Zusammenfassung
Die Anfang der 1990er Jahre entwickelte Wissenspolitologie (Nullmeier 1993; Nullmeier/Rüb 1993) stellt die „politische Konstruktion von Wirklichkeit“ (Nullmeier u.a. 2003:16) durch die Deutungen politischer AkteurInnen in den Mittelpunkt. Der Ansatz inspirierte in den Folgejahren eine Reihe von Forscherinnen, die mit unterschiedlichen Fragestellungen die Implementation von Geschlechterpolitik untersuchten. In meinem Beitrag prüfe ich dieses Konzept im Hinblick auf seinen Nutzen für feministisch-politikwissenschaflliche Forschung. Dabei stelle ich zunächst heraus, warum die Wissenspolitologie mit ihrem Fokus auf subjektive Deutungsprozesse für die Untersuchung von Frauen- und Geschlechterpolitik attraktiv ist und mit welchen Forschungsmethoden sich der Ansatz verknüpfen lässt (1.).
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Literatur
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Henninger, A. (2005). Politik als Kopfgeburt? Nutzen und Grenzen des wissenspolitologischen Ansatzes für die Untersuchung von Geschlechterpolitik. In: Harders, C., Kahlert, H., Schindler, D. (eds) Forschungsfeld Politik. Politik und Geschlecht, vol 15. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80977-3_10
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