auf theoretische Vorstellungen der Psychoanalyse in bezug auf den mentalen Prozeß des Phantasierens rekurriert. Daß narratives Erinnern in einer noch zu klärenden Weise an Phantasieprozesse gebunden ist, scheint für die Beziehung des Erzählens zu unbewußten Prozessen von zentraler Bedeutung zu sein.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 1995 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Eisenmann, B. (1995). Erzähltheoretische Überlegungen aus psychoanalytischer Perspektive. In: Erzählen in der Therapie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83255-9_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83255-9_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12732-3
Online ISBN: 978-3-322-83255-9
eBook Packages: Springer Book Archive