Rechtsradikalismus und Nationalpopulismus in den französischen Medien

Zusammenfassung

Wie alle parlamentarischen Demokratien Europas sieht sich auch Deutschland seit 1989/90 einer immer stärker werdenden Welle eines neuen Rechtsradikalismus ausgesetzt. Dabei ist die militante und gewaltbereite Strömung des Rechtsradikalismus besonders ausgeprägt, während die Republikaner, die sich gemäßigt-parlamentarisch gebende Partei dieser Bewegung, erst seit kurzem einige spektakuläre Wahlerfolge erringen konnte. Anders die Situation in Frankreich. Dort hatte sich der parteipolitische Rechtsradikalismus schon Mitte der 80er Jahre mit dem Front National durchsetzen können; gewaltbereite rechtsradikale Bewegungen blieben im Vergleich zu deutschen Verhältnissen verschwindend gering. Der Erfolg der 1972 gegründeten Partei Le Pens läßt sich an folgenden Wahlergebnissen leicht ablesen: bis 1983 erhält der Front National zwischen 0,2% und 0,8% der Stimmen; der erste Durchbruch gelingt dieser Partei 1983 bei den Kommunalwahlen in Dreux mit 16,7%¹, dem dann 11,1% bei den Europawahlen 1984 folgen; seither erhält der Front National bei Europa- und Präsidentschaftswahlen um 12–14%, bei Parlamentswahlen um 10%. Ein weiteres Spezifikum ist, daß diese Wahlerfolge von einer zunehmenden medialen Präsenz der Rechtsradikalen — insbesondere Le Pens — begleitet waren und sind. Dies gilt besonders für das Fernsehen, in dem Le Pen seit seinem Auftreten in der politischen Diskussionssendung L’Heure de vérité im Februar 1984 eine Art Hausrecht hat. So trat er seither allein in dieser Sendung sieben Mal auf und ist damit neben Giscard d’Estaing, Chirac, Fabius und Barre einer der wichtigsten “Politiker der Medien”².