Zusammenfassung
„Mittlerweile aber sei das Ziel des Risikomanagements verstanden worden“, wurde der Leiter des zentralen Risikomanagements der Philipp Holzmann AG im Mai 1999 zitiert.1 Gut sechs Monate später, im November 1999, musste die Geschäftsleitung des damals zweitgrößten Baukonzerns Deutschland die Überschuldung bekannt geben. Der Konkurs konnte jedoch durch einen in der deutschen Wirtschaftsgeschichte bis dato einmalig geleisteten Kraftakt von kreditgebenden Banken, Aktionären, Mitarbeitern und der Bundesregierung abgewendet werden. Im November 2000 informierte das Unternehmen in einer vom damaligen Vorstandsvorsitzenden gezeichneten Broschüre, dass Philipp Holzmann nach der erfolgreichen Restrukturierung wieder seinen angestammten Platz unter den weltweit führenden Bauunternehmen anstrebe.2 Ferner liest sich darin: „Das Risikomanagementsystem wurde im Jahr 2000 ausgebaut. Technische und wirtschaftliche Risiken sollen dadurch künftig bereits in einem Stadium erkennbar werden, in dem ein wirksames Gegensteuern bei sich abzeichnenden negativen Entwicklungen noch möglich ist.“3 Doch das Unternehmen war auch nach diesem Statement und damit nach der erfolgreich abgewendeten ersten Krise erneut insolvent. Am 21. März 2002 beantragte das Traditionsunternehmen wegen Zahlungsunfähigkeit die Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Offensichtlich konnte das Risikomanagementsystem die erhoffte Wirkung ein zweites Mal nicht erreichen.
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Literatur
Vgl. Palaß (1999), S. 142.
Vgl. Philipp Holzmann (2000), S. 14.
Philipp Holzmann (2000), S. 4 f.
Vgl. Fischermann/Kleine-Brockhoff (2002).
Als weitere spektakuläre Fälle deutscher Unternehmenskrisen des letzten Jahrzehnts werden außerdem immer wieder Volkswagen (Devisenmanagement), Deutz (ins Ausland verlagerte Risiken), Balsam (Betrug, Bilanzmanipulation) und Flowtex (Betrug, Bilanzmanipulation) zitiert. Vgl. z. B. Freg (2000).
Destatis (2002).
Während bis 1994 jährlich weniger als 20.000 Untemehmensinsolvenzen verzeichnet wurden, waxen es 1998 rund 28.000 und 2001 bereits über 31.000. Vgl. Destatis (2002).
Vgl. z. B. Bartram (1999), S. 1; Holscher (2000), S. 298; Maier/Lengefeld (1996), S. 356; Ruud (2001), S. 91.
Aufgrund national fehlender Rechtsgrundlagen reichen deutsche Anwälte somit vermehrt Sammelklagen in den USA gegen deutsche Industrieunternehmungen ein. Dieses Risiko wird sich in noch nicht absehbarer Weise auf die Bayer AG auswirken, die sich gegenwärtig bereits einer Zahl von über 2000 Klägern in den USA im Zusammenhang mit der Vermarktung des Medikamentes Lipobay konfrontiert sieht. Vgl. O.V. (2002a).
Schwankungen von Rohstoffpreisen können insofern den finanzwirtschaftlichen Risiken zugeordnet werden, als über handelbare Warentermingeschäfte ein Hedging analog zu den Risiken aus Wechselkurs-und Zinsschwankungen vorgenommen werden kann. Vgl. Bartram (1999), S. 1.
Vgl. Steiner (2001), Sp. 465 f. Dabei ist zu betonen, dass in Industrieunternehmungen die finanzwirtschaftlichen Risiken eigentlich eine Folge der für die Erreichung des Sachziels notwendigen Realinvestitionstätigkeit darstellen. Die meisten Risiken entstammen damit im Grunde dem leistungswirtschaftlichen Bereich.
Demgegenüber hat in der Banken- und Versicherungswirtschaft das Risikomanagement eine erheblich längere Tradition, da sich dort das ertragsorientierte Management bzw. die Transformation von Risiken längst zur wettbewerbskritischen Kernkompetenz entwickelt hat.
Vgl. BöCking/Orth (1998), S. 1877; Ernst/Seibert/Stuckert (1998), S. 1
Vgl. Bgbl (2002), S. 2681 ff. Auf weitete Einzelheiten zum KonTraG und TransPuG wird im zweiten Kapitel ausführlich eingegangen.
Löck (2001), S. 2315, spricht sogar von erheblichen Schwächen und Unzulänglichkeiten bei der Umsetzung der Anforderungen des KonTraG durch ein Risikomanagement-und Uberwachungssystem.
Vgl. Halek (2001); Löck (2001); Lock (2002). Gelegentlich wird Chancenmanagement auch als Management von Erfolgsfaktoren verstanden Vgl. dazu z. B. Weber/Weibenberger/Liekweg (1999), S 15.
Vgl. AJ.I.Fnspach (2001), S. 10.
Dieser Sachverhalt könnte eine Ursache dafür sein, dass, wie eingangs skizziert, Unternehmungen trotz praktiziertem Risikomanagement immer wieder in Schieflagen geraten. Es bleibt letztlich der Insolvenzursachenforschung vorbehalten, hierfür stichhaltige empirische Befunde zu ergründen.
Vgl. z. B. Brealey/Myers (1991); Copeland/Weston (1988); Perridon/Steiner (2002); Steiner/Bruns (1998); Steiner/Uhlir (2001). Hier wird lediglich auf einschlägige Werke ohne Anspruch auf Vollständigkeit eingegangen. Eine detaillierte Einbettung der in dieser Arbeit behandelten Konzepte in die Literatur erfolgt später an entsprechender Stelle.
Vgl. z. B. Kendall (1998); Saitz/Braun (1999); Gleason (2000); Löck (2001a); Wolf/Runzheimer (2001).
Vgl. z. B. Grebe (1999); Bartram (1999). Für eine integrierte Rendite-/Risikosteuerung im Bankbereich existieren dagegen im Zusammenhang mit dem Return on Equity (ROE)-Konzept und den Risk Adjusted Performance Measures (RAPM) zahlreiche Vorschläge. Vgl. dazu z. B. Anders (2000); Hille/Burmester/Otto (2000); Lehar/Welt/Wiesmayr u. a. (1998); Lehar/Welt/ Wiesmayr u. a. (1998a); Lister (1997).
Vgl. Fmc (2002); Iff (2002).
Vgl. Z. B. Gramlich/Peylo/Staaden (1999); Pfohl (2002).
Vgl. z. B. Halek (2001); Luck (2001).
Vgl. z. B. smrrx/stulz (1985); Grebe (1993), S. 17 ff.; Fenn/Post/Sharpe (1997); Bartram (1999), S. 28 ff.
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Huther, A. (2003). Einleitung. In: Integriertes Chancen- und Risikomanagement. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-81583-5_1
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