Zusammenfassung
Unser heutiges Wissen über historische Baukonstruktionen beruht weitgehend auf dem Stand vor den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, grossteils aus dem des 19. Jahrhunderts1. Bis dahin war dieser Bereich ein zentrales Thema in der Architektenausbildung und Domäne der Architekten in der Forschung gewesen. Heute ist das Wissen um historische Bautechnik und Bauorganisation scheinbar nicht mehr notwendig im Selbstverständnis des Architekten, obwohl neben modernen Bauten die grossen Denkmäler der Architekturgeschichte nach wie vor, wenn nicht stärker denn je bereist und bewundert werden. Auch das Normalpublikum strömt mit der Rückbesinnung auf Geschichtliches in Massen in die Denkmäler und will neben staunen auch wissen: Wie ist das gemacht? Erstaunlich ist die Zunahme der Literatur, darunter viele Reprints, auf diesem Gebiet, ohne dass die Forschung, mit Ausnahme der griechischen und römischen Antike und der Separatleistung Einzelner, wesentlich intensiviert worden ist2. Architekten sind in der Forschung inzwischen in der Minderzahl. Kunsthistoriker allerdings konnten und können gerade den Forschungsbereich über historische Baukonstruktionen nicht vollständig ausfüllen; technische Schulung ist hierfür unabdingbar. Im praktischen Anwendungsbereich steht es ähnlich. Zusehends drängen Büros, die bislang fast ausschliesslich im Neubaubereich tätig waren, in die Altbau- und Denkmalsanierung. Inzwischen sind die Architekten in Deutschland — durch die neuen Bundesländer mit stark zunehmender Tendenz — weit über 50% mit «Bauen im Bestand» beschäftigt. Die wenigsten von ihnen sind darauf vorbereitet — wie auch, wenn die Hochschulen hier nicht ausbilden. Katastrophen sind damit vorprogrammiert, für den Bauherrn, den Architekten und insbesondere den Bau selbst. Die eventuelle Krankheit eines alternden Gebäudepatienten zu erkennen, um zielgerichtet die rechte Behandlung anzusetzen, erfordert genaue Voruntersuchung und die richtige Diagnose. Eine möglichst umfassende Kenntnis historischer Bautechniken ist neben der richtigen Dokumentationsmethodik hierzu unverzichtbar.
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Literatur
Sedlmaier, Richard; Pfister, Rudolf. Die fürstbischöfliche Residenz zu Würzburg, München 1923. Insbesondere S.63ff.
Boni, G. I restauri del Palazzo Ducale di Venezia. In: Archivio storico dell’arte II. Venezia 1889, S. 428–30.
Malvezzi, C.D. Delle assicurazioni provvisorie del restauro generale delle due principali facciate del Palazzo Ducale di Venezia. In: Giornale del Genio Civile Venezia 1874, S. 124–136.
Hierzu: Schnieringer, Karl. Die Ausgrabungen im Regensburger Dom. In: Der Dom zu Regensburg. Ausgrabung, Restaurierung, Forschung. München; Zürich 1990, S. 88–90
Goller, Hilmar; Mai, Brigitte. Bauuntersuchung und Dokumentation des Langhausdachwerkes der Oberen Pfarre zu Bamberg. Masch, geschr. Abschlussarbeit für das Aufbaustudium Denkmalpflege an der Universität Bamberg 1988.
Ostendorf, Friedrich. Die Geschichte des Dachwerks. Leipzig; Berlin 1908, S. 64.
Zur Ausbildung: Schirmer, Wulf. Bauforschung an den Instituten für Baugeschichte der Technischen Hochschulen. In: Cramer, Johannes (Hrsg.). Bauforschung und Denkmalpflege. Stuttgart 1987, S. 25–29.
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Schuller, M. (1993). Historische Bautechnik und Bauorganisation - Ergebnisse moderner Bauforschung. In: Bauforschung und ihr Beitrag zum Entwurf. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-82983-2_5
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